Für einen Sattelzug Kakaobutter muss Chocolatier Josef Zotter aus Bergl aktuell tief in die Tasche greifen: Kostete vor einem halben Jahr eine gewöhnliche Lieferung von 20 Tonnen Bio-Kakaobutter noch rund 140.000 Euro, so hat der Schokoladenhersteller für dieselbe Ladung derzeit mehr als 540.000 Euro zu berappen. „Kakao und Kakaobutter sind rar geworden und diese Rechnung für die ewige Ausbeute durch die vielen konventionellen Großbetriebe bekommen wir allesamt jetzt präsentiert“, versucht der Unternehmer zu erklären.

Abwanderung

Es sind bittere Zeiten, die viele familiär geführte Kakaoanbau-Betriebe etwa in Tansania und Uganda derzeit durchleben. Chinesische Konzerne investieren in afrikanische Firmensitze und locken junge Menschen durch vielversprechende Jobangebote in naheliegende Städte.

Eltern und Großeltern bleiben auf den Höfen zurück – geplagt von den Folgen des Klimawandels und weil oft zu wenige Investitionen getätigt wurden, dominiert immer noch mühselige Handarbeit. „Die Industrie kann die Preise für den Kakao nicht mehr weitergeben, somit wird von den Bauern weniger produziert“, erklärt Zotter die vielerorts herrschenden „noch nie dagewesenen Engpässe bei Kakao und Schokolade.“

Entgegen aller Preiserhöhungen aufgrund des Rohstoffmangels am konventionellen Sektor (der konventionelle Kakaopreis ist um mehr als das Dreifache gestiegen, aber immer noch so hoch wie jener aus biologischem Anbau), berichtet Josef Zotter über sehr gut gefüllte Lager in der Südoststeiermark. „Von lange geplante und faire Agreements mit meinen Bio-Bauern garantieren mir diese Kooperativen auch in Zeiten wie diesen“, argumentiert Zotter in Richtung Kreislaufwirtschaft und nachhaltige Handelsweisen.

„Würde den Bauern von allen Konzernen mehr für ihren Kakao gegeben werden, könnten diese beispielsweise in Humusaufbau, bessere Beschattung oder Bewässerungsanlagen investieren und Dürrephasen wesentlich einfacher überbrücken“, meint der Schokoladenerzeuger, der in ständigem Kontakt mit seinen Landwirten steht.

Logistik

Bis Ende Juni kommt der südoststeirische Schokoproduzent übrigens noch mit seinen jetzigen Lagervorräten aus, ehe wieder ein Sattelzug an Bio-Kakaobohnen geordert werden muss. „Was viele vergessen, ist, dass die Logistik dahinter ebenso immer teurer wird“, so Zotter. Vorerst sollen sich die Preise für seine Schokoladen aber nicht erhöhen, verspricht der Unternehmer. Eine Anpassung von 8 bis 10 Prozent ist erst für kommenden Herbst geplant.