Herausfordernde zwei Wochen stehen in puncto Gesundheitsversorgung der Bevölkerung des Pöllauer Tals bevor. Seit Montag und noch bis 26. Juli steht aufgrund des Urlaubs des einzig verbliebenen Kassenarztes den rund 8500 Bewohnerinnen und Bewohnern keine Ordination unmittelbar in Pöllau zur Verfügung, wie die Gemeinde auf ihrer Amtstafel informiert.

Wie berichtet, ist seit der Pensionierung eines langjährigen Hausarztes im Vorjahr und dem Abgang eines weiteren Allgemeinmediziners Ende Juni nur noch eine von vier Kassenstellen in Pöllau besetzt. Dieser Umstand führte zur nunmehrigen Vakanz im Sommer. Von einer mehr als angespannten Situation spricht auch Bürgermeister Josef Pfeifer (ÖVP). Er habe sich um eine Lösung bemüht und versucht, eine ärztliche Vertretung nach Pöllau zu lotsen, eine Weiterbeschäftigung der Angestellten in der einzig verbliebenen Ordination während der Urlaubszeit des Arztes sei aus arbeitsrechtlichen Gründen jedoch nicht möglich.

Bürgermeister Josef Pfeifer (ÖVP) weiß um die schwierige ärztliche Situation in Pöllau
Bürgermeister Josef Pfeifer (ÖVP) weiß um die schwierige ärztliche Situation in Pöllau © KLZ / Daniela Buchegger

Dies bestätigt Alexander Moussa, Kassenärztlicher Referent und Sektionsobmann der Allgemeinmedizin bei der Ärztekammer: „Das ganze Ordinationsteam in der betroffenen Praxis hat die letzten Monate durchgearbeitet, sie müssen auch einmal Urlaub gehen.“ Ohne entsprechendes Personal in der Ordination könne jedoch auch kein Vertretungsarzt ebendort tätig sein.

„Nicht im australischen Outback“

Moussa verweist jedoch auf die Urlaubsvertretungen in der Umgebung, von Birkfeld über Vorau und Hartberg bis nach Stubenberg. Auch er ist einer von mehreren Ärztinnen und Ärzten, die Patienten aus Pöllau in dieser Zeit betreuen. „Niemand, der einen akuten Infekt hat oder Dauermedikamente benötigt, muss sich fürchten. Wir schaffen das in den umliegenden Praxen auf jeden Fall. Auch die Versorgung des Pflegeheims ist sichergestellt“, präzisiert Moussa, der jedoch die Sorgen der Bevölkerung um die medizinische Versorgung nachvollziehen kann. „Aber es ist gibt mit den Vertretungen und regionalen Spitälern in unmittelbarer Nähe eine Versorgung, wir sind nicht im australischen Outback.“

Alexander Moussa, Kassenärztlicher Referent und Sektionsobmann der Allgemeinmedizin bei der Ärztekammer
Alexander Moussa, Kassenärztlicher Referent und Sektionsobmann der Allgemeinmedizin bei der Ärztekammer © Bernhard Bergmann

Auch die Krankenhäuser seien über die Situation in Pöllau informiert und auf einen erhöhten Versorgungsbedarf eingestellt, so Moussa, der im selben Atemzug betont, dass man bei schwerwiegenden Erkrankungen und Ähnlichem die Spitäler aufsuchen solle. Denn: „Die Menschen müssen sich im Klaren sein, dass auch die Ressourcen der Vertretungsärzte eingeschränkt sind.“

Regionale Ausnahmesituation

Es handle sich schließlich um eine regionale Ausnahmesituation – nicht nur in diesen zwei Wochen, sondern generell bis es eine Nachfolgelösung für die zweite, seit Ende Juni vakante Kassenstelle in Pöllau gebe. „Bis dahin sei die klassische hausärztliche Regelversorgung eingeschränkt“, so Moussa, der betont, dass alle handelnden Personen – von der Politik über die Österreichische Gesundheitskasse bis zur Ärzteschaft – jedoch bemüht seien.

Auf lange Sicht hofft man freilich auf eine Entspannung. Zum einen werde noch im Juli die zweite Kassenstelle, bei der man auf Bewerbungen hofft, ausgeschrieben, zum anderen soll im Oktober das neue Gesundheitszentrum im ehemaligen Postgebäude eröffnet werden.

Umbauarbeiten im Plan

Das bestätigt Bertram Gangl, Geschäftsführer des Marienkrankenhauses Vorau, das wiederum hinter der Gesundheitszentrum Joglland Gemeinnützige GmbH (GZJ) steht, die die Primärversorgungseinheit in Pöllau betreiben wird. „Die Umbauarbeiten laufen nach Plan. Im August sollen diese fertiggestellt sein, im September folgen die Inneneinrichtung und medizinische Ausstattung“, erklärt Gangl. Zwei Stellen für Allgemeinmedizin sind in dem Haus vorgesehen. „Wir sind guter Dinge, dass wir das besetzen können“, so Gangl.