In seiner Branche ist er der absolute Star und auch die Landjugend feiert ihn seit Jahren: Jedes Jahr misst sich Andreas Haberler mit den besten Pflügern seiner Kategorie und jedes Jahr wird er landes- und bundesweit zum Held am Ackerfeld gekürt: „Es ist mehr als ein Hobby, es grenzt schon an eine Passion“, versucht der Oststeirer seine Leidenschaft für die Arbeit am Acker zu erklären. 2023 wurde er zum Vize-Weltmeister gekürt, im Jahr davor konnte er den 1. Platz bei der österreichischen Staatsmeisterschaft erpflügen. „Jetzt bin ich auch noch tschechischer Staatsmeister und weiß gar nicht recht, wie das gegangen ist“, Haberler.

Als Gast-Pflüger angemeldet

Gerade Furchen, gleichmäßige Arbeitstiefe und präzise Geräteeinstellungen – kein Auftrag für Andreas Haberler aus Schildbach. Im Brotberuf Projektleiter eines oststeirischen Elektro- und Installationsunternehmens, hat sich der Landwirt in seiner Freizeit der Arbeit mit dem Pflug verschrieben. In sämtlichen Bewerben auf nationaler und internationaler Ebene konnte er sein Fingerspitzengefühl bereits unter Beweis stellen - zuletzt seinen dritten Landesmeistertitel in der Steiermark verteidigen (wir haben berichtet).

Plötzlich findet sich der 29-Jährige auch am Siegerpodest in Kunovice (Tschechien) wieder, wo am vergangenen Wochenende die 51. Pflügerstaatsmeisterschaft der dortigen Landjugend stattgefunden hat. „Eingeladen wurde ich als jemand, der den Jugendlichen Tipps und Tricks für die bevorstehende WM geben soll, ihnen mein mehrfach ausgezeichnetes Pflügerhandwerk sozusagen zeigen“, erzählt der Oststeirer. Nicht die Tatsache, dass das Bewerbsfeld über viele Jahre hinweg nicht beackert wurde und das Hochwasser der vergangenen Wochen den Boden stark verdichtet hatte, vielmehr war die Sprache die größere Hürde für den „Vorzeige-Pflüger“ aus Österreich: „Es wurde vor Ort weder Deutsch noch Englisch gesprochen, das machte es für alle etwas schwer“, erzählt Haberler.

Mit Händen und Füßen sozusagen wurde dem Schildbacher schließlich gedeutet, einen Teil des Feldes auf- und abwärts zu beackern. „Dann zeig ich ihnen halt, wie wir sowas in Österreich machen, wenn wir auf eine Meisterschaft hinarbeiten“, dachte sich Andreas Haberler und brachte Traktor und Drehpflug in Stellung und am Feld auf Höchstform. „Warum am Ende der Strecke plötzlich alle applaudierten, war mir etwas suspekt“, lacht der Oststeirer.

Unter Beobachtung

Das Rätsel sollte wenige Stunden später gelöst sein, als die Siegerehrung begann und nach dem Dritt- und Zweitplatzierten plötzlich der Name des Oststeirers aufgerufen wurde. „Ich wurde aufs Podest begleitet und wusste gar nicht wie mir geschieht, weil ich mir nicht klar gewesen war, dass ich offenbar unter Wertung gefahren bin“, lacht Haberler. Ohne Anstrengung, Vorbereitung und wochenlanges Training auf unbekanntem Boden zum Staatsmeister gekürt zu werden, mache ihn aber sehr stolz. „Der Pokal bekommt einen besonderen Platz daheim, die Geschichte wird noch lange in Erinnerung bleiben“, freut sich der Schildbacher.