Schon das Programmheft verrät, dass es sich bei „piano forte Inklusiv“ um eine außergewöhnliche musikalische Veranstaltungsreihe handelt. Braille-Schrift als Ergänzung zum herkömmlich gedruckten Text – das ist nicht Standard.
Aber darum geht es ja auch bei der Klavierkonzertreihe, die Stephan Fiedler aus dem 2006 entwickelten Projekt „piano forte – Jugend am Klavier“ auf eine neue Ebene gehoben hat. Nämlich darum, den Blick auf junge musikalische Talente mit Behinderung zu richten. Die Idee kam Fiedler, Leiter des renommierten Klavierhauses Fiedler und umtriebiger Botschafter für „Steirer helfen Steirern“, nach einem Rundruf an steirische Musikschulen und Universitäten, um herauszufinden, wie viele junge Menschen mit Behinderungen in der Steiermark den Musikunterricht besuchen. „Ich war mir sicher, dass es viele gibt, die diese einzigartige verbindende Sprache der Musik leben“, so Fiedler. Rückgemeldet wurden vier Musizierende. Auch wenn man eine Dunkelziffer miteinrechnet, sei das Ergebnis bedenklich. Stephan Fiedlers Aufmerksamkeit war geweckt, die Frage, wie inklusive Musikausbildung unterstützt werden könnte, trieb ihn um: „Auch im Austausch mit den Musikschulen ging es darum: Was können wir tun, damit wir mehr Menschen mit Behinderungen in den Unterricht und auf die Bühnen bekommen?“ Und so wurde die Konzertreihe „piano forte Inklusiv“ ins Leben gerufen, um jungen steirischen Talenten – mit und ohne Behinderungen – eine gemeinsame Bühne für Ihr Können zu bieten und um Motivation, Austausch und Selbstverständlichkeit für Musik auf Augenhöhe zu fördern. Tatkräftige Unterstützung erhält Fiedler dabei nicht nur von engagierten Menschen im Musikbetrieb, sondern auch von seiner Frau Fiona Fiedler, die sich als Abgeordnete im Nationalrat als Sprecherin für Menschen mit Behinderungen einsetzt.
Aus zwei Händen werden viele
Nach dem fulminanten Auftakt der fünfteiligen Reihe im Spiegelfoyer der Oper Graz Anfang Mai werden auch schon die Saiten für das nächste Konzert gestimmt, das am 8. Juni im Salon des Klavierhauses Fiedler stattfindet. Jede Eintrittskarte unterstützt inklusiven Musikunterricht und hilft dabei, Inklusion als ein Menschenrecht im Alltag zu verankern.
Was alles gemeinsam möglich ist, zeigen auch die Kinder und Jugendlichen mit ihrer inklusiven Zugabe bei der Auftaktveranstaltung: Fließend wechseln sie sich am Klavier ab – und ein Stück für zwei Hände wird mit einem Mal ein Stück für ganz viele. So einfach kann es sein.