Krottendorf. Thörl. Aflenz. Mariazell. Deutschfeistritz. Die Liste der Orte, die in diesem Sommer von Unwettern mit Hochwasser und Sturmschäden gebeutelt wurden, ist lang. Und in jeder Ortschaft sind Schicksale zu finden, die betroffen machen, die aber auch vom großartigen Zusammenhalt in der Bevölkerung erzählen.
Die Vergangenheit auf der Wäscheleine
Ein Fuß steckt bereits im Schlamm, als Erika Gartler (80) in der Nacht vom 17. Juli aufwacht. Der Strom ist weg, das Wasser drückt durch das gekippte Fenster ins Schlafzimmer. Die 16-jährige Enkelin hört die Hilfeschreie und hilft der Oma ins obere Stockwerk. Nun heißt es warten. Neun lange Stunden. Denn die Brücke zu ihrem Haus in Thörl ist nicht passierbar, die Rettung erfolgt per Hubschrauber. Stolz ist Fiona Fladl auf ihre kleine Schwester, die in dieser Notlage so gut gehandelt hat. Sie wohnt mit ihrem Lebensgefährten im oberen Stockwerk des Hauses, die Nachricht von der Katastrophe erreicht sie im Urlaub. „Wir haben probiert, das Haus so schnell wie möglich auszuräumen, damit die Feuerwehr das Haus ausspritzen kann und der Schlamm weg ist. Zuerst hat es ausgeschaut, da geht gar nichts mehr zum Retten“, seufzt sie. Vieles ist für immer verloren, der Schaden enorm.
Aber es gibt tröstliche Lichtblicke: „Die Fotoalben haben wir zuerst nur in eine Scheibtruhe geschmissen. Dann haben wir jedes Foto aus dem Album herausgenommen, in den Kübel hineingetunkt, abgetupft und aufgehängt.“ Die Vergangenheit trocknet nun auf der Wäscheleine. Eine große Stütze in diesen arbeitsreichen Tagen waren die vielen Helfer, erzählt Fiona Fladl: „Vereinskollegen, Freunde … Wer da alles geholfen hat – unglaublich!“ Begeistert zeigt sich Frau Fladl auch von der finanziellen Unterstützung, die dabei hilft, in der ersten Zeit über die Runden zu kommen, und hebt „Steirer helfen Steirern“ hervor: „Ich finde, das war von ,Steirer helfen Steirern‘ so eine gute Organisation. Das war ein Formular, man hat das ausgefüllt und abgegeben mit ein paar Unterlagen, und nach ein paar Tagen war das Geld auf dem Konto. Das Geld kommt an. Und es kommt schnell an. Ganz unkompliziert.“
„Der sicherste Platz der Welt!“
Zum allerersten Mal schläft die neun Monate alte Sophie durch. Eigentlich ein Grund zum Freuen, aber dann reißt um 4 Uhr Früh das Geräusch der Feuerwehrpumpe Familie Aschacher aus Aflenz aus dem Schlaf: „Ein schockierender Anblick: Das komplette Grundstück war unter Wasser und Schlammmassen begraben, der Keller bis knapp unter die Decke gefüllt und der Ausgang über die Haustür nicht möglich. Nachdem wir den ersten Schock verdaut hatten, kletterten wir durch ein Fenster im Erdgeschoß ins Freie, schalteten in den ,Funktionsmodus‘ und begannen zu arbeiten.
Erst nachdem der Keller geräumt war und alles auf einem undefinierbaren Haufen im Garten lag, wurde uns das Ausmaß der Katastrophe so richtig bewusst.“ Immer, wenn die beiden Buben (5, 7) früher Angst vor Gewittern hatten, hat Sandra Aschacher sie beruhigt: „Geh, bei uns hat’s noch nie eine Überschwemmung gegeben, da passiert nix. Unser Haus ist der sicherste Platz auf der Welt!“ Mittlerweile wächst wieder Gras im Garten, die neue Heizung wird demnächst eingebaut. Zurück bleibt die Unruhe, die beim Einsetzen vom Regen nun immer da ist. Und die Erinnerung an den Zusammenhalt in der Nachbarschaft in Form von tatkräftiger Hilfe und aufmunterndem Beistand. Froh ist sie über die Hochwasser-Soforthilfe: „Die rasche finanzielle Hilfe von ,Steirer helfen Steirern‘ ermöglichte uns die sofortige Anschaffung der wichtigsten Elektrogeräte“.
