So hat der Bezirk Hartberg-Fürstenfeld gewählt:

ÖVP-Hochburg wird zum FPÖ-Bezirk

Den Titel als „ÖVP-Hochburg“ kann der Bezirk Hartberg-Fürstenfeld nach dieser Wahl nicht mehr halten. Eine Gemeinde nach der anderen färbt sich blau ein, wodurch das vorläufige Bezirksergebnis folgendermaßen aussieht: Die FPÖ landet mit 36,12 Prozent auf Platz eins, dicht gefolgt von der ÖVP mit 35,36 Prozent. Auf dem dritten Platz landet die SPÖ mit 12,06 Prozent, Neos und Grüne auf den Plätzen vier und fünf. „Es ist ein bitteres Ergebnis und wir werden alles tun müssen, um die rund 400 Stimmen, die die FPÖ mehr hat als wir, wieder zurückzuholen“, zeigt sich ÖVP-Bezirksparteiobmann Lukas Schnitzer motiviert, das Ruder herumreißen zu können.

In den beiden Städten des Bezirks, Hartberg und Fürstenfeld, dominiert weiterhin die ÖVP. Dabei wurde jedoch auch hier die Partei mit einem deutlichen Minus versehen, während sich die FPÖ über ein deutliches Plus freuen kann. Gleichstand herrscht hingegen in der Gemeinde Söchau, wo sowohl die ÖVP als auch die FPÖ 35,33 Prozent der Stimmen erhielten.

FPÖ zeigt „Demut“

„Es ist ein historisches Ergebnis für den Bezirk Hartberg-Fürstenfeld“, ist Luca Geistler, FPÖ-Bezirksparteiobmann, begeistert. Dennoch wolle man sich nicht zu sehr in Feierlaune stürzen, sondern das regionale Wahlergebnis „mit Demut tragen“. Besonders gut hat die Partei in den Gemeinden Hartl und Ebersdorf abgeschnitten, was sich Geistler vor allem mit der Größe der Gemeinden erklärt: „Ich glaube, dass gerade in den nicht so präsenten Gemeinden in den letzten Jahren viel schiefgelaufen ist und es für die Bevölkerung hauptsächlich Erschwernisse gab.“ Seiner Meinung nach wurden die regierenden Parteien auch auf regionaler Ebene mit diesem Wahlergebnis „abgestraft“.

Ähnlich sieht das auch der Fürstenfelder FPÖ-Nationalratsabgeordnete Christian Schandor. „Ich glaube, dass eine gewisse Verdrossenheit gegenüber den regierenden Parteien herrscht, die sich nun auf die Wahl ausgewirkt hat.“ Mit einem Wahlsieg habe er gerechnet, doch: „Es ist für mich doch überraschend, dass es so gut ausgefallen ist.“ Nun hofft er auf gute Koalitionsverhandlungen und Gespräche mit den anderen Parteien und nicht, wie angekündigt, eine Blockade gegen die FPÖ. „Ich würde es sehr bedauern, wenn SPÖ und ÖVP sich aus dem Rennen nehmen und nicht bereit sind, über Inhalte zu sprechen, sondern es an Personen festmachen.“

Stolz zeigt sich Luca Geistler gemeinsam mit Christian Schandor im FPÖ-Büro in Graz
Stolz zeigt sich Luca Geistler gemeinsam mit Christian Schandor im FPÖ-Büro in Graz © screenshot/Instagram

Wenigzell als steirischer ÖVP-Sieger

Im Joglland hingegen kann sich die ÖVP weiterhin halten, wie auch Schnitzer betont: „Im Vergleich zum bundesweiten Ergebnis sieht es hier gut aus. Vor allem in Waldbach-Mönichwald und in Wenigzell hat sich die Partei durchgesetzt.“ Tatsächlich erreichte man auf Gemeinde-Ebene in Wenigzell mit 53,70 Prozent das steiermarkweit beste Ergebnis.

Neudau verliert Titel als „Gallisches SPÖ-Dorf“

Während sich der Bezirk Hartberg-Fürstenfeld langsam blau einfärbt, ist das Ergebnis in einer Gemeinde besonders überraschend: Neudau. Bereits seit Jahren hält die Gemeinde den Titel als „Gallisches Dorf“ und konnte sich als SPÖ-Hochburg behaupten. Mit der heutigen Nationalratswahl ist dieses Ergebnis Geschichte. Mit einem Plus von 17,23 Prozent stößt die FPÖ die Sozialdemokraten vom Thron und verbannt sie auf den zweiten Platz.

Wolfgang Dolesch und Amela Hirzberger zeigen sich ratlos
Wolfgang Dolesch und Amela Hirzberger zeigen sich ratlos © Gerald Hirt

„Es ist das erste Mal seit 1945, dass die SPÖ in Neudau bei einer Bundes- oder Landtagswahl nicht die absolute Mehrheit hat“, kommt das Wahlergebnis auch für Wolfgang Dolesch, Bürgermeister von Neudau und SPÖ-Landtagsabgeordneter, überraschend. Ratlos ist man auch bezüglich der anstehenden Landtagswahl am 24. November: „Ein Ruder herumreißen kann man dann, wenn man die Gründe dafür kennt. Das tun wir derzeit aber nicht. Wir werden uns erst einmal beraten müssen und dann sehen, wie es weitergeht.“

Alle Geschichten und Infos zur Nationalratswahl

Die Abgeordneten aus der Oststeiermark

Wie war die Oststeiermark in der letzten Periode im Nationalrat vertreten? Als Abgeordnete der ÖVP sitzen Christoph Stark (Gleisdorf/ÖVP), Kerstin Fladerer (Fürstenfeld) und Agnes Totter (Kirchbach-Zerlach) im Parlament. Walter Rauch (Bad Radkersburg) ist Abgeordneter der FPÖ, er scheidet nun aber aus. Hinzu kommt der grüne Parlamentarier Jakob Schwarz, gebürtig aus Sinabelkirchen. Das oststeirische ÖVP-Urgestein Reinhold Lopatka (Nationalrats-Abgeordneter seit Juli 2003 und zwischendurch auch Sportstaatssekretär) war im Juli als EU-Abgeordneter nach Brüssel bzw. Straßburg gewechselt.

In der Oststeiermark werden sechs Mandate vergeben, steiermarkweit sind es 27.

Hier finden Sie die Kandidaten-Listen aller Parteien

Offizielle Wahl-Informationen des Innenministeriums

Rückblick auf die Wahl 2019

Wie wurde bei der letzten Wahl vor fünf Jahren gewählt (die bundesweite Wahlbeteiligung betrug damals 76,9 Prozent)?

Die ÖVP kam im Wahlkreis 6B (Bezirke Weiz, Hartberg-Fürstenfeld und Südoststeiermark) auf 48,4 Prozent, gefolgt von der FPÖ (21,3 Prozent), der SPÖ (13,6 Prozent), den Grünen (9,2 Prozent), den Neos (5,5 Prozent), der Liste Jetzt (1,1 Prozent) und sonstigen Parteien (1,0 Prozent).

Im Bezirk Hartberg-Fürstenfeld kam die ÖVP auf 49,9 Prozent, gefolgt von der FPÖ (21,9 Prozent), der SPÖ (12,5 Prozent), den Grünen (8,7 Prozent), den Neos (5,1 Prozent), der Liste Jetzt (1,0 Prozent), der KPÖ (0,5 Prozent) und der Liste Wandel (0,3 Prozent).