Bittere Bilanz am Ende des Jahres: Das Landwirtschaftsministerium hat Zahlen veröffentlicht, die die Bio-Landwirtschaft in Österreich einmal mehr ins Rampenlicht stellt – allerdings werfen diese nun einen größeren Schatten voraus, als gedacht: 2024 haben insgesamt 351 Betriebe ihren Bio-Vertrag gekündigt, so viele wie seit 1994 nicht. Aktuell gibt es hierzulande noch 24.100 Bio-Höfe. In sieben von neun Bundesländern haben mehr Bio-Betriebe ihre ökologische Wirtschaftsweise eingestellt. Basis für diese Auswertungen sind die aktuellen Invekos-Daten der EU und jene der Bio-Kontrollstellen.
Steiermark und Kärnten große Verlierer
Dass für 2024 kein wirtschaftlicher Aufschwung prophezeit wurde, ist kein Geheimnis. Keinen Hehl um schwierige Zeiten in der heimischen Landwirtschaft macht auch das Ministerium nicht, wenn es um die wirtschaftliche Offenlegung jenes Agrar-Sektors geht, der es in der aktuellen Wirtschaftskrise am stärksten trifft: die Bio-Landwirtschaft. Zu hohe Betriebskosten und ein Absatzmarkt, der immer weiter einbricht, argumentieren viele Betriebe ihren Ausstieg aus dem Bio-Programm.
Die Zahl der Bio‐Landwirtschaften nahm dabei in fast allen Bundesländern ab. Hotspot der Vertragsauflösungen sind Kärnten und die Steiermark, wo zwischen 70 (-4,1%) und 80 (-2,0%) bäuerliche Bio-Betriebe aufgehört haben. Gefolgt von Salzburg (‐1,7 %) und Vorarlberg (‐1,5 %). In Tirol und Wien blieb die Zahl der Biobetriebe im Vergleich zu 2023 stabil, zeigt der Bericht.
Die meisten Kündigungen in der Steiermark wurden übrigens im Bezirk Hartberg-Fürstenfeld registriert, mit über 300 Öko-Betrieben von Anfang an einer der stärksten Bio-Bezirke des Landes. Im vergangenen Jahr haben hier laut derzeitigem Stand gleich 25 Bio-Bauern (vorwiegend Milchwirtschaft und Ackerbau) aufgegeben und wieder auf konventionelle Wirtschaftsweise umgestellt.
Auch macht der Bericht deutlich, dass es mit heuer weniger Bio-Flächen im Land gibt. 2024 macht die biologisch bewirtschaftete landwirtschaftlich genutzte Fläche ohne Alm und Bergmähder in Österreich rund 584.000 Hektar aus, das sind um 1800 weniger als 2023. Flächenrückgänge waren besonders beim Brot‐ und Futtergetreide zu beobachten, hier im Besonderen bei Winterweichweizen und Körnermais. Die Bio‐Brachflächen, also jene, die nicht bearbeitet werden, haben im Vergleich zum Vorjahr um über zehn Prozent zugenommen. Also früher kultivierte landwirtschaftliche Flächen, die nun aus wirtschaftlichen oder regenerativen Gründen nicht mehr genutzt werden.
Ausnahme im Südosten
Einen Bio-Aufschwung erlebte hingegen 2024 das südoststeirische Vulkanland: Hier haben entgegen des aktuellen Trends dieses Jahr 16 konventionelle Betriebe auf biologische Wirtschaftsweise umgestellt beziehungsweise einen Kontrollvertrag unterzeichnet. Sehr zur Freude für die Regionalentwicklung des Steirischen Vulkanlandes, das 2023 nach Graz zur zweiten Bio-Modellregion des Landes ausgerufen wurde. Eine Vernetzung zwischen Gastronomie und Landwirtschaft sollte mehr Geschäftsmöglichkeiten bringen, so die Idee.