In einem Moment hat man noch fassungslos auf die Bilder der Verwüstung in Deutschfeistritz geschaut, da heißt es auch schon „Land unter“ in der Weststeiermark. Und es vergehen keine 48 Stunden, da wird auch in obersteirischen Regionen Zivilschutzalarm ausgelöst.

Die Schäden sind verheerend, viele Steirerinnen und Steirer stehen vor den Trümmern ihrer Existenz. Bangen, ob sich die neue Heizung wohl ausgeht bis zum Heizbeginn, ob das Mauerwerk trocknet und ob überhaupt eine Rückkehr in ihr Heim möglich sein wird. Und ob sie die Kosten für die notwendigen Arbeiten aufbringen können.

„Nach vorne schauen“

„Wir haben uns jetzt eine Mietwohnung genommen, weil unser Haus ist unbewohnbar. Ich weiß nicht, ob das jemals wieder etwas wird, ob wir überhaupt irgendwann wieder einziehen können. Aber wir schauen nach vorn“, erzählt ein 29-jähriger Familienvater aus der Weststeiermark.“ Nach vorne schauen – diese Worte hören die Fallbearbeiterinnen von „Steirer helfen Steirern“ oft, und auch Frau P. aus der Weststeiermark verwendet sie: „Wir sehen jetzt Licht am Ende des Tunnels, wir haben wieder warmes Wasser, die Heizung ist halt hin, aber der Warmwasserboiler ist eingerichtet. Wir gehen halt einen Schritt nach dem anderen. Man muss einfach nach vorne schauen.“ Ganz brüchig wird ihre Stimme, wenn sie erzählt, dass der betagte Vater sein ganzes Leben lang schwer gearbeitet hat, das Haus sein ganzer Stolz war. Ein Haus, das jetzt weit davon entfernt ist, ein Heim zu sein, der Vater verwirrt und verzweifelt ist, nicht verarbeiten kann, was geschehen ist.

Eine andere Weststeirerin erzählt, wie sie gemeinsam mit einer Pflegerin den pflegebedürftigen Bewohner eines Einfamilienhauses in allerletzter Sekunde vor den plötzlich hereinstürzenden Wassermassen über die Stiege auf den Dachboden hinaufgezogen hat. Szenen, die ein Leben lang im Gedächtnis bleiben.

Viele Menschen aus Risikogebieten haben mit Sorge die Wetterprognosen verfolgt, andere hätten nie vermutet, dass es auch sie treffen könnte. Davon erzählt auch eine junge, dreifache Mutter aus der Oststeiermark: „Unsere Kinder haben immer Angst gehabt, wenn es stark geregnet hat, und ich hab‘ immer zu ihnen gesagt: ,Geh, bei uns hat’s noch nie eine Überschwemmung gegeben, da passiert nix!‘ Und jetzt … Die Kinder sind traurig und total verstört. Die Heizung ist komplett kaputt, die Möbel, die Böden – wie sollen wir das alles schaffen?“

„Dank aus tiefstem Herzen“

Um Betroffenen der Hochwasserkatastrophe zur Seite zu stehen, hat die Kleine Zeitung einen Spendenaufruf gestartet, dem eine große Zahl an Leserinnen und Leser gefolgt ist. Über 900.000 Euro sind mittlerweile zusammengekommen, ein Teil davon ist bereits bei den Hilfsbedürftigen Steirerinnen und Steirern angekommen. Die Erleichterung über die rasche Hilfestellung ist groß, wie bei Familie T. aus der Oststeiermark: „Ich möchte mich aus tiefstem Herzen für die so großzügige Hilfeleistung bedanken. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie sehr uns mit diesem Geld geholfen ist.“ Von der „schnellen und unbürokratischen Hilfe“ ist auch Familie S. begeistert und möchte sich bei allen Spenderinnen und Spendern bedanken.

Kleine Lichtblicke gibt es auch an diesen dunklen Tagen, so Frau T. aus der Weststeiermark: „Zum Glück helfen alle zusammen. Es hat auch etwas Schönes: Man merkt, dass die Nachbarschaft größer ist, als man angenommen hat!“

Auch wir sagen „Danke“. An alle, die Hilfe leisten. Sei es tatkräftig bei der Beseitigung von Schlamm und Dreck aus Kellern und Wohnräumen vor Ort oder durch Spenden, um Betroffenen zumindest etwas von der finanziellen Last durch die entstandenen Schäden zu nehmen.