Eigentlich war der Film nur fürs Internet gedacht - verbreitet über Facebook, meistens wohl am Handy angeschaut. Es sollte anders kommen: „Taste of Love“, Paul Scheuflers Abschlussfilm an der Grazer Ortweinschule, läuft von Kanada bis Panama, von den USA bis Nepal auf Filmfestivals und hat dabei schon einige Preise abgeräumt.

In dem 4:32 Minuten kurzen Film kostet sich eine junge Frau mit allen Sinnen durch die Liebe - und durch deren vielfältige Geschmäcker von süß über sauer, bitter bis salzig, eingefangen in äußerst sinnlichen Close-ups. Es ist eine so intime, persönliche Geschichte, dass so mancher überrascht war, einen männlichen Namen in den Credits zu sehen - wie auch der dänische Oscar-Gewinner Martin Strange-Hansen, der das Werk beim Schülerfilmfestival quindici19 in Rom gesehen hat, wo der Film den Festival Award und den Media Award gewann.

Das Filmteam besteht aus Paul Scheufler (Regie und Produktion), Gabriel Proedl (Drehbuch), Philipp Hafner (Kamera), Lukas Schönwiese (Ton) und Lucas Cantera Fohsl (Schnitt). Der Erfolg ist für alle eine große Überraschung. „Es ist toll, dass ihn auf diese Weise so viele Leute sehen“, sagt Scheufler. Dabei bekommt er gerade vom Erfolg in Europa nicht viel mit, verrichtet er doch derzeit Gedenkdienst bei der Global Jewish Advocacy in New York. Auch dort wird der Film demnächst auf dem „Food Film Festival“ laufen. Filme macht Scheufler schon seit seiner Kindheit in Lieboch: „Wir haben Krimis mit der Kompaktkamera gedreht, meine Geschwister und Freunde haben alle mitgespielt.“ Der Weg in die Grazer Ortweinschule war also so gut wie vorgezeichnet. „Ein Schritt, den ich keine Minute bereue“, sagt der junge Filmemacher. Auch in der Schule ist man mächtig stolz auf ihren Absolventen: „Paul ist eines unserer größten filmischen Talente, die wir in den letzten Jahren an der Schule hervorgebracht haben“, sagt etwa sein ehemaliger Lehrer, Film- und Fernsehregisseur Franz Leopold Schmelzer.

Nach dem Gedenkjahr in den USA will Scheufler dem Film natürlich treu bleiben und seine Ausbildung an einer europäischen Filmhochschule - am liebsten in Ludwigsburg oder in Wien - fortsetzen. Sein Ziel für die nächsten Jahre: „Meinen eigenen, persönlichen Stil zu finden.“