Ungeplant und eigentlich auch ungewollt: Hertha Nitsche landete in Italien an der Spitze des Unternehmens Torri, das Stahlkonstruktionen für die industrielle Anwendung herstellt. Es ist eine Exportfirma in Vicenza im Nordosten Italiens, die – wie vergangene Woche bekannt wurde – mit ihren 135 Mitarbeitenden vom Stahl- und Technologiekonzern voestalpine gekauft wurde.
Die 58-jährige Nitsche kommt ursprünglich aus Allerheiligen bei Wildon – nach der Schule entschloss sie sich dazu, in London Management zu studieren. In Großbritannien wollte sie dann eigentlich in der Sales-Branche bleiben, doch seit bereits 15 Jahren ist die Steirerin CEO der Firma Torri in Italien. Sie habe nie einen Schritt ihres Lebens geplant, wie sie sagt.
„It’s okay to be different!”
„Das Aufwachsen am Land in Allerheiligen war die beste Schule fürs Leben.“ In der echten Schule stach Nitsche nie mit guten Noten aus der Menge heraus. „Alle haben immer gesagt, dass ich nur etwas für die Schule mache, wenn der Hut brennt.“ Vor der Matura durfte die heute 58-Jährige ihre Klasse nicht wiederholen, so kam sie nach Bad Aussee, um ihre Matura zu absolvieren, „die anderen Schulen wollten mich nicht mehr“, schmunzelt Nitsche.
Ohne ihre Mutter wäre sie nicht dort, wo sie heute ist: „Sie schwamm immer gegen den Strom. Sie hat immer gesagt: ‚It’s okay to be different!‘. Sei wie du bist, ist doch wurscht, wenn alle sagen, dass du anders bist“, erinnert sich Nitsche gern zurück. Diese Motivation brachte die Steirerin nach Italien. Nach ihrem Studium in London ging die heute 58-Jährige nur in den Süden, um für einen Job in der britischen Hauptstadt Italienisch zu lernen. Dann blieb sie am schönen Stiefel hängen.
„Schau ma mal“
„Mir passieren mein Leben lang schon Dinge, die ich nicht plane. Ich hatte null Plan für meine Zukunft und den habe ich auch noch immer nicht. Mein Motto war und ist ‚Schau ma mal‘“, so Nitsche. Und so wurde die Steirerin im Jahr 2008 zum CEO der Firma Torri in Italien. „Ich hätte eigentlich nur Sales machen sollen. Eine Führungsposition innezuhaben, war nie mein Ziel.“
Letzte Woche teilte voestalpine mit, den Lagerspezialisten Torri gekauft zu haben. „Ich bin sehr froh über diesen Deal, weil er die Zukunft der Mitarbeitenden der Firma Torri sichert“, erzählt Nitsche. Geld war für die Steirerin nie ein großes Thema: „Mir ist wichtig, dass ich für die Menschen etwas bewirken kann. Geld hat mich nie zu etwas gebracht.“
Catherina May