Ein Bagger surrt monoton vor sich hin, bis sich die Zähne der Schaufel mit einem schürfenden Geräusch Zentimeter für Zentimeter ins Erdreich graben. Ein Donnern folgt, als die Ladung ihren Platz am stetig wachsenden Erdhaufen findet, dazwischen mischen sich Rufe der Arbeiter. Wer sich hier, inmitten der (noch) idyllischen Natur nicht auf den Baulärm der S7 konzentriert, der staunt nicht schlecht: Vögel zwitschern um die Wette, Frösche geben ein aufgeregtes Konzert.
Dass sie nahe der Baustelle in einem kleinen Teich einen Platz gefunden haben, indem sie ungestört leben können, verdanken sie den ökologischen Begleit- und Ausgleichsmaßnahmen, die bei einem solchen Projekt wirksam werden. Eine, die deren Einhaltung und Umsetzung kontrolliert, ist Felicitas Glabischnig von ZT Kofler Umweltmanagement. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Roman Borovsky ist sie im Auftrag der Asfinag unterwegs. "180 Hektar Ausgleichsflächen wurden schon angelegt", erzählt sie und lässt ihre Hand mit einem patschenden Geräusch in eine Lacke fallen. Schon hält sie einen kleinen Grünfrosch in Händen.
Paarungszeit
Während das Tier neugierig auf der Hand sitzt, haben seine Artgenossen im Teich gerade Paarungszeit und krächzen um die Wette. Fast hört es sich an, als würden sie, während es unaufhörlich platscht und spritzt, lachen. Und Grund zur Freude haben die Amphibien. Nahe Großwilfersdorf haben sie, fernab der für sie tödlichen Gefahr der S7, ein neues zu Hause gefunden. "Der Teich wurde extra angelegt", sagt Glabischnig, während ihr Kollege am knacksenden Uferrand behutsam voranschreitet, um die streng geschützte "Gemeine Winterlibelle" zu sichten. "Eine war gerade da."
Rar machen sich dieses Mal auch Molche und Unken. "Es gibt mehrere Absammlungstermine im Jahr, in großen Behältern transportieren wir die Tiere dann zu den Ausgleichsflächen", erklärt die Expertin. Dafür werden Wiesen von der Asfinag gekauft oder gepachtet und für die Tiere umgestaltet. "Hier haben wir den Boden bewusst abgetragen", erzählt Glabischnig und bewegt sich vorsichtig zu einer Feuchtsenke, wo sie eine kleine Ringelnatter entdeckt. Diese lässt sich weder vom Kescher, mit dem sie gefangen wird, noch vom lauten Zwitschern der Vögel und dem Zirpen der Grillen irritieren. In das Tierkonzert mischt sich gleich darauf ein Hupgeräusch, das allerdings nicht vom Lärm der angrenzenden Autobahn kommt. "Das war eine Gelbbauchunke", weiß Borovsky, kann sie aber nicht entdecken. Dafür aber ihren Laich, als er durch das seichte Gewässer schreitet.
Geübt muss das Auge auch sein, wenn es darum geht, Schmetterlinge, die vergnügt umherflattern, zu bestimmen. Plötzlich macht Borovskys Kescher ein zischendes Geräusch, wirbelt nach links und rechts, dreht sich und wird kurzfristig zum Gefängnis für einen Hauhechel-Bläuling. "Das Schöne, wenn man eine Wiese neu anlegt, ist, dass man sieht, wie sie besiedelt wird", sagt Glabischnig und kennt die Ausgleichsflächen und dort vertretene Tiere und Pflanzen wie ihre Westentasche.
Ganze Wiese "verpflanzt"
"Achtung", ruft sie daher, als sie behutsam durch die Wiese schreitet: "Nicht aufs breitblättrige Knabenkraut steigen." Damit diese Pflanze, sie ist eine der letzten Orchideenarten, neben anderen wie Wiesenknopf und echter Betonie durch den S7-Bau nicht verschwindet, wurde eine ganze Wiese abgetragen und an einer anderen Stelle "verpflanzt". "Es ist wichtig, dass man Futterpflanzen fördert, die für Schmetterlinge in einem Gebiet wichtig sind", sagt Glabischnig und lässt sich vom dröhnenden Baulärm nicht irritieren.
Im Gegenteil: In diesem Fall kann es den Umweltexperten nicht schnell genug gehen. Je öfter sich die schürfende Baggerschaufel in den Boden gräbt, umso schneller wird auch die neue Flugbahn für Fledermäuse fertig. Und die ist "ganz nebenbei" auch offizielle S7-Unterführung. "Sie wurde nach den Bedürfnissen der Tiere geplant", freut sich Glabischnig.