Es ist eine Ära, die am kommenden Sonntag in Dechantskirchen endet: Pfarrer Wolfgang Fank wird - nach 28-jährigen Tun als Seelsorger im Ort - in einem festlichen Dankgottesdienst in der Pfarrkirche verabschiedet. Der 80-jährige Geistliche ist seit Anfang September im Ruhestand. "Ich bin sehr wehmütig, weil ich hier sehr viele Freundschaften geschlossen habe. Aber ich freue mich auch auf etwas Ruhe", so der Pfarrer.
Wolfgang, der Letzte
Neuerungen bringt der Pensionsantritt auch für die 1700-Seelengemeinde Dechantskirchen mit sich: Wolfgang Fank ist der letzte Pfarrer in der Gemeinde und zieht sich in das Augustiner Chorherrenstift Vorau zurück. "Eine klare Folge des Priestermangels, wenngleich wir lange nach einem Nachfolger gesucht hatten", schildert Fank.
Eine Situation, in der das Konzept der neuen Seelsorge-Räume schlagend wird: Seit 2020 wird Kirche im ländlichen Raum in Seelsorge-Räumen organisiert. In acht Regionen sind insgesamt 23 Regionalkoordinatorinnen und -koordinatoren damit beauftragt, den haupt- und ehrenamtlichen Alltag aufrecht zu erhalten und zu organisieren. In Zukunft wird die Pfarre Dechantskirchen etwa von Vikar Patrick Schützenhofer aus Vorau und dem Friedberger Kaplan Elias Markus Kraxner betreut.
Wolfgang Fank war nicht nur die Stimme der Kirche im Rundfunk – 20 Jahre lang war er diözesaner Vertreter im Landesstudio Steiermark und organisierte die Radiomessen im ORF – er war auch die Stimme vieler Geflüchteten. Ende der 1980er-Jahre bekommt er die schwere Aufgabe, sich um ankommende Flüchtlinge zu kümmern. Auf einem oststeirischen Bauernhof aufgewachsen, ist Wolfgang Fank schon seit 1995 Pfarrer in Dechantskirchen.
Seit vielen Jahren schon hat der Geistliche sein Wirken dem Schutz der Umwelt verschrieben. Bereits im Jahr 2001 rief er den Arbeitskreis Schöpfungsverantwortung ins Leben. Die Einführung eines autofreien Sonntags, die Errichtung von Photovoltaikanlagen, der Umstieg auf Ökostrom oder das Fahren eines Elektroautos – als erster steirischer Seelsorger – und das sind nur einige Beispiele, die in der Pfarre umgesetzt wurden.
"Wir sind draufgekommen, dass wir auf Kosten der nächsten Generationen leben", erklärt Wolfgang Fank, wieso er zum "Öko-Pfarrer" wurde. Rund 20 Jahre ist es nun her, dass er mit einem Arbeitskreis die erste Photovoltaikanlage für die Pfarre Dechantskirchen bauen ließ.
Öko-Gedanke wird bleiben
Das war für Fank allerdings nicht genug. Sein Elektro-Auto fährt seit zehn Jahren mit selbst produziertem Sonnenstrom. Die Heizung hat er von Öl auf Hackschnitzel umgestellt. Seine Hosen lässt der Geistliche flicken, aus alten Stoffen machen er und sein Team bunte Einkaufstaschen. Über 20 Öko-Preise darf er heute sein Eigen nennen. "Stolz bin ich nicht auf mein Lebenswerk, sondern, dass mir alles so gelungen ist, wie ich mir das vorgestellt habe", lacht Fank.
Seine Ideen werden auch weiterhin in der Pfarre umgesetzt, verspricht der Oststeirer. Was er sich für seine Pension vornimmt? "Beten. Für alle Menschen, die ich im Laufe meines Lebens kennenlernen durfte. So bleibe ich mit ihnen verbunden", erklärt Wolfgang Fank. Der festliche Abschiedsgottesdienst am Sonntag in der Pfarrkirche Dechantskirchen beginnt um 10 Uhr.
Ewald Wurzinger