Die meiste Zeit sprüht das Mädchen mit den braunen Zöpfen vor Energie und Lebensfreude. Aber nun muss sie doch tief seufzen. Denn gerade jetzt, wo sie so viele schönen Weihnachtslieder gelernt hat, darf sie nicht Klarinette spielen. Ein ärztliches Verbot, denn so kurz nach der Kopfoperation, der vierten, ist das zu gefährlich, das muss eine Zeitlang warten. Dass die letzte Operation erst zwei Wochen zurückliegt, merkt man Melina nicht an. Nur ein großes Pflaster am Hinterkopf, wo auch ein Streifen Haare daran glauben musste, zeugt davon, dass etwas Gravierendes vorgefallen ist.
Es war im Sommer 2020, als die heute 12-Jährige beim Aufwachen schlecht sieht – der Arzt bemerkt eine Flüssigkeitsansammlung hinter dem Auge. Von der Augenklinik geht es weiter in die Kinderklinik und schließlich in die Onkologie, die einen bedrückenden Befund ausstellt: Ein Tumor ist die Ursache der Beschwerden. Die erste Operation und die Chemo verlaufen gut, doch der Tumor wächst nach. Zweimal wird operiert, dabei verliert Melina einen Großteil ihres Sehvermögens. Vor der nächsten Chemo steht Bestrahlung auf dem Programm, dafür müssen Melina und ihre Mutter Anneliese Hirschmann jedes Mal nach Wiener Neustadt fahren. „Da war sie sehr tapfer“, erzählt Hirschmann. „Vormittags ist Melina in die Schule gegangen, nachmittags sind wir dann nach Wiener Neustadt gefahren. Sie hat die Schule ganz normal mitgemacht.“
Schule, das ist für die junge Steirerin nicht Pflicht, sondern Vergnügen. Dass sie in ihrer Klasse am Unterricht teilnehmen kann, hat sie einem speziellen Tafellesegerät zu verdanken. Alles, was ihre Lehrer in der MMS Kirchberg mit Schwerpunkt Musik an die Tafel schreiben, wird der Schülerin auf dem Monitor angezeigt. „Sie ist ganz normal in den Unterricht integriert“, bestätigt Beate Absenger, engagierte Elternvereinsobfrau der Schule, die sich gemeinsam mit Direktorin Christine Fischer für den Verbleib des Geräts an der Schule einsetzt. Denn das 14.300 Euro teure Gerät wird am Jahresende wieder zurückgenommen, immerhin steht die Bezahlung seit eineinhalb Jahren aus. Schuld daran ist ein Hin und Her zwischen Gemeinden und Behörden. Da Melina eine Schule außerhalb ihres Schulsprengels besucht – die Schulwahl war aufgrund ihrer musikalischen Begabung klare Sache – wirft eine Stelle der anderen den Ball zu. Der lange Kampf um die Finanzierung hat Anneliese Hirschmann viel Kraft gekostet: „Nach langem Hin und Her hat die BH auf einmal gesagt: ,Nein, eigentlich sind wir nicht zuständig, die Gemeinde ist zuständig.‘ Bei der Gemeinde hat es nach einem Dreivierteljahr geheißen: ,Nein, nicht wir sind zuständig, sondern der Schulerhalter!‘ Der Kirchberger Bürgermeister hat gemeint: ‚Ich kann das nur mieten, weil wenn sie aus der Schule herauskommt, braucht es die Schule ja nicht mehr.‘“ Der Hintergrund: Zahlt der Schulerhalter das Gerät, muss es an der Schule verbleiben, die Schülerin darf das für sie eingestellte Gerät nach ihrem Austritt nicht einfach mitnehmen, so sind die rechtlichen Vorgaben. Der Kirchberger Bürgermeister Helmut Ofner gab sich damit nicht zufrieden und setzte sich tatkräftig für eine Lösung ein, die es Melina ermöglicht, das Gerät auch in einer weiterführenden Schule nutzen zu können. Er hat recherchiert, unzählige Telefonate geführt und ist der Familie bei der weiteren Antragstellung unterstützend zur Seite gestanden.
Auch die Direktorin und der Elternverein wollten sie Situation nicht länger so hinnehmen und setzten auf Eigeninitiative: Eine Schulsammlung wird organisiert, Firmen beteiligen sind, Firmlinge verkaufen Kekse. Der Rücklauf ist überwältigend, aber die benötigte Summe ist hoch. Und die Zeit drängt. Wir wollen Melina helfen, dass sie das Lesegerät und ihre Begeisterung fürs Lernen behalten kann. Denn die junge Steirerin hat noch viel vor. Dass sich manche ihrer Pläne aufgrund ihrer Sehschwäche nicht mehr realisieren lassen, nimmt die toughe Jugendlich übrigens gelassen hin: „Ich hab noch viele Pläne B!“
Sollten im Rahmen dieses Spendenaufrufs zweckgewidmete Spenden eingehen, werden diese bis zum Ausmaß der Hilfsbedürftigkeit des Betroffenen verwendet. Einnahmen, die darüber hinausgehen, werden für weitere Hilfsprojekte herangezogen.