"Rollende Werkzeugkiste" oder kurz und knapp "Mog". Der 40 Jahre alte Unimog der Freiwilligen Feuerwehr Bad Waltersdorf hat nicht nur zahlreiche Einsätze auf dem Buckel, sondern auch viele Spitznamen. Was weiter nicht verwunderlich ist - stecken in dem geländegängigen Fahrzeug, in dem sich alles findet, was Feuerwehrfrau und - mann brauchen, doch Tausende ehrenamtliche, unentgeltliche Arbeitsstunden.
"Wir wussten einfach, dass wir so ein Fahrzeug nie mehr finanziert bekommen", erklärt Kommandant Christian Neuhold in der Küche des Feuerwehr-Stützpunktes die Beweggründe hinter dem Projekt.
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Im Jahr 2019 stand man vor der Entscheidung, wie man mit dem Mehrzweckfahrzeug - Baujahr 1982, das damals noch vom Land Steiermark für den Einsatz auf der Autobahn mitgefördert wurde - umgehen soll. Dieses war mit einem hydraulischen Rettungsgerät, Stromaggregat, Greifzug, Tauchpumpe sowie einer Seilwinde mit fünf Tonnen Tragkraft ausgestattet.
"Er ist ein echter Kraxler"
"Wir hatten mehrere Ideen - feststand aber, dass wir uns nicht von ihm trennen, vor allem auch, weil er ein echter Kraxler ist und damit auch im steilen Gelände gut eingesetzt werden kann", sagt Josef Pferschy.
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Um die Ideen zu bündeln, gründete man quasi unter dem Motto "alte Liebe rostet nicht" einen eigenen Fahrzeug-Ausschuss. Im Team: Männer vom Fach - Mechaniker, Schlosser, Lackierer. Die zentrale Frage war: Was ist möglich und was ist sinnvoll? Schon wenig später stand das Grundkonzept für das zweite Leben des in die Jahre gekommenen Unimog. Als Mehrzweckfahrzeug sollte es für ihn weitergehen.
Ein Schienen- und Regalsystem sorgt heute dafür, dass die wichtigsten Dinge mit nur wenigen Handgriffen erreichbar sind. Motorsäge, Hebekissen, Ölbindemittel oder auch Akkugeräte - der "Mog" garantiert bei stressigen Einsätzen, dass alles parat ist.
"Tag und Nacht gearbeitet"
Doch zuerst musste das alte Fahrzeug unter anderem entkernt, auseinandergebaut, vom Rost befreit sowie später neu lackiert werden. "Manche von uns haben wirklich Tag und Nacht daran gearbeitet", sagt Josef Pferschy.
"Die Teile waren überall im Rüsthaus verstreut", erinnern sich die Männer zurück. Aus Platzgründen mussten andere Fahrzeuge im Freien stehen. Es kam aber auch zu durchaus skurrilen Szenen. Zum Beispiel, als die Scheiben entfernt wurden und der Unimog bei Minusgraden zum Lackieren gebracht werden musste. Da machten Not und Kälte rasch erfinderisch - statt Sonnenbrille fuhr man kurzerhand mit der Skibrille aus.
Rund 700.000 Euro wert
Erschwerend kam hinzu, dass einige Teile bestellt werden mussten - mit einer Lieferzeit von zwölf Wochen. "Das hat uns dann auch noch einmal sehr viel Zeit gekostet", erklären die Feuerwehrmänner.
6000 Arbeitsstunden investiert die Feuerwehr Bad Waltersdorf am Ende in ihren "Mog". "Wenn man die Arbeit rechnet, bekommt er einen Wert von 600.000 bis 700.000 Euro", erklärt Kommandant Christian Neuhold.
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Im heurigen Sommer konnte "Mog" schließlich mit einem großen Fest gefeiert und geweiht werden. Gemeinsam mit drei weiteren Fahrzeugen bildet er nun die mobile Ausstattung der Freiwilligen Feuerwehr Bad Waltersdorf und hat seine ersten Einsätze bereits absolviert. "Wir sind schon froh, dass wir das so durchgezogen haben", sagt Kommandant Christian Neuhold mit unüberhörbarem Stolz in der Stimme. Verständlich - so eine "Werkzeugkiste" hat nicht jeder.