Vor knapp zwei Monaten sollte die Geschichte der illegalen Baustelle in Wagerberg enden, denn der Abbruchbescheid wurde genehmigt und die Finanzierung geklärt. Doch nach wie vor wird fleißig weitergebaut, die angekündigten Bagger nicht einmal in der Nähe. Während Anrainer hinter vorgehaltener Hand von „behördlichem Multiorganversagen“ sprechen, verweist man in der Bezirkshauptmannschaft Hartberg-Fürstenfeld auf ein laufendes Verfahren.

Ursprünglich sollten auf dem besagten Grundstück Luxuswohnungen für Urlauber errichtet werden, doch die Gemeinde kämpfte seit drei Jahren gegen das ohne Einverständnis immer weiter vorangetriebene Bauprojekt. Mehrere Sperren der Baustelle hielten das Unternehmen jedoch nicht ab, ihre Gebäude fertigzustellen. Nach einem langen bürokratischen Hickhack mit den Bauwerbern und mehreren Aufforderungen zum Abtragen der Gebäude folgte der nächste Streich: Im Herbst deklarierte die Baufirma schließlich Teile des Projekts als „Jüdische Gemeinde Wagerberg“, wohl um rechtliche Hürden aus dem Weg zu räumen (wir berichteten).

Baustelle weiter in Betrieb

Doch die Gemeinde ließ sich nicht irritieren: Man übergab der Bezirkshauptmannschaft Hartberg-Fürstenfeld den Abbruchbescheid. Die Finanzierung wurde schließlich in einer Sitzung der Landesregierung Steiermark abgesegnet. Dem Abbruch der illegal errichteten Gebäude hätte damit nichts mehr im Weg stehen dürfen.

Zwei Monate später wurden jedoch auf einem der Gebäude PV-Module auf der Fassade montiert, bei den anderen wird fleißig weitergebaut und – laut Anrainern – sollen auch Hunde auf dem Gelände inzwischen gehalten werden. „Wir als Nachbarn stellen fest, dass es ein behördliches Multiorganversagen gibt, denn es wird nicht abgebrochen, sondern flott weitergebaut“, erklärt einer der angrenzenden Anrainer und fügt hinzu: „Politik und Behörden haben verloren und aufgegeben.“

Keine Auskunft von BH

Vonseiten der zuständigen Behörde, der Bezirkshauptmannschaft Hartberg-Fürstenfeld, will man kein Statement zu diesem Fall mehr abgeben. „Es handelt sich um ein laufendes Verfahren, deshalb kann ich hier keine Auskunft geben“, erklärt Bezirkshauptfrau Kerstin Raith-Schweighofer. Auch der Zeitpunkt der Umsetzung des Abbruchbescheides kann und wird nicht kommuniziert. Fakt ist jedoch, dass generell der Abbruch bevorsteht, auch wenn die Bauarbeiten zurzeit am Gelände weiterlaufen. Das Bauunternehmen, das hinter dem Projekt steckt, war bis Redaktionsschluss für die Kleine Zeitung nicht erreichbar.