Die Sonne scheint vom blitzblauen Himmel, aber trotzdem erinnert die Kulisse mehr an Katastrophenfilm oder himmlischen Tobsuchtsanfall als an Waldidyll. Bäume, wie Zahnstocher geknickt, liegen auf dem Boden verstreut. Stämme ragen windschief in den Himmel. Untermalt wird die Szenerie vom fernen Dröhnen schweren Geräts. Gefolgt von einer kurzen Pause, die von einem krachenden Geräusch beendet wird: Baum fällt.
„Als ich das erste Mal hier war, ist es mir nervlich nicht gut gegangen. Zuerst haben wir sowieso eine Drohne losgeschickt, weil viele Wege unbefahrbar waren“, erklärt Thomas Weber aus Weiz, der für den Waldverband Steiermark die Arbeiten in „Hartberg Mitte“ koordiniert und das Schadholz vermarktet.
Drohnenaufnahmen zeigen Ausmaß
„Windspitzen von bis zu 170 km/h gemessen“
Seit 20 Jahren ist der Wald Arbeitsplatz des 37-Jährigen – doch so etwas habe er noch nie zuvor gesehen. „Wir sind hier im Haidenwald, er ist rund 190 Hektar groß und rund 60 Prozent sind zerstört“, sagt er sich umblickend. „Schildbach ist der Hotspot. Wir haben hier Windspitzen bis zu 170 km/h gemessen. Betroffen sind auch Bäume, die 150 Jahre alt sind. Daran erkennt man, dass es so ein Sturmereignis schon lange nicht mehr gegeben hat.“
Video: So laufen die Aufräumarbeiten
Seit Wochen laufen die Aufräum-Arbeiten auf Hochtouren. „Wir können froh sein, dass das Wetter in dieser Zeit so stabil war.“ Im Einsatz sind in dem Gebiet zu Spitzenzeiten 12 Harvester und 12 Forwarder, tonnenschwere Maschinen, um das Holz aufzuarbeiten, zu sortieren und weiter zu verladen. Dabei wird zwischen den Kategorien Sägerundholz (für Bretter, Pfosten, Leimbinder), Industrieholz (Kartons, Paletten, Papier) und Brenn- sowie Energieholz unterschieden.
Auswirkungen auf den Holzpreis
„Da es sich um ein sehr lokales Sturmereignis handelt, anders als beispielsweise Paula im Jahr 2008, konnten wir die Marktlage stabil halten und damit auch den Holzpreis“, so Weber. Eine besondere Herausforderung für Waldbesitzer sowie Arbeiter sind jedoch die kleinflächigen Besitzstrukturen. „Da liegen Bäume nicht am Nachbargrundstück, sondern beim übernächsten. Da ist es schwer herauszufiltern, wem was gehört.“
Aktuelle Fotos von den Aufräumarbeiten
Hinzukommt, dass die Windwurf-Arbeiten für zahlreiche Waldbesitzer nicht mehr alleine stemmbar sind. „Vor dem Sturm hatten wir beim Waldverband Hartberg-Fürstenfeld rund 3600 Mitglieder, jetzt sind es circa 4000“, erklärt Weber, der noch einmal darauf hinweist, wie gefährlich diese Arbeiten sind.
„Dann ist es recht schnell vorbei“
„Da braucht man nur einmal unachtsam sein, falsch reinschneiden oder stehen – das Holz steht unter Spannung, schlägt aus und dann ist es recht schnell vorbei.“ Die tödlichen Forstunfälle der vergangenen Wochen – 13 Menschen sind heuer in der Steiermark bei Waldarbeiten ums Leben gekommen – hätten Weber daher auch nachdenklich gemacht. „Das holt einen schon runter. Man sieht dann, was wirklich wichtig ist im Leben“, so der 37-Jährige, der schon beim damaligen Wetterbericht „alle Alarmglocken schrillen“ hörte. „Ich dachte mir schon, dass das heftig wird, aber damit habe ich nicht gerechnet“, so Weber, der schätzt, dass die Arbeiten bis rund Mitte Februar andauern werden.
Kommende Generationen betroffen
Doch nicht nur der zuvor erwähnte finanzielle Verlust – „anfangs standen g‘standene Männer vor mir mit Tränen in den Augen“ – macht das Sturmereignis für viele Waldbesitzer zum emotionalen Thema, sondern auch der ideelle Schaden. „Den Wald macht man ja vor allem für die kommenden Generationen, für die Kinder und Enkelkinder“, so Weber, denn bis ein Wald wieder klimafit nachwächst, vergeht Zeit. Viel Zeit. Doch zuerst gilt es einmal, aufzuräumen.