Kaum ein Land wird so sehr mit Spargel in Verbindung gebracht wie Deutschland. Nicht nur im Konsum haben die Nachbarn die Nase vorne, ebenso im Anbau sind sie weltweit im Spitzenfeld. Doch auch in Österreich erfreut sich das Frühlingsgemüse zunehmender Beliebtheit. Zwar liegt das Hauptanbaugebiet im Marchfeld oder rund um Eferding, aber auch die Steiermark und vor allem die Südoststeiermark baut inzwischen auf mehreren Hektar Spargel an. Mit den Jungen Wilden Gemüsebauern gesellten sich vor fünf Jahren vier weitere Spargelproduzenten zu Urgesteinen wie der Familie Reicher.
25 Hektar Spargel
„Wir hatten davor null mit Spargel am Hut“, blickt der „Junge Wilde“ Armin Lenz lachend zurück. Und heute, fünf Jahre nach der ersten Ernte, bewirtschaften Andreas Domatschitz (Tieschen), Markus Klobassa (Bad Radkersburg), Claudia Tscherner (Halbenrain) und Richard Oberer (Markt Hartmannsdorf) mit rund 25 Hektar einen großen Teil der steirischen Anbaufläche.
Angefangen hat dabei alles mit Spar: Der Einzelhandelsriese wollte gerne steirischen Spargel in das Sortiment aufnehmen und ging auf den Zusammenschluss der jungen Bauern zu. Darauf fanden sich vier Landwirte, die das mit Spargelanbau einmal versuchen wollten, erklärt Lenz. Anfangs gab es jedoch durchaus Herausforderungen zu meistern: „Drei der vier waren vorher reine Tierhaltungsbetriebe ohne Fremdarbeitskräfte am Hof.“
Hinzu kommt die Witterungsempfindlichkeit des Spargels: Ist es wärmer, wächst er mehr, ist es kälter, stoppt das Wachstum und der Ertrag fällt niedriger aus. Entsprechend besorgt blicken viele Spargelproduzenten, nach kürzlich 30 Grad Celsius, auf die kommenden Apriltage. Das Wetter bestimmt im Spargelanbau außerdem maßgeblich den Arbeitsalltag. So begann die Spargelernte durch die frühe Wärme heuer zwei Wochen früher. In dieser Zeit werde dann auch täglich frisch geerntet, um für beste Qualität zu sorgen, so Lenz, auf dessen Hof in Straden der „Junge Wilde Spargel“ verarbeitet wird: „Während der Spargelsaison tut nicht wirklich jemand etwas anderes.“ Das führe aber auch zu einer, vor allem gegenüber Importen, unerreichten Frische und einem unvergleichlichen Geschmack.
Viele Veränderungen und eine Konstante bei der Spargelernte
Über die vergangenen fünf Jahre hat sich jedoch einiges verändert – neben der stetig steigenden Beliebtheit des (vor allem grünen) Spargels, stiegen vor allem auch die Lohnkosten für die Saisonarbeiter. Arbeitskräfte zu finden sei natürlich auch ein Thema, so Lenz, aber wenn man sich darum kümmere, funktioniere das schon. Wie so oft, ist hierbei die geografische Nähe zu Slowenien von Vorteil, denn so könnten viele Mitarbeiter pendeln.
Eine Konstante in der Spargelgeschichte der Jungen Wilden Gemüsebauern ist jedoch der Klimawandel und die dadurch zunehmenden Sturmwetterereignisse: „In den letzten fünf Jahren war die Erntesaison nie gleich.“ Auch von langwierigeren Ausfällen spricht Armin Lenz, so musste beispielsweise Markus Klobassa 2023 zwei Hektar Spargel roden, weil die Fläche zu oft unter Wasser gesetzt wurde: „Mitarbeiter mussten in Gummistiefeln ernten.“
Redakteur Florian Eder beim Selbstversuch
Diese herausfordernde Entwicklung ist nur noch schwer aufzuhalten und bewirkt vor allem eines: „Spargel wird nicht immer verfügbar sein, auch wenn er gerade Saison hätte. Das muss der Konsument lernen“, sagt Lenz. Doch genau wegen ihnen, den Kunden, würden die Jungen Wilden Gemüsebauern die harte Spargelproduktion gerne auf sich nehmen, denn bei keinem anderen Produkt bekommen sie so viel positive Rückmeldung. Das sei fast schon Fanpost, sagt Lenz begeistert: „Spargel ist für Kunden ein emotionales Produkt und motiviert uns täglich.“