Erst starker Schneefall, dann warme Temperaturen mit Regen und schließlich orkanartige Böen: "Das war einfach perfektes Wetter für Lawinen. Alleine bei uns sind am Wochenende zwölf heruntergekommen", erzählt Fritz Strahlhofer, Bürgermeister der Gemeinde Pusterwald (Bezirk Murtal). Schon am Freitag fanden in Pusterwald Erkundungsflüge statt, umgehend wurden in Abstimmung mit der örtlichen Lawinenkommission Straßen im Bereich Hinterwinkel gesperrt. "Ab Samstagmittag kam dann eine Lawine nach der anderen herunter, teils auch wirklich große", rechnet der Bürgermeister mit Schäden an Forst und Straßen.
Zeitweise war auch ein Gehöft von der Außenwelt abgeschlossen, die Zufahrt ist mittlerweile aber wieder möglich. Bagger waren am Sonntag damit beschäftigt, die Gemeindestraßen von den Schneemassen zu befreien. Noch am Montag findet ein weiterer Flug mit einem Polizeihubschrauber statt, möglicherweise sind Sprengungen nötig, um die Lawinengefahr zu entschärfen. Strahlhofer appelliert jedenfalls an alle Skitourengeher: "Bitte auf keinen Fall zu uns kommen! Derzeit ist die Lage viel zu gefährlich."
Drei Täler gesperrