Söchau und Fürstenfeld kommen nicht zur Ruhe. Kurzer Rückblick: Mitte Juni 2024 brachte der Söchauer SPÖ-Gemeinderat und Kassier Johann Thier in einer Dringlichkeitsanfrage den Ball ins Rollen. Soll die 1461 Bewohnerinnen und Bewohner starke Gemeinde mit Fürstenfeld fusionieren, um finanziell wieder besser dazustehen? Zur Stunde hat die Gemeinde ein Minus von 3,5 Millionen Euro Verbindlichkeiten. Es folgten erste Gespräche sowie zwei Bürgerversammlungen. Am 5. September tagen die Gemeinderäte in Söchau sowie in Fürstenfeld und stimmen über eine mögliche Fusion ab.
Zu einem letzten Aufeinandertreffen vor der finalen Entscheidung bat nun die Kleine Zeitung beim großen Gipfel mit Söchaus Bürgermeister Josef Kapper (ÖVP), Fürstenfelds Bürgermeister Franz Jost (ÖVP) sowie Johann Thier (SPÖ). Sie stellten sich den Fragen von Kleine-Zeitung-Redakteur und Moderator Ewald Wurzinger.
Livestream zum Nachsehen: Gipfeltreffen zur Fusion
Hunderte Zuseherinnen und Zuseher verfolgten den Livestream und erlebten ein sachliches Gespräch auf Augenhöhe. Dabei wurde nicht nur der Grund für die im Raum stehende Fusion – die oben genannten Schulden – sondern auch die möglichen Folgen angesprochen. Ebenso, wie es überhaupt dazu gekommen ist. Denn Thier habe nicht damit gerechnet, dass seine Anfrage so hohe Wellen schlagen würde, vor allem auch in so einem Tempo, erzählt er. Die Eile sei jedoch – wie berichtet – aufgrund der bevorstehenden Landtags- und Gemeinderatswahlen nötig, um die Fusion mit 1. Jänner 2025 in trockene Tücher zu bringen.
Trat der Söchauer Bürgermeister in den vergangenen Monaten als vehementer Gegner der Fusion auf, so zeigte sich Kapper in der Gesprächsrunde der Kleinen Zeitung versöhnlicher. „Es gibt nicht mehr viele Argumente, die dagegensprechen“, meinte Kapper und verwies auf gute Verhandlungen mit Fürstenfeld, wo die Bedenken zum größten Teil aus der Welt geschaffen worden seien. Aus seiner Sicht spricht dennoch tatsächlich nur ein Grund für eine Fusion, nämlich die schwierige finanzielle Lage der Gemeinde und die fehlenden Investitionsmöglichkeiten in Zukunft. Überrascht zeigte er sich davon, wie groß der Zuspruch für die Fusion von Seiten der Bevölkerung sei. „Bei der Bürgerversammlung hat man gesehen, dass der größere Teil dafür ist.“
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Nichtsdestotrotz befürchtet er Nachteile für Söchau, wie den Verlust des Gemeindeamtes. Ein Punkt, der auch den Bürgerinnen und Bürgern unter den Nägeln brennt, wie die Bürgerversammlungen gezeigt haben. Jost nahm in dieser Sache die Bevölkerung selbst in die Pflicht: „Solange der Bedarf und die Frequenz da sind, kann ich garantieren, dass es das weiterhin geben wird.“
„Vernünftige Kräfte, richtige Entscheidung“
Der Fürstenfelder Bürgermeister machte zudem neuerlich Werbung für die Fusion, unter anderem damit, dass man mit Söchau die 10.000-Einwohner-Marke knacken würde. Dies würde mehr Ertragsanteile in die Gemeindekasse spülen, von denen Fürstenfeld und auch Söchau profitieren soll. „Es gibt konkrete Pläne und eine Absichtserklärung dafür“, so Jost. Aber nicht nur das in Aussicht gestellte Geld lässt ihn frohlocken, sondern auch die Einwohnerzahl per se. „Mit 10.000 Einwohnern spielen wir in der Steiermark in einer anderen politischen Liga“, sagt Jost, der am Donnerstag mit einem Mehrheitsbeschluss in Fürstenfeld rechnet. In Söchau hofft er darauf, dass „vernünftige Kräfte die richtige Entscheidung treffen“.
Nicht von der Hand zu weisen ist in der ganzen Fusionsdebatte freilich, dass in wenigen Monaten die Gemeinderatswahlen anstehen und bereits um die Wählerschaft gebuhlt wird. Während sich Thier, wie er zugibt, schon einen Platz im Gemeinderat Fürstenfelds als SPÖ-Mandatar erhofft, erteilt Kapper einer politischen Zukunft in der Thermenhauptstadt eine klare Absage. „Wenn am Donnerstag für die Fusion gestimmt wird, endet meine politische Karriere mit 31. Dezember.“