Wenn man in die Spar-Filiale von Johann Rauch in Bad Waltersdorf kommt, dann wird man mit einem persönlichen "Servus, Griaß Di!" empfangen. Vielmehr erinnert der Supermarkt an der Hauptstraße an den guten alten "Greißler", als an eine Handelskette: "Hier kennt jeder jeden und das ist mein Geheimrezept", erzählt Johann Rauch an der gläsernen Schiebetür.
Feingefühl an der Feinkost
Johann Rauch stammt aus Trautmannsdorf in der Südoststeiermark. Nach einer Lehre zum Fleischer im elterlichen Betrieb absolvierte Rauch die Unternehmerprüfung und wurde schließlich zum jüngsten Fleischermeister Österreichs gekürt. Es folgten die EU-Zertifizierung des Fleischerbetriebes und der massive Ausbau der Landwirtschaft. "Ich konnte mich aber mit der Entwicklung Fleischindustrie nicht identifizieren und habe den Weg der Veränderung gewählt", erinnert sich Rauch.
Seine Frau Sylvia immer an der Seite, war ein eigenes Lebensmittel-Geschäft immer der große Traum des Ehepaares. Nach einiger Zeit im Bereich der Vermarktung von heimischen Steaks in der Grazer Spar-Zentrale wurde Johann Rauch schließlich im Frühjahr 2017 die Bad Waltersdorfer Filiale angeboten. "Es war Liebe auf den ersten Blick und ich wusste, hier, in diesem Ort möchte ich meinen Lebensmittelhandel eröffnen", so der 45-jährige, zweifache Familienvater. "Als Kaufmann ist man vielmehr, als nur ein Händler. Vor allem auf dem Land ist man Vertrauensperson und jemand, der auch in Krisenzeiten mit viel Empathie und Feingefühl funktionieren muss. Ich denke nur an Corona, wo sich die Menschen explizit für die Arbeit bedankt haben, die wir eigentlich immer tun", so Johann Rauch.
Von der Kasse bis zur Feinkost: Über 30 Menschen aus der Region sind mittlerweile im Hause Rauch beschäftigt. Hinter der Theke steht Bettina Salmhofer vor der Schinken-Aufschnittmaschine. Sie schneidet 100 Gramm Vulcano-Schinken in zarten Scheiben für eine Kundin. Vier Meter weiter links steht Sylvia Rauch selbst und vermengt gerade das weitum bekannte Beef Tartar. "Heimische Küche und nur regionale Produkte – mich freut es, hier auch selbst Köchin sein zu dürfen", schmunzelt Sylvia Rauch.
Aha-Erlebnisse
Verweilt man im Geschäft von Johann Rauch, dann trifft man auf viele Stammkunden, erlebt aber auch einige Aha-Erlebnisse mit weltlichem Charakter: "Als ein ostafrikanischer Student in der Region zu Gast und bei uns einkaufen war, wollte er wissen, womit unsere Schweine und Rinder gefüttert würden", erinnert sich Rauch. "Ich zeigte ihm die Maisfelder vor unserem Geschäft und war sprachlos, als er meinte, dass dies eines der hochwertigsten Grundnahrungsmittel in seiner Heimat sei. Ich war zugleich auch stolz, welch hochwertiges Futter wir unseren Tieren geben", so Rauch.
Sprichwörtlich seinen "Laden schupfen" möchte Johann Rauch auch in Zukunft für Menschen aus nah und fern: "Jeder Einzelne trägt dazu bei, dass die Wirtschaft auf dem Land erhalten bleibt und der anonyme Online-Handel nicht überhand gewinnt", meint Johann Rauch.
Ewald Wurzinger