Julia zückt ein gelbes Smartphone und zögert keine Sekunde mit ihrer Antwort auf die Frage ihrer Lehrerin, warum sie sich für die neue Pflegeschule in Fürstenfeld beworben habe: „Es war ein Bericht der Zeitung über die älteste Steirerin. Mir war klar, ich muss meine Bewerbung abschicken. 108 Jahre alt, das hat schon auch mit guter Pflege zu tun“, erzählt Julia.

Die Oststeirerin sitzt in der „1FF“, dem ersten Jahrgang an der neuen Fachschule für Sozialberufe in Fürstenfeld. „Ein Pflegeberuf wäre mein absoluter Traum, meine Cousine und meine Mama arbeiten bereits in der Branche“, öffnet die 16-Jährige eine blaue Ringmappe. Diese ist nahezu noch leer, nur drei A4-Zettel sind eingeheftet.

Nicht alle Bewerber aufgenommen

Der schwarzweiße Stundenplan, der an der Klassentür hängt, scheint hingegen voll: Sozial- und Gesundheitskunde, Kochunterricht, Pflege und Hygiene. Alle drei Fächer an nur einem Tag. „Es ist mir wichtig, ein breites Feld in der Ausbildung zu erfahren. Je mehr ich weiß, umso mehr kann ich den Menschen etwas zurückgeben“, holt Pflegeanwärter Calvin eine knallorange Kochschürze aus seinem Tischfach.

Eine persönliche Kennenlernrunde für Professorin Julia Mikosch
Eine persönliche Kennenlernrunde für Professorin Julia Mikosch © Wurzinger

Das Schmieren von Broten steht heute auf dem Programm. „Hierbei geht es nicht nur um das Zubereiten eines Aufstrichs, sondern auch um den Aspekt in der Pflege eines alten Menschen, nämlich der optimalen Brötchengröße“, erklärt Lara. Die schrille Pausenglocke läutet den ersten Praxisunterricht in der Küche ein. Entschlossen marschiert die Truppe - sechs Burschen und 14 Mädchen - einen Stock tiefer in Richtung Schulküche.

Im Jänner erstmals präsentiert, ist die Pflegefachschule nun in ihren Vollbetrieb gestartet. Von der Sozial- und Gesundheitsbegleitung, der Behinderten- oder Altenbetreuung, bis zur Pflegefachkraft und medizinischen Fachassistenz: 30 Jugendliche hatten sich für die neue Ausbildungsmöglichkeit beworben, doch nur jene wurden genommen, die am meisten Motivation aufgezeigt hätten, erzählt Direktor Alfred Tieber, der gerade im Stiegenhaus auf die Klasse trifft.

„Die Ausbildung ist komplex und umfangreich. Wir haben beim Auswahlverfahren vor allem darauf geachtet, wer die Sache ernst nimmt und das werden wir auch für die kommenden Jahrgänge beibehalten.“ Stolz präsentiert Tieber eine Liste, auf der sich sämtliche Kooperationspartner aus der Pflegebranche wiederfinden: darunter die Lebenshilfe, der Augustinerhof und das LKH Oststeiermark.

„Auf meine Praxis im Pflegeheim Sinabelkirchen freue ich mich aber am meisten“, ruft Lena lautstark aus der Menge. „Ich hatte als Kind eine Blutvergiftung und war monatelang auf Pflege angewiesen. Diese Fürsorge möchte ich nun zurückgeben“, begründet die Schülerin ihre Berufswahl. Ihre beiden Sitznachbarinnen Lara und Emilia, die in wenigen Jahren als Hebamme und Ordinationsgehilfin arbeiten wollen, hat sie bereits in nur wenigen Schultagen lieb gewonnen. „Verschiedene Berufswünsche, beim Lernen halten wir aber zusammen“, lachen die Jugendlichen.

Ein gemeinsamer Kennenlernausflug am vergangenen Freitag in die Region sollte die Truppe einmal mehr zusammenschweißen, ehe der fordernde theoretische und praktische Schulalltag in Fürstenfeld - einen Tag in der Woche werden die Jugendlichen am Schulstandort Weiz unterrichtet - nächste Woche weitergeht. Dann, wenn der wohl bedeutendste Gegenstand ihrer künftigen beruflichen Jahre erstmals zum Einsatz kommen wird: das Pflegebett.