Tierwohl ist ein beliebtes Wort, wenn es darum geht, Fleisch zu vermarkten. Gerhard Hartleb (55) arbeitet mit seiner in Zeltweg ansässigen Firma Novu.track daran, Tierwohl nicht vom momentanen Eindruck eines Prüfers abhängig zu machen, sondern objektiv darstellen zu können. Und zwar mithilfe von Computerprogrammen, Sensoren, Kameras und Künstlicher Intelligenz. "Chicken-Watcher", also Hühnerbeobachter, heißt das System. "Es beobachtet die Tiere rund um die Uhr, ohne ihnen Stress zu verursachen", so Hartleb. Die Technik ist in ein Gestell mit durchsichtigem Gehäuse verbaut. Die Hühner laufen darüber und werden dabei rundherum digital erfasst.
Permanente Überwachung der Werte
So lassen sich etwa die Fußballen von unten fotografieren, um eventuelle Krankheiten frühzeitig erkennen zu können. Auch Gefieder und Haut lassen sich analysieren. Permanent überwacht werden zudem Faktoren wie Gewicht, Licht, Temperatur, Feuchtigkeit, Luftdruck, CO2 oder Ammoniak-Belastung. Überschreitungen von Messewerten werden automatisch gemeldet.
Die Transparenz helfe nicht nur Konsumenten, sondern auch Bauern: "Wer eine Rundumüberwachung seiner Tiere nachweisen kann, wird bessere Chancen auf dem Markt haben", ist Gerhard Hartleb überzeugt. Auch Tierarztkosten ließen sich sparen.
System wird bereits in Betrieben erprobt
Konzipiert und entwickelt wurde der "Chicken-Watcher" im Zuge eines Forschungsauftrages der Forschungsförderungsgesellschaft Österreich, und zwar auf Basis einer Vision des Teams von Novu.track. Zurzeit wird das System in steirischen und oberösterreichischen Betrieben bei Masthennen und Legehennen getestet und perfektioniert.
Gerhard Hartleb ist in Fisching (Weißkirchen) aufgewachsen und hat bei der Voest in Zeltweg Werkzeugmacher gelernt, später hat er sich berufsbegleitend in Softwareentwicklung weitergebildet. Schon in den frühen 1990er-Jahren hat er für Tonis Freilandeier im Softwarebereich gearbeitet – der erste Schritt in die Geflügelbranche, in die er im Laufe der Jahre immer weiter eintauchte. 2008 gründete Hartleb die Novu.track GmbH, die heute acht Mitarbeiter beschäftigt. Für die österreichische Eierdatenbank erstellte die Firma eine Software für den heimischen Eiermarkt, inzwischen ist Novu.track auf Themen wie nachhaltige Bodenbewirtschaftung und Tierwohl spezialisiert.