Es regnet in Neudau. Eine Dauerschleife aus zermürbendem Nass. Während die einen Anrainer ratlos in Schlapfen, mit Schirm und Shorts vor ihrem Haus stehen, packen die anderen – gerüstet mit Gummistiefeln – bereits an. Wo nur beginnen?
Auch die Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr kämpfen am Montagmorgen gegen die Schäden, die die Unwetter am Wochenende hinterlassen haben. Zahlreiche Straßen im Gemeindegebiet waren – oder sind – gesperrt. Aufgrund der Unwetterlage wurde Sonntagabend außerdem der Zivilschutzalarm in der Gemeinde ausgelöst.
Angersiedlung betroffen
Besonders betroffen: die Angersiedlung, beim Angerbach gelegen. Markus Trummer ist hier gerade dabei, aufzuräumen. An das Hochwasser erinnert er sich genau. „Das Wasser stand mir bis zum Kinn“, erklärt er.
Sandsäcke, Blaulicht, Absperrungen, Schläuche, die das schlammige Wasser aus den Kellern auf die Straße pumpen, dominieren das Ortsbild. Auch Infrastruktur wurde zerstört: Brücken wurden teilweise weggerissen, wie beispielsweise beim Angerbach. Kinderkrippe und Freibad wurden überschwemmt.
Die Bewohnerinnen und Bewohner des örtlichen Pflegeheims mussten sonntags um 4 Uhr morgens evakuiert werden. Hier war unter anderem die Feuerwehr Stubenberg mit einer Zille im Einsatz.
„Die Flutwelle war nicht zu stoppen“
Es sollte das Spieleparadies für ihre Kinder werden, erzählen Balazs Dulics und Berta Dulics-Nemeth mit Blick auf ihren Garten, der komplett unter Wasser steht. In den letzten drei Jahren hat das Paar jeden Cent in die Renovierung ihres Hauses gesteckt. „Endlich war ein Ende in Sicht“, erklären die beiden in ihrem Keller.
Autos im hüfthohen Wasser
„Ich habe gesehen, dass da eine Welle kommt und noch versucht, die Tür zu schließen, aber es hat nichts geholfen“, sagt der 34-Jährige. Seine Frau nickt mit glasigen Augen. Auch ihre Autos standen im teils hüfthohen Wasser. „Mal sehen, ob da noch etwas zu retten ist.“
Betroffene: „Es hat den Ölkessel ausgehoben“
Nur wenige Schritte weiter sortiert Evelyn Scherbler aus, was noch brauchbar ist. Seit 18 Jahren lebt die 61-Jährige in dem Haus auf Miete. Ob das nun weiterhin möglich ist? „Schwer zu sagen.“ Die Katastrophe nahm, so Scherbler, Sonntagnacht um 2 Uhr morgens ihren Lauf, als eine Flutwelle den Keller überschwemmte.
Wie groß der Druck gewesen sein muss, zeigt eine Waschmaschine, die auf dem schlammigen Boden Kopf steht. „Danach haben wir einen lauten Knall gehört. Später haben wir dann gesehen, dass die Wassermassen den Öltank aus Eisen in die Höhe gedrückt haben. Ich weiß nicht, was passiert wäre, wenn ich die Kellerfenster nicht offen gehabt hätte. So konnte es wenigstens abfließen.“
In Schäffern
Auch rund 40 Kilometer weiter nördlich, in Schäffern, gießt es wie aus Kübeln. Sabine Reithofer und Robert Nagl vom „Gasthof Hofer“ würden nun eigentlich in Jesolo Urlaub machen. Eigentlich. Denn Samstagnacht kam der Anruf der Feuerwehr. „Sie sagten, dass sie sofort ins Haus müssen, um Schlimmeres zu verhindern. Danach war niemand mehr erreichbar, weil alle im Einsatz waren. Das war schlimm, weil wir nicht wussten, was los ist.“
Gastzimmer sowie Stüberl blieben verschont. Jedoch wurden der barrierefreie Eingang verschüttet sowie der Keller überflutet. „Dabei schaut es jetzt eh schon viel besser aus“, sagen die beiden mit Galgenhumor. Denn ein großer Teil der Geröllmassen wurde bereits abgebaggert. Ob ein Bach in der Nähe ist? „Ja, ein Rinnsal, das nicht einmal einen Namen hat“, so Reithofer.
Dabei werden sie nicht müde, sich bei den Einsatzkräften sowie den Nachbarn zu bedanken. „Wir mussten dann mit einem Taxi herkommen, als wir hier waren, waren alle da und haben geholfen. So etwas findet man wohl selten.“