Milchgeruch und Nervosität liegen in der Luft: Es ist ein besonderer Tag für das Team der „Prolactal“ in Hartberg. Ein blauer Lkw wendet und schiebt verkehrt zur Laderampe. Die ersten Paletten mit Ziegenmilchpulver stehen bereit und werden verladen – Zielort ist Peking. „Wahrscheinlich ist es so etwas wie ein Jahrhundertdeal“, lacht Eduard Croitoru, Geschäftsführer der Hartberger Großmolkerei. Monatlich gehen ab sofort 200 Tonnen an Ziegenmilchpulver in die chinesische Lebensmittelbranche.

Hartberg als Weltmarktführer

China – mit seinen mehr als 1,4 Milliarden Menschen – ist ein ausbaufähiger Exportmarkt für viele österreichische Produzenten. Ein steigendes Pro-Kopf-Einkommen sowie der wachsende Mittelstand in China haben auch zu einer höheren Nachfrage an Milchprodukten aus Europa geführt. Zwar startete Prolactal als einer der ersten Akteure in Österreich mit Ziegen- und Schafmilchpulvern schon im Jahr 2017, konnte jedoch zunächst nicht direkt nach China liefern, da es kein bilaterales Abkommen zwischen Österreich und China bezüglich Ziegen- und Schafmilch gab.

Doch das Hartberger Team blieb hartnäckig und wusste, sein Produkt könnte zum großen Renner am chinesischen Markt werden. Im Oktober 2023 besuchte erstmals eine offizielle chinesische Delegation das regionale Molkereiunternehmen, um eine erste Qualitätsprüfung vorzunehmen und sicherzustellen, dass die Anforderungen für den chinesischen Lebensmittelsektor erfüllt werden können. Denn dorthin soll die Trockenmilch aus Hartberg auch gehen: in Babynahrung, Fertiggerichte und in die Schokoladenproduktion.

Die Trockenmilch wird hauptsächlich für Babynahrung herangezogen
Die Trockenmilch wird hauptsächlich für Babynahrung herangezogen © Wurzinger

Im Februar dieses Jahres erfolgte dann der nächste wichtige Meilenstein und Österreichs Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig unterzeichnete bei seinem Besuch in Peking schließlich den bilateralen Vertrag – gemeinsam mit den chinesischen Ministern für Lebensmittel und Landwirtschaft, wobei auch Vertreter der Hartberger Prolactal anwesend waren: Eduard Croitoru, Stefano Kohlmann, und Isabelle Pitter. „Auf diesen einen Moment haben wir alle hingearbeitet“, erinnern sich die drei.

Ursprünglich wurde Prolactal zur Milchüberschussverwertung gegründet
Ursprünglich wurde Prolactal zur Milchüberschussverwertung gegründet © Wurzinger

Für die Milchproduktion in rauen Mengen war die Prolactal in Hartberg von Anfang an ein wichtiger Player am Markt: Ursprünglich zur Milchüberschussverwertung gegründet, hat das oststeirische Unternehmen schnell eine Marktlücke gefunden, die es zu füllen galt: Trockenmilchpulver. Wobei die Herstellung auf rein physikalischen Prozesse basiert: Filteranlagen und Separationstechniken machen aus Vollmilch haltbares Pulver.

Eine Million Liter Milch

Mittlerweile ist Prolactal Weltmarktführer im Bereich biologischer Milch- und Molkenpulver für Säuglingsnahrung. Mit einem Exportanteil von mehr als 95 Prozent beliefert die Molkerei Kunden in mehr als 35 Ländern mit den Schwerpunktregionen Asien-Pazifik, Westeuropa und Nahost und ist Marktführer in China. Beschäftigt sind etwa 160 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Mehr als eine Million Liter Milch werden pro Tag verarbeitet.