Erich Pöltl, ehemaliger Agrar-Landesrat, ist am Freitag überraschend im 79. Lebensjahr verstorben. Pöltl war - so viele politische Wegbegleiter - ein Politiker der alten Schule, der über alle Parteigrenzen hinweg das Gemeinsame und Verbindende suchte. Groß geworden in der Jungen ÖVP, machte er sich später als Agrarlandesrat einen klingenden Namen. Diese Funktion übte der Landwirt aus Löffelbach von 1991 bis 2003 mit viel Fachwissen und leidenschaftlicher Hingabe aus. Für ihn zählten Handschlagqualität und Geradlinigkeit. Bei seinem Eintritt in die Politik mit 33 Jahren war Pöltl damals der jüngste Landtagsabgeordnete in der Geschichte der steirischen Landesregierung.
Landesrat der "alten Schule"
Erich Pöltl legte seinen oststeirischen Dialekt auch in der Grazer Amtsstube nicht ab, was ihn gemeinsam mit seiner humorvollen Schlagfertigkeit zu einer markanten Persönlichkeit machte. „Der Erich“, wie man den hemdsärmeligen Landesrat landauf, landab kannte, hatte stets ein Ohr für die Sorgen und Nöte der breiten Bevölkerung. Wo er konnte, half er – rasch und unbürokratisch. Anpacken und seinen Mann stellen waren für den fünffachen Vater zu Hause wie auf dem oft schwierigen Terrain eines Spitzenpolitikers eine Selbstverständlichkeit.
Er war ein Altruist, der nicht dem Eigenwohl nachjagte, sondern dafür Verantwortung trug, dass es seinen Mitmenschen möglichst gut ging. Eine große Portion Hausverstand und viel Uneigennützigkeit zeichneten den Verstorbenen aus. Sein tiefer Glaube hat Pöltl geholfen, den einen und anderen persönlichen Rückschlag wegzustecken. Im fortgeschrittenen Alter fand er noch näher zu Gott, wie die oftmaligen Ausflüge gemeinsam mit seiner Tochter Barbara zur Wallfahrtskirche Pöllauberg bezeugen.
Prägende Persönlichkeit
Agrar-Landesrat Hans Seitinger, ein politischer Zögling Pöltls zeigte sich im Gespräch mit der Kleinen Zeitung bestürzt über das Ableben des ehemaligen Agrarpolitikers: „Erich Pöltl hat den steirischen Boden für eine zukunftsfähige Landwirtschaft bereitet und sich mit enormem Fleiß für die Bäuerinnen und Bauern eingesetzt. Ohne sein Wirken wäre die Steiermark heute nicht jene kulinarische Schatzkammer, die wir alle schätzen. In dieser schweren Stunde gilt meine besondere Anteilnahme seiner Familie, insbesondere seiner lieben Frau Berta, die sich bis zuletzt aufopfernd um Erich gekümmert und ihn liebevoll gepflegt hat.“
Die schwerste Phase seiner Polit-Laufbahn musste Pöltl 2001/2002 im Zuge des Schweineskandals durchleben: Ihm war vorgeworfen worden, Bauern vor anstehenden Medikamenten-Kontrollen gewarnt zu haben. Pöltl rechtfertigte sich vor Gericht, er habe nur im Sinne eines offensiven Verbraucherschutzes tätig sein wollen und wurde vom Verdacht der Verletzung des Amtsgeheimnisses frei gesprochen. Dennoch trat Pöltl 2003 als Landesrat zurück: „Wie man neue Pflanzen setzt, muss man auch in der Politik den Jüngeren die Möglichkeit zur Entfaltung geben“, kommentierte Pöltl damals.
Das Requiem für Erich Pöltl wird am kommenden Mittwoch in der Pfarrkirche Maria Lebing gefeiert, anschließend wird Pöltl im Familiengrab am Hartberger Friedhof beigesetzt.