Während unten auf der A 2 Südautobahn bei Bad Blumau Autos und Lkw ihren Zielen entgegenrauschen, zwitschern oben im Wald die Vögel. Zufrieden begutachtet Irina Langegger, Expertin für Umwelt- und Verfahrensmanagement im Baumanagement der Asfinag, die zahlreichen Reihen frisch gesetzter Pflanzen. Was hier noch an einen Abenteuerspielplatz für Riesen erinnert, soll in wenigen Wochen schon in sattem Grün erstrahlen und dafür sorgen, dass die Grünbrücke für Wildtiere ihrem Namen gerecht wird.
Unter anderem vertreten: Berg- und Feldahorn, Weißbirken, Roter Hartriegel oder Hainbuche. Insgesamt 1400 Pflanzen sollen an dieser Stelle dafür sorgen, dass sich Hirsch, Dachs und Co wie in ihrem Wohnzimmer fühlen. Weiters sollen imposante 15 Totholz- und Steinhaufen, Wurzelstöcke und andere Strukturelemente für ein natürliches Lebensumfeld sorgen. Ein 2,5 Meter hoher Blendschutz aus Lärchenholz soll außerdem verhindern, dass die Tiere von den Scheinwerfern verschreckt werden. Überspitzt gesagt: Hier sollen sich Fuchs und Hase ungestört „Gute Nacht“ sagen.
Spulen wir einige Monate zurück. Im August 2023 entstand an diesem Abschnitt der Autobahn aus insgesamt 110 Betonfertigteilen eine 75 Meter lange, 20 Tonnen schwere Wildbrücke, die während acht Nachtsperren errichtet wurde. Kostenpunkt für den von einem Landschaftsarchitekten geplanten Bau: fünf Millionen Euro.
„Die Brücke ist vor allem für Rot- und Niederwild gedacht. Also für Hirsche, Rehwild, Dachs, Fuchs, Hase, aber natürlich auch für andere Tiere“, erklärt Langegger. „Mit diesen Brücken sollen Mensch und auch Tier geschützt werden.“ So sollen alle, ob Zwei- oder Vierbeiner, sicher ans Ziel gelangen.
So sieht die Brücke heute aus
Echter „Wildtier-Highway“
Im Rahmen einer Studie wurde vor rund zehn Jahren der ideale Standort für die Wildbrücke bestimmt. Aufgrund der Streckenführung der Autobahn im Abschnitt Gleisdorf-Hartberg, aber auch weil die Straße durch ein größeres Waldgebiet (Kriegwald) führt, entschied man sich für diese Stelle. „Diese Brücken sollen auch habitatserweiternd wirken und dafür sorgen, dass sich der Genpool der Wildtiere mischt“, sagt Langegger, während sich hinter ihr einer der riesigen Wurzelstöcke wie ein bedrohlicher Schatten abzeichnet.
Angaben der Asfinag zufolge gibt es in Österreich rund 600 Brücken, Talübergänge oder Tunnel, die für Wildtiere großteils durchlässig sind. Aber auch auf diesen versucht man, die Tiere aktiv zu lenken, erklärt Langegger. „Es soll hier eine Art ‚Wildtier-Highway‘ entstehen“, sagt sie und zeigt auf einen extra angelegten Korridor, auf dem sich derzeit noch die Reifenspuren der Traktoren und Lkw abzeichnen.
„Bitte Gams freundlich!“
Dass diese Art von Brücken auch genutzt werden, zeigen die Wildkameras des sogenannten „Grünquerungsmonitorings“. Hier finden sich immer wieder „Sel-Viehs“ von Gams, Hirsch, Dachs und Co. Darunter sind auch echte „Rampensäue“ zu finden, wie eine sehr neugierige Gams, die sich immer wieder einmal ablichten lässt. In Kürze schon soll auch bei der Grünbrücke auf der A 2 eine Wildkamera installiert werden.
„Sel-Vieh“: Wildkamera-Schnappschüsse von anderen Wildbrücken
„Diese Brücke ist übrigens wirklich nur für Wildtiere und nicht für Rad- oder Traktorfahrer errichtet worden“, betont die Expertin noch einmal. „Leider erleben wir es immer wieder, dass die Brücke von den Falschen genutzt wird.“ So werden in der einen oder anderen Nacht nicht nur tierische Aktivitäten abgelichtet. Aber das ist eine andere Geschichte.