Kürzlich referierte ORF-Wetter-Expertin Christa Kummer im Stift Vorau zum Thema „Von der Klimaveränderung zur Klimaverantwortung“. Die Meteorologin forderte darin etwa weniger Demonstrationen und mehr Aktionen. Im persönlichen Interview verrät die TV-Moderatorin jetzt unter anderem, wie sich regionale Bauern für den Klimawandel wappnen können.
KLEINE ZEITUNG: Wetter und Klimaveränderungen werden oft verwechselt. Warum werden Temperaturen, welche für die Jahreszeit April normal sind, als ungewöhnlich empfunden?
CHRISTA KUMMER: Ein Teil des Problems ist, dass wir ganz anders sensibilisiert sind. Das Wetterthema lässt niemanden mehr kalt. Wir werden durch Wetterapps konstant mit Informationen gefüttert, aber nicht mit Zusammenhängen. Jeder ist somit sein eigener Meteorologe, und baut sich seine eigene Geschichte zusammen. Ein zusätzliches Problem ist, dass wir vergessen haben, wie Jahreszeiten funktionieren. Der April ist eine Jahreszeit in der Kälte und Wärme gepaart auftreten können. Heuer zeigt der April eben eher seine kalte Seite.
Wird Frost somit auch in Zukunft im April in der Oststeiermark ein Problem bleiben?
Das Problem mit dem Frost ist eher, dass es schon in den Vormonaten Jänner, Februar, und März relativ milde Temperaturen gibt. Das lässt sich auch anhand von Statistiken erkennen. Logischerweise beginnt daher alles früher zu blühen, was wiederum bedeutet, dass wenn es im April wieder Kaltlufteinbrüche gibt, Frostschäden vermehrt auftreten.
Der Frost hat vielen oststeirischen Landwirten über die letzten Wochen große Probleme bereitet. Auch die Dürre im Sommer. Was kann man als Landwirt tun, um auf diese Situation zu reagieren?
Auf der einen Seite muss das Saatgut verändert werden. Es gibt schon sehr viele Saatzüchtungen welche resistenter gegenüber Hitze und Trockenheit sind. Auf der anderen Seite muss man sich die Frage stellen, was die Pflanze der Zukunft sein wird. Wird es in der Steiermark der Apfel sein, oder eine andere Pflanze, welche vielleicht aus dem mediterranen Raum zu uns kommt. Ich glaube, dass es in diesem Bereich große Umbrüche geben wird. Mit den derzeitigen Extremen werden wir zu leben lernen müssen.
Durch die Verlangsamung des Jetstream werden Großwetterlagen immer stabiler. Mit welchen Wetterphänomenen muss man in der Oststeiermark in den nächsten Jahren rechnen?
Man wird sich sowohl auf stabile Hochdruckgebiete als auch auf Italientiefs, welche hartnäckiger, stabiler, und stationärer werden, einstellen müssen. Diese Tiefdruckgebiete sind dann auch mit großen Regenmengen verbunden. Das eine schließt das andere nicht aus. Es wird Extremwetter in jeder Form geben.
Was kann man konkret als Person im Raum Oststeiermark gegen den Klimawandel tun?
Ich glaube, das bezieht sich nicht exklusiv auf die Region Oststeiermark, sondern es betrifft uns alle. Wir müssen unseren zu verschwenderischen Lebensstil überdenken. Unser Umgang mit Strom ist da sicher eine Stellschraube. Auch im Bereich der Lebensmittel kann man bewusster konsumieren, und sich von Massenprodukten wegbewegen. Besinnen wir uns darauf, was im Leben einen Wert hat.