Die Ausrede, dass man als Einzelner nichts gegen die Klimakrise ausrichten kann, greift für den Obmann der Ökoregion Kaindorf, Rainer Dunst, nicht. "2007 kam der Klimabericht des IPCC aktuell heraus. Darin wurden erstmalig die Auswirkungen des Klimakollaps ganz klar thematisiert. Mich hat irritiert, dass die Politik trotzdem so tat, als ob sie das nichts anginge", erzählt er den auslösenden Impuls zu Gründung der Ökoregion Kaindorf.
Nach einem Gespräch mit Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb entwarf er ein Konzept, das die fünf Bürgermeister der Region überzeugte und deren Unterstützung bekam.
„Für uns war immer wichtig, dass sich das Projekt selbst trägt und nicht von Förderungen abhängig ist. Das hat uns die Freiheit gegeben, auch Fehler machen zu dürfen, aus denen wir lernen konnten“, sagt Dunst, warum es das Projekt auch nach fast 15 Jahren noch immer gibt und andere Gemeinden und Regionen daran Maß nehmen.
Ideen umsetzen
Denn die Ökoregion entwickelt nicht nur Ideen, sie setzt um. Daraus sind Firmen wie „Go Fair“ entstanden, die Kaffeeautomaten mit Fair-Trade-Kaffee aufstellen. Die jüngste Einrichtung ist eine Repair-Station, in der defekte Elektrogeräte kostenlos repariert werden. „Ein defekter Haarföhn ist ein klassischer Fall dafür. Da kostet ein Ersatzteil vielleicht nur wenige Euro. Man muss ihn nicht wegschmeißen. Das senkt den ökologischen Fußabdruck“, erklärt Ökoregion-Geschäftsführerin Margit Krobath.
Vor Kurzem eigenständig geworden ist das Humusaufbauprojekt, welches die Ökoregion Kaindorf seit ihrer Gründung verfolgt. Es wurde in eine eigene Firma ausgelagert, deren Geschäftsführer jetzt Jochen Buchmaier ist. „Humus bindet pro Hektar und Jahr rund sechs Tonnen Kohlendioxid. Außerdem speichert er vier Mal so viel Wasser wie normaler Boden“, sieht Buchmaier den Humusaufbau als eine der effizientesten Antworten auf die Klimakrise und deren Auswirkungen wie Starkregen.
Er selbst lebte fünf Jahre in der Region um das spanische Malaga. Dort werde fruchtbarer Boden durch intensive landwirtschaftliche Nutzung ausgelaugt. „Das blüht uns in Zukunft auch, wenn wir Landwirtschaft nicht neu denken“, sagt er.
350 Landwirte sind beim Humusprojekt dabei
Momentan nehmen am Kaindorfer Humusprojekt 350 Landwirte mit 4500 Hektar Fläche teil. Ihre Mehrarbeit wird durch den Verkauf von CO₂-Zertifikaten abgegolten, die seit Beginn 45 Euro pro Tonne kosten. 30 Euro davon erhält der Landwirt, der Rest geht an das Projekt, das damit seine Arbeit, Forschung und Fortbildungsmaßnahmen finanziert.
Buchmaier erzählt: „Als wir begonnen haben, lag der Weltmarktpreis für CO₂ bei zwei Euro pro Tonne, mittlerweile hat er sich an unser Preisniveau angeglichen.“ Man steuere langsam auf über 100 Euro zu: „Dann hat der Humus-Bauer damit auch einen Verdienst erwirtschaftet.“ Würden alle Agrarflächen in Österreich mit Humusaufbau bewirtschaftet, könnte die heimische Landwirtschaft ihren CO₂-Ausstoß komplett kompensieren.