Es regnet. Drei Jugendliche stehen am Hartberger Hauptplatz und spannen ihre Schirme auf. Während sich Hannah Leitner und Miriam Wieser unter einen durchsichtigen Schirm kuscheln, färbt jener von Xaver Schuller sein Gesicht rot.

Sie sind auf dem Weg zum Jugendraum der katholischen Kirche. Dort ist der Ort, an dem sie Zeit mit ihren Freunden abseits von neugierigen Blicken verbringen können. Kochen, spielen, tratschen, trinken. Ihr ganz persönlicher Rückzugsort.

Kein Rückzugsort

Einen solchen Raum zu haben, ist eine Besonderheit, denn konsumfreie Zonen für Jugendliche sind in Hartberg rar gesät. "Für die Allgemeinheit gibt es eigentlich nichts, da treffen wir uns dann eher einfach zu Hause", sagt Miriam. Dass sie den Jugendraum nützen darf, liegt lediglich daran, dass sie sich in der Kirche engagiert. So auch Xaver und Hannah.

Die drei unterhalten sich darüber, dass inzwischen viele ihrer Schulfreunde sich zu Hause treffen, um sich auf eine Partynacht vorzubereiten. Ob sie sich auch außerhalb treffen würden, wenn es solche Zonen in der Hartberger Innenstadt geben würde? "Keine Ahnung. Wahrscheinlich schon, aber es müsste sowas zuerst geben, sonst machen wir es einfach, wie wir es jetzt machen", ist sich Xaver sicher.

"Natürlich ins Exl"

Durch eine große hölzerne Türe geht es in den Jugendraum. Angelehnt an die Wand rinnen die letzten Regenüberreste von den Schirmen auf den Boden, während Xaver den Lichtschalter betätigt. Eine Küche mit Gläsern, Besteck, Pfannen und Töpfen nimmt den Raum ein. "Wir kochen hier auch ziemlich oft", sagt Hannah.

Eine Tür weiter erstreckt sich eine große Couch, direkt daneben ein Kickertisch. Die Mädchen lassen sich zeitgleich auf die nicht ganz so weiche Couch plumpsen, Xaver bleibt stehen. Meistens treffen sie sich hier zum "Vorglühen", um danach aufgewärmt ins Nachtleben zu starten. Wohin sie gehen? "Natürlich ins Exl", sagt Xaver. Eine Alternative gibt es nicht.

In den Träumen über die perfekte Innenstadt versunken
In den Träumen über die perfekte Innenstadt versunken © Carmen Oster

In der Innenstadt sind sie selten. Keine moderne Bar, kein jugendliches Café, kein Club für unter 18-Jährige. Kein Grund, in die Stadt zu gehen. Genau das würde Hannah ändern wollen: "Gebt uns eine coole Bar, in der wir uns unterhalten können. Gebt uns ein Lerncafé, in dem wir unsere Hausaufgaben erledigen können. Gebt uns einen Kinopark, wo wir unsere Freizeit verbringen können. Dann kommen wir auch in die Innenstadt."

Lerncafé und H&M

Ihre Vorschläge bringen auch Miriams Augen zum Leuchten. Ein Lerncafé würde sie nutzen. Xaver ist von der Idee eines "Kinoparks" angetan. Während er sich an die Wand lehnt, träumt er von einer Spielhalle, den neuesten Filmen und einer Bowlingbahn - all das direkt in Stadtnähe. "In der Innenstadt wird das natürlich nicht möglich sein, aber in Gehweite wäre toll."

Während die Schirme am Eingang bereits wieder trocken sind, stellen sich die drei Jugendlichen weiterhin ihre ganz persönliche perfekte Innenstadt vor. Xaver setzt sich nun doch auch auf die Couch neben den Mädchen. Sie träumen bereits von einem H&M in der Stadt. "Wir brauchen einen Frequenzbringer. Erst dann werden die Leerstände zurückgehen", weiß Hannah. Ihr jugendlicher Traum ist groß, die Realität (noch) davon entfernt.