„Vernasch mich! Liebe Grüße deine Jause!“, lässt ein Jausenbrett in der Auslage ausrichten. „Da kann man die Leute richtiggehend beobachten, wie sie zuerst stehen bleiben und dann schmunzeln“, sagt Michael Rath und seine Frau Michaela nickt zustimmend. Ja, in der Auslage eines Juweliers würde man sich anderes erwarten, als personalisierte Jausenbrettln oder gravierte Gläser neben Uhren, Ringen und Halsketten als Geschenk für wichtige Anlässe. „Auch das ist ein Zeichen der Zeit. Man muss breit aufgestellt sein, deswegen haben wir auch Laser-Artikel und Trachtenschmuck“ erklärt Michael Rath, der 1974 mit 18,5 Jahren der jüngste Uhrmachermeister Österreichs war.
Im Jahre 1912 gegründet
Vor einigen Wochen feierte man hier in Fürstenfeld 111. Jubiläum. „Wir sind einer der ältesten Familienbetriebe der Stadt. Anton Martschitsch, mein Großvater hat das Unternehmen 1912 in der Grazer Vorstadt gegründet. Seit 1945 sind wir hier an der Hauptstraße angesiedelt“, erklärt Rath stolz. Früher standen Uhren in allen Facetten wie beispielsweise Kuckucks- oder Pendeluhren im Fokus. „Derzeit habe ich zwei Kuckucks- und vier Pendeluhren hier zur Reparatur“, erklärt der Juwelier beim Rundgang durch seine Werkstatt. Heutzutage wird das Sortiment mit Trachtenschmuck und mithilfe eines Lasers personalisierbaren Kleinigkeiten ergänzt.
Früher Gold, heute Titan oder Carbon
„Früher hatten wir zu Muttertag, bei Firmungen, Hochzeiten oder auch Weihnachten viel zu tun. Das hat sich verändert, heute kaufen die Leute vor allem Online ein“, erklärt der 67-Jährige. „Und, wenn die günstigen, bestellten Uhren kaputt werden, bringen sie sie zu uns. Wenn nichts mehr geht, wird einfach eine neue gekauft.“
Die Wegwerfgesellschaft, sie ist auch beim Schmuck spürbar. Bestes Beispiel seien wohl Eheringe, erklärt das Paar. „Früher hat man einen Ehering aus Gold um rund 2000 Euro gekauft. Heute sind Eheringe aus Titan oder Carbon, kosten 200 bis 300 Euro – und wenn sie nicht mehr gefallen, werden einfach neue gekauft“, so Michael Rath. Anders bei den Ringen des Paares, das sich erst kürzlich das Ja-Wort gegeben hat. Voller Elan kann es jedes besondere Detail schildern.
Die lange Geschichte des Unternehmens zeigt sich am besten am Alter den Produkten. So hat sich vor Kurzem eine Dame gemeldet, die am 23. Mai 1924 bei Raths Großvater eine Uhr gekauft hat. „Das ist schon unglaublich“, sagt der Enkel, der sich zur Feier des 111. Jubiläums etwas ganz Besonderes einfallen ließ. Seit September wird die Hälfte des Netto-Erlöses (Umsatz minus Mehrwertsteuer) gekennzeichneter Artikel wie Trachtenschmuck sowie Laser-Artikel auf ein eigenes Konto gelegt. „Wir wollen damit Fürstenfelderinnen und Fürstenfelder unterstützen, die unschuldig in Not geraten sind.“