„Nur noch Dreck und Elend“
Am 16. Juli, kurz vor Mitternacht, wird Kunigunde Trattner aus Krottendorf von den Rufen ihrer Enkelin geweckt: „Oma, Oma, das Wasser kommt!“. Das Wasser steht bereits im Haus und versperrt den Weg ins Obergeschoß. Die beiden Frauen flüchten durch ein Fenster auf die Terrasse und verbringen die Nacht zusammengekauert auf einem Tisch. Mit Lichtsignalen aus ihren Taschenlampen versuchen Frau Trattner und ihre ebenfalls eingeschlossene Nachbarin ihre Angst im Zaum zu halten.
„Nur noch Dreck und Elend“ sieht Werner Trattner, ihr Ehemann, beim Blick auf sein Haus. „Ich kann nur noch hoffen, dass wir uns das Leben leisten können“, ist er bedrückt. Schließlich muss das Paar nun Miete bezahlen, die Kaution für die Wohnung musste aufgebracht werden, denn an eine Rückkehr in ihr Haus ist in nächster Zeit nicht zu denken. Für die Soforthilfe durch „Steirer helfen Steirern“ ist er dankbar: „Jeder Euro ist viel wert!“
„Auf einmal rauscht es im Haus“
Als Hildegard Trattner in der Unwetternacht aufwacht, steht der Keller bereits komplett unter Wasser. Gemeinsam mit der Pflegerin packen sie den pflegedürftigen 99-jährigen Mitbewohner unter den Armen und bei den Füßen und schleifen ihn hinauf auf den Dachboden. Aus dem Fenster verfolgen Sie unruhig, wie das Wasser mit Getöse an ihrem Haus vorbeirauscht. „Ich habe immer noch Träume, krieg das nicht aus meinem Kopf raus“, erzählt sie. Drei Wochen werden Frau Trattner und Herr Seidl von einem Gemeindebewohner aufgenommen, dann kann Frau Trattner eine kleine Wohnung beziehen.
Überwältigt ist die 73-Jährige, die in den ersten Tagen nach der Katastrophe nicht einmal über ein Paar Schuhe verfügte, von der Hilfsbereitschaft in der Gemeinde. Eine Küche wird organisiert, durch Spenden und Arbeit unterstützt. Die Soforthilfe von „Steirer helfen Steirern“ hat Frau Trattner für einen Kühlschrank und eine Waschmaschine verwendet. Das Wegschmeißen der eingelagerten Schätze aus ihrem gehegten Garten war von Tränen begleitet. Aber wenn Frau Trattner im kommenden Jahr wieder zurückkehrt in ihr Zuhause, soll auch diese grüne Oase mit alten Obstsorten und Gemüse nach und nach wieder zum Leben erwachen.
„Die Füße hat’s unter mir weggerissen“
Beim Blick auf die Wasserlinie, die in erschreckender Höhe auf der Hausfassade zu sehen ist, wiegelt Franz Raudner aus Krottendorf ab. Viele habe es schlimmer erwischt als sie, meint er. Seine Schilderungen klingen allerdings wie aus einem Abenteuerroman: Seine Frau wird von einem Feuermann, seine Tochter vom Lebensgefährten „bucklkraxn“ aus der Gefahrenzone gebracht, er selbst will noch die Kellertür schließen, was aufgrund der drückenden Wassermassen nicht mehr zur Gänze gelingt. Bei seiner Flucht reißt ihn die Wasserflut zu Boden, er kraxelt aufs Dach und steigt über ein Fenster ins Haus des Schwiegersohns ein. Am nächsten Tag zeigt sich erst das Bild der Verwüstung: Die Heizung ist kaputt, der Wohnbereich steht unter Wasser. „Es war schrecklich“, erinnert sich Anna Raudner und lobt die Soforthilfe von „Steirer helfen Steirern“: „Ihr wart super!“.
Danke an alle Spenderinnen und Spender
Bereits mehrere Hundert Male konnte die Unwetterhilfe von „Steirer helfen Steirern“ Leid bei Betroffenen der Unwetterkatastrophen lindern und durch schnelle Hilfe unterstützen. Unbürokratisch und durch eine rasche Überprüfung des jeweiligen Schadens. Möglich wird diese effektive Hilfe durch die zahlreichen Spenden von Steirerinnen und Steirern. Dafür ein herzliches Danke! Und die Bitte: Helfen Sie uns auch weiterhin! Ein Erlagschein liegt der heutigen Ausgabe der Kleinen Zeitung bei.
Die Erlagscheinbeilage wurde ermöglicht durch Unterstützung der Steiermärkischen Sparkasse. Vorstandsvorsitzender Gerhard Fabisch: „Unser Grundsatz, der Gesellschaft etwas zurückzugeben, ist tief in unserer Unternehmenskultur verankert und geht über unsere Rolle als Finanzpartnerin hinaus. Wir sehen uns als zuverlässige Begleiterin gerade in Notlagen und unterstützen gerne die Initiative ,Steirer helfen Steirern‘.“