Weinende Menschen und tiefe Betroffenheit: Im idyllischen 400-Einwohner-Bergdorf Hohentauern im Bezirk Murtal wurde eine junge Frau vermutlich von ihrem ehemaligen Lebensgefährten umgebracht. "Das ist einfach schrecklich", sagt Bürgermeister Gernot Jetz. Von Problemen innerhalb der Familie sei nichts bekannt gewesen. Man könne jetzt nur eines: "Die Familie unterstützen, für die Hinterbliebenen da sein." Es sei wie in einem schlechten Film: "Der ganze Ort ist in tiefer Trauer und Schockstarre." Alle Veranstaltungen – Fußballspiel oder Frühjahrsputz – wurden abgesagt.
Tatverdächtiger weiter in Koma
Bei dem Tatverdächtigen handelt es sich um einen 24-jährigen Mann aus Villach-Land, der scheinbar Suizid begehen wollte. Er raste am Donnerstag mit einem Auto ungebremst in ein Brückengelände. Er wird verdächtigt, zuvor seine Ex-Lebensgefährtin erstickt zu haben. Erst der Verkehrsunfall machte die Polizei auf die Gewalttat aufmerksam.
Der Mann liegt derzeit im Koma. Er ist "nicht ansprechbar", sagt Wolfgang Hellinger von der Pressestelle der Landespolizeidirektion Steiermark am Samstagnachmittag. So gesehen gäbe es auch keine neuen Erkenntnisse. Die Zeugenbefragungen haben begonnen. Man rechnet frühestens nächste Woche damit, den Tatverdächtigen befragen zu können.
Schauplatz am Freitag
Nur wenige Menschen sind im Ort zu sehen, er wirkt beinahe wie ausgestorben. Schockiert ist man in der Nachbarschaft. "Wir haben nichts mitbekommen, nie einen Streit gehört", sagt ein Nachbar. Am Tag vor der Tat habe er noch mit dem angeblichen Täter gesprochen: "Mir ist überhaupt nichts aufgefallen", meint der Mann. Beide seien stets nett und freundlich gewesen, man habe auch nicht mitbekommen, dass sich das Paar getrennt haben soll. So etwas kenne man nur aus der Großstadt, aber nicht vom Land – "nicht bei uns da".
Auch am Sportplatz gibt es natürlich nur ein Gesprächsthema: "Der ganze Ort ist schockiert, jeder kennt jeden", so ein Bewohner von Hohentauern. Die Familie sei unauffällig gewesen. Dass das Opfer so jung gewesen ist und an einer Gewalttat sterben musste, mache noch mehr betroffen. Die 22-jährige Frau stammte übrigens aus einer Kärntner Familie, die in der Gastronomie tätig ist.
Was am Donnerstag geschah
Am Donnerstag rückten die Einsatzkräfte gegen acht Uhr zu einem Verkehrsunfall auf der B 113 zwischen Trieben und Rottenmann aus. Ein Mann war mit einem Pkw ungebremst in ein Brückengeländer gekracht. Der Mann wurde von der Feuerwehr aus dem Wrack befreit und mit dem Hubschrauber ins LKH-Uniklinikum Graz eingeliefert. Er hat schwerste Kopfverletzungen erlitten. Aufgrund der Spurenlage ging die Polizei rasch von einem Suizidversuch aus. Zur Klärung der Identität wurde abgeklärt, auf wen das Fahrzeug zugelassen war.
Zugelassen ist das Auto auf die Mutter der Ex-Freundin. Diese und ihr Mann eilten sofort zur Wohnung ihrer Tochter in Hohentauern, weil sie offenbar bereits Schlimmes ahnten. Dort machten sie die furchtbare Entdeckung: Ihre Tochter lag tot auf der Couch.
Bedenklicher Todesfall
Die alarmierten Beamten der örtlich zuständigen Polizeiinspektion Oberzeiring gingen zunächst von einem "bedenklichen Todesfall" aus. Umgehend wurden die Mordermittler des Landeskriminalamts eingeschaltet. Auch für diese war es zunächst nicht ersichtlich, ob es sich um ein Gewaltdelikt handelt. Erst die Untersuchung durch die Gerichtsmedizinerin brachte Klarheit: Todesursache war demnach ein gewaltsamer Tod durch Ersticken.
Das kinderlose Paar hatte sich laut Polizei im Jänner voneinander getrennt. Wo sich der Mann seitdem aufgehalten hatte, ist nicht bekannt.
Der Tatverdächtige konnte bisher noch nicht vernommen werden. Er befindet sich auf der Intensivstation des LKH Graz im künstlichen Tiefschlaf. Die Staatsanwaltschaft Leoben ordnete die Sicherstellung des Unfallwracks und die Fortführung der Ermittlungen zum Tatverdacht des Mordes an. Diese dauern noch an. Weitere Details erhoffen sich die Ermittler durch die Einvernahmen in den kommenden Tagen. Neben dem Verdächtigen sollen noch weitere Zeugen befragt werden.