Jener Tag ist gekommen, den sich Stefan Knittelfelder schon seit seinem 6. Lebensjahr herbeisehnt: Heute steigt der Gnaser zum ersten Mal in das Cockpit eines Linienflugzeuges – als Pilot. Für die deutsche Fluggesellschaft „Sundair“ fliegt der Oststeirer künftig mehrmals die Woche in einem Airbus A320 Urlaubsgäste von Berlin nach Griechenland, Ägypten oder auf Mallorca. Mit 22 Jahren die Berufspilotenausbildung absolviert, gilt er als der jüngste Linienpilot Österreichs. „Eine Chance, für die ich der Airline sehr dankbar bin“, strahlt Knittelfelder.
Begonnen hatte alles im Jahr 2008: Mit seiner Familie ist Stefan Knittelfelder auf dem Weg in den Urlaub von Graz auf die Insel Kos. „Ich durfte mit meiner Schwester ins Cockpit der Lauda-Maschine schauen und wusste von da an, ich werde Pilot“, erinnert sich Knittelfelder. Auf Gameboys hat er verzichtet, Playstation gab es keine und jeder einzelne Cent seines Taschengeldes wanderte in eine Sparbüchse für die nötige Ausbildung. „Will man Berufspilot werden, dann schießt man im wahrsten Sinne des Wortes fast 100.000 Euro in den Wind“, schmunzelt Stefan Knittelfelder.
20.000 Prüfungsfragen
Nach einem ersten Höhenflug an der HTBLA für Flugtechnik in Eisenstadt – diese hat er mit Auszeichnung abgeschlossen – ist Knittelfelder in der Flugschule gelandet und hat hier die Ausbildung zum Privatpilot absolviert. Den Berufsflieger konnte Stefan Knittelfelder schließlich im vergangenen September abschließen. „Wenn man einen Traum hat, der einem alles bedeutet, dann spielt das Alter keine Rolle“, kontert der Gnaser all jenen Menschen, die fragen, ob er nicht doch etwas zu jung für diesen Beruf sei. Mehr als 20.000 Fragen musste Knittelfelder auf Knopfdruck beantworten können.
In seiner neuen Wahlheimat Berlin angekommen, ist Knittelfelder vor seinem ersten Linienflug aber alles andere als nervös: „Basis der gesamten Ausbildung sind Ruhe und Disziplin und diese Faktoren habe ich immer in meinem Handgepäck“, lacht der gebürtige Gnaser. In den nächsten Monaten durchläuft Knittelfelder über den Wolken noch eine Ausbildung als Co-Pilot in Sachen Notrutsche und Evakuierungsmaßnahmen, sodass er später auch zum Kapitän ernannt werden kann. Ob er mit seiner Familie einmal gemeinsam in den Urlaub fliegen wird? „Schuldig wäre ich allen wohl eine Weltumrundung. Ich bin ihnen sehr dankbar für jede Unterstützung“, so Knittelfelder.