Als Selbständiger arbeitet man selbst und ständig. So das alte Sprichwort. Dafür habe man auch viele Dinge selbst in der Hand, relativiert WKO-Regionalstellenobmann Christian Sommerbauer. „Ich denke, dass es auch damit zu tun hat, dass man selbst entscheidet, wie viel man arbeitet und folglich auch, wie viel man verdient. Und das wiederum führt dazu, dass man seine Arbeitszeit flexibel gestalten kann“, so Sommerbauer in seinem Büro beim Blick auf die Zahlen aus dem Vorjahr.

440 Neugründungen verzeichnete man 2023 in Hartberg-Fürstenfeld. Die meisten davon in den Sparten Gewerbe und Handwerk (254), gefolgt von Handel (105) und Informationsdienstleistung/Consulting (54). Derzeit halte sich die Gründungsbereitschaft bei Mann und Frau noch die Waage, aber „Gründen wird weiblich“, ist Christian Sommerbauer überzeugt.

WKO-Regionalstellenobmann für Hartberg-Fürstenfeld Christian Sommerbauer bei der Analyse der Neugründungszahlen 2023
WKO-Regionalstellenobmann für Hartberg-Fürstenfeld Christian Sommerbauer bei der Analyse der Neugründungszahlen 2023 © Carmen Oster

„Einzigartiger“ Werdegang

„Einzigartig“, aber trotzdem ein gutes Beispiel für Sommerbauers These ist der Shop von Evelyn Pötz. „Ich eröffne ein Geschäft“, so lautete der Satz, der im Dezember 2020 den Stein ins Rollen brachte. Heute steht die 39-Jährige strahlend in ihrem frühlingshaft dekorierten Geschäft in der Hartberger Fußgängerzone. Im Sortiment: ausgewählte Damenkleidung, Mode bis Größe 58, ausgefallene Ohrringe und einen besonderen Service. „Ich spaziere schon einmal mit dem Handy durchs Geschäft und probiere einiges an für eine Kundin aus Salzburg“, sagt sie und lacht.

Was sie Frauen raten würde, die auch mit dem Gedanken spielen, den Schritt in die Selbstämdigkeit zu wagen? „Man darf sich nicht beeinflussen lassen und muss seinen Weg gehen“, so die zweifache Mutter, die während der ersten Karenz mit dem Verkauf von Zahnpasta sowie Hautpflegeprodukten vom Wohnzimmer aus startete. Heute bestellt sie für den Shop ein- bis zweimal in der Woche Ware in kleine Mengen. „So bleibt man immer am Puls der Zeit“, erklärt Pötz, die auch in den sozialen Medien im Sinne ihres Shops aktiv ist. „Man muss dafür stehen, ich bin meine Marke.“ So könne man auch gegen große Ketten und Einkaufszentren bestehen. „Sehr viele meiner Kundinnen kommen gezielt zu mir.“

Einblicke in den Shop

Sieben-Tage-Woche

Nur wenige Schritte weiter findet sich schon die nächste Gründerin. Torina Käfer hat vor Kurzem das „Quartier“ auf dem Hartberger Hauptplatz neu eröffnet. Und das vor allem aus einem Grund. „Ich habe die Gastro unglaublich vermisst“, sagt die 24-Jährige, die die Tourismusschule Bad Gleichenberg besucht und danach ein Jus-Studium begonnen hat. Daher rückte die Gastro auch immer mehr in den Hintergrund. Heute arbeitet sie Montag bis Mittwoch im Autohaus der Familie. Donnerstags bis Sonntag dreht sich alles um das „Quartier“.

„Ja, ich habe eine Sieben-Tage-Woche, aber für mich ist das hier, wie ein Hobby“, sagt sie auf das Lokal hinter sich zeigend. Außerdem stehe die ganze Familie geschlossen hinter ihr. Und zwar wirklich alle. Heute hilft zum Beispiel die Freundin ihres Onkels mit. Oma Rosi und Opa Franz sind im Fasching im Einsatz gewesen. „Wenn einer bei uns etwas angeht, stehen alle dahinter“, sagt Torina Käfer und lacht. Schließlich gibt es ja auch den einen oder anderen Synergieeffekt. „Letztens haben wir hier sogar ein Auto verkauft“, sagt Käfer und lacht.

Torina Käfer: „Die Gasto ist wie ein Hobby für mich“
Torina Käfer: „Die Gasto ist wie ein Hobby für mich“ © Carmen Oster