Wenn ich dort oben beim Kreuz arbeite, dann bin ich näher bei Gott“, sagt Leon Berghaus. Gottvertrauen ist sicher hilfreich, wenn man in so schwindelnder Höhe arbeitet, wie bei der Sanierung des Feldbacher Kirchturms. Denn zuerst wird die Stahlkrone mit dem Kreuz an der Spitze saniert. Das heißt reinigen, mit Drahtbürste putzen – auch jede Schraube der Konstruktion – Rostschutz, Grundierung und dann kommt die elastische Spezialfarbe für Metall drüber, wie Malermeister Dieter Rauch erklärt.

Der Wind als einziger Feind

Der Kran, bedient von Christoph Grabenhofer, hebt den Gitterkorb mit Leon auf 72 Meter Höhe hinauf, von dort werden die Arbeiten erledigt. Wenn es der Wind zulässt. Der ist nämlich in diesem Beruf der einzige Feind, wie es der 28-jährige Kranführer ausdrückt: „Bei zu viel Wind muss man die Arbeiten einstellen, weil es zu gefährlich wird.“ Und dieser Feind hat – zusammen mit mehreren Tagen Regenwetter – auch dafür gesorgt, dass man etwas hinter dem Plan zurückliegt.
Für den Videodreh und die Fotos sind die Windverhältnisse noch vertretbar. Allerdings hebt uns der Kran im Gitterkorb nur auf bis 60 Meter hinauf. Das reicht auch. Leon, Leiharbeiter aus Maribor, erläutert vom Gitterkorb aus, was seine beiden Malerkollegen machen. Wenn die vierte Seite der Stahlkonstruktion fertig vorbereitet ist, sollen in dieser Woche die Grundierung und schließlich die Spezialfarbe drankommen.
Auch die Bauarbeiter von Puchleitner mit Polier Josef Froschauer, die den Beton sanieren, sind gerade an der höchsten Stelle des Gerüsts. Lockeres Material wird mit dem Stemmgerät abgetragen, Eisen abgeschliffen und vom Rost befreit. Dann wird die Stelle neu verputzt – damit die Eisenbewehrung ausreichend tief und verschlossen im Beton liegt. Schließlich wird verrieben, damit wieder die gleiche Struktur wie vorher entsteht.

Deutliche Spuren der Zeit

Der Zahn der Zeit hat schon deutliche Spuren hinterlassen, wie sich vom schwankenden Gitterkorb aus gut erkennen lässt. An einigen Stellen zeigen sich ordentliche Rissen. Da haben Froschauer und Benjamin Götzenbrugger viel zu tun.
„Die äußerst notwendige Betonsanierung ist wesentlich umfangreicher als angenommen. Das sieht man erst wenn man auf dem Gerüst steht. Es gibt viel loses Material und zahlreiche Stellen, an denen die Bewehrung herausschaut“, unterstreicht Dechant Friedrich Weingartmann. „Es geht hier nicht um die Ästhetik, sondern um die Sicherheit.“ Wenn das fachgemäß erledigt ist, hat man wieder auf viele Jahre hinaus Ruhe.
Erst wenn diese Sanierungsarbeiten abgeschlossen sind, kann dann mit der eigentlichen Neufärbelung begonnen werden.

"Man muss alle Sinne beisammen haben"

Da wird dann alles vom Gerüst aus gemacht. Leon, der eigentlich gelernter Tischler ist, arbeitet überhaupt zum ersten Mal in solcher Höhe. Auch für die Maler Kai Schrappl und Manuel Neuherz-Kahr sind Malerarbeiten in dieser Höhe Neuland. Die beiden sind natürlich schwindelfrei. „Aber man muss natürlich schon alle Sinnen beisammen haben und darauf achtgeben, wo man hintritt. Aber man schaut ja nicht immer hinunter“, sagt Kai Schrappl. „Und nicht viele haben einen Arbeitsplatz mit so einer schönen Aussicht.“