Steirisches Kürbiskernöl, die neueste Apfelsorte "Sweet Tango" (auf Deutsch: Süßer Tango) oder Erdäpfel vom Bauern von nebenan: Sie alle werden im Lebensmittel Informations- und Servicezentrum Institut Dr. Wagner geprüft. Sprich: in ihre einzelnen Bestandteile zerlegt und nach EU-weiten Standards unter die Lupe genommen. Dann wird entschieden, ob sie für den Verkauf zugelassen werden können.
"Uns geht es darum, die Qualität regionaler Lebensmittel zu prüfen und zu gewährleisten", erklärt Leiter Franz Siegfried Wagner das, was im Institut vor sich geht. Er sieht sich und sein Unternehmen als "Servicestelle, damit Produzenten am Markt keine Probleme haben".
Der "Brennstoff"
Demnach bietet das Institut nicht nur Lebensmittelprüfungen an. "Wenn die Proben bei einem Lebensmittel nicht in Ordnung sind, berate ich den jeweiligen Produzenten darin, wie er das Problem lösen kann", sagt der Bio- und Lebensmittelchemiker. Das bereite ihm große Freude: "Die Technik ist auch lässig. Aber der persönliche Kontakt mit den Produzenten ist der Brennstoff, meine Motivation".
Und dank dieser eröffnete Wagner im September den neuen Institutsstandort in Lebring-St. Margarethen. Dort findet die Qualitätssicherung und Verkehrsfähigkeitsprüfung für Steirisches Kürbiskernöl sowie die österreichweite Prüfung von Obst, Gemüse und Erdäpfeln für das AMA-Gütesiegel statt. "Essen tut jeder gerne, aber das, was hier passiert, geht weit darüber hinaus", so Wagner, der aus einer kleinen Landwirtschaft in St. Ulrich am Waasen stammt.
Rückstände ermitteln
So werden Öle, Äpfel, Weine, Erdäpfel und vieles mehr in ihre Bestandteile, zum Beispiel Isotope, zerlegt und auf ihren Geschmack, aber auch auf Schadstoffe, Verunreinigungen und Verträglichkeit etwa für Kinder oder Schwangere geprüft. In verschiedensten Verfahren werden einzelne Substanzen verflüssigt oder in einen gasförmigen Zustand versetzt, um sie und andere Bestandteile messbar zu machen.
"Auf diese Weise können wir Produkte zum Beispiel auf Rückstände von Glyphosat oder Insektiziden testen", erklärt Wagner, "und wenn alle Werte passen, bekommen die Lebensmittel von uns den nötigen Stempel". Wie, wenn ein Auto nach Übersee exportiert wird und die nötigen Papiere ausgestellt bekommt.
"Foodprofiling"
Um die gleichbleibende Qualität von Äpfeln, Kernöl und steirischem Wein DAC zu gewährleisten, kommt im Institut Dr. Wagner ein spezielles "Foodprofiling" zum Einsatz. "Zum Beispiel erstellen wir ein individuelles Profil von einer Apfelsorte anhand ihrer Färbung, Form, Größe, Textur, ihres Geschmacks und Aromas. Das ist wie eine sinnliche Visitenkarte", erklärt der Institutsleiter. Oder wie das Erstellen eines Täterprofils beim CSI.
Bis zu 8000 Stoffe werden pro Produkt in die Datenbank des Instituts aufgenommen und analysiert. 5000 bis 10.000 Lebensmittel werden jährlich im Institut geprüft. "Bei der Ankunft erhalten sie einen QR-Code, der sie durch die Labore begleitet. Am Ende erhält der Produzent ein signiertes PDF mit den Analyseergebnissen. Alles läuft digital", sagt Wagner.
Bienen und Hanf
Auch Produkte für den Export in die Vereinigten Staaten, zum Beispiel für die US-amerikanische "Food and Drug Administration", werden im Impulszentrum Lebring geprüft. Hier findet aber auch das landesweite Bienenmonitoring statt oder die Testung von Hanfprodukten, wie CBD-Tropfen und Co.
Abseits von Computer und Messgeräten veranstaltet der 60-Jährige regelmäßig Verkostungen im Institut. "Ich möchte Qualität nicht nur analytisch, sondern auch sinnlich sichtbar und greifbar machen", sagt Wagner. Das soll mit einem eigenen "gläsernen Zentrum" für Exkursionsgruppen und Führungen gelingen.