„Wir waren gerade dabei, den Fahrradträger vom Auto abzunehmen, als wir plötzlich ein lautes metallisches Geräusch und gleich darauf ein Platschen hörten. Dann sahen wir ein Auto auf der Wasseroberfläche treiben“, schildert Daniel Zelger aus Lödersdorf (Gemeinde Riegersburg) den Augenblick, bevor er am vergangenen Sonntagmorgen zum Lebensretter wurde.

Die slowenische Feuerwehr musste glücklicherweise nur den grauen Opel Corsa aus dem Meer bergen
Die slowenische Feuerwehr musste glücklicherweise nur den grauen Opel Corsa aus dem Meer bergen © KK

Zelger und seine Frau Sandra waren gerade in der slowenischen Küstenstadt Izola angekommen und wollten gleich eine Radtour entlang der Küste machen, als sie sahen, wie ein Auto in die Hafenmole stürzte und unterzugehen drohte. „Im ersten Moment kam mir die Situation nicht real vor. Als ich dann den Jungen auf dem Rücksitz sah, dachte ich nur: Jetzt musst du schnell eingreifen“, erzählt der 40-Jährige.

„Das größte Glück war, dass ich die Schnalle vom Gurt sofort erreichte“

Dann ging es Schlag auf Schlag. Geistesgegenwärtig und ohne groß nachzudenken, sprang Zelger ins Wasser und schwamm zum sinkenden Fahrzeug. Beim Auto angekommen, riss er zunächst die Fahrertür auf und versuchte, die 66-jährige Lenkerin herauszuholen – ohne Erfolg. „Sie stand unter Schock, wusste nicht, was passiert war, krallte sich am Lenkrad fest und wollte nicht aussteigen“, schildert Zelger. Zu diesem Zeitpunkt saß auch noch ihr vierjähriger Enkel angeschnallt in seinem Kindersitz auf der Rückbank.

Daniel Zelgers Frau Sandra (l.) kümmerte sich um den vierjährigen Jungen, während Daniel Zelger erneut ins Meer sprang, um auch die 66-jährige Slowenin sicher ans Ufer zu bringen
Daniel Zelgers Frau Sandra (l.) kümmerte sich um den vierjährigen Jungen, während Daniel Zelger erneut ins Meer sprang, um auch die 66-jährige Slowenin sicher ans Ufer zu bringen © KLZ / Privat

Schnell habe er bemerkt, dass seine Bemühungen, die Lenkerin herauszuziehen, vergeblich waren, also riss er die rechte hintere Fahrzeugtür des silbernen Opel Corsa auf, um zum Vierjährigen zu gelangen: „Als ich die Tür öffnete, schnellte das Wasser herein. Ich hatte nur wenige Sekunden, um den Jungen herauszuholen. Das größte Glück war, dass ich die Schnalle vom Gurt sofort erreichte“, erinnert sich Zelger an den dramatischen Moment. Er zog den Jungen aus dem Auto und schwamm mit ihm zur Anlegestelle. Dort kümmerten sich seine Frau Sandra und einige Passanten, die bereits die Rettungskräfte alarmiert hatten, um den traumatisierten Jungen.

Und die Lenkerin? „Vom Ufer konnte ich sehen, dass sie sich inzwischen selbst befreit hatte. Wahrscheinlich, weil ich den Jungen schon in Sicherheit gebracht hatte. Aber sie hielt sich noch immer am Auto fest, obwohl es unterging.“ Also schwamm Zelger zur Slowenin zurück. Diesmal gelang es ihm, die Frau vom sinkenden Fahrzeug wegzuziehen und sie ebenfalls sicher an den Pier zu bringen.

Wenige Minuten nach dem dramatischen Vorfall waren bereits die Rettung, die Polizei, ein Kriseninterventionsteam sowie die Feuerwehr, die glücklicherweise nur das gesunkene Fahrzeug bergen musste, eingetroffen. Zum Unfallhergang habe man Zelger nur erzählt, dass die Dame wohl beim Einparken die Kupplung ihres Wagens losgelassen hat, während der Motor noch lief, und sie durch den plötzlichen Ruck nach vorne ins Meer geraten sei.

Ein Held, der sich nicht so fühlt

In Slowenien hat die selbstlose Tat des Lödersdorfers bereits landesweit für Schlagzeilen gesorgt. In Izola wird er wie ein Held gefeiert. „Sie haben mich zwar als Held betitelt, aber so fühle ich mich nicht. Ich war einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort und habe instinktiv das Richtige getan“, sagt Zelger. Die wahren Helden seien für ihn immer noch die unzähligen Einsatzkräfte, etwa vom Roten Kreuz oder der Feuerwehr, die tagtäglich ihr Leben und ihre Freizeit in den Dienst der guten Sache stellen.

Die restlichen Urlaubstage verbringen Zelger und seine Frau Sandra nun mit „relaxen“ – unter anderem beim Glamping in Pomer (Kroatien): „Eine solche Sache musst du erst einmal verarbeiten. Erst im Nachhinein kommst du drauf, wie viel hätte schieflaufen können. Das Wichtigste für mich ist aber, dass es der Frau und vor allem dem kleinen Buben gut geht und ich weiß, dass er ein ganzes Leben vor sich hat.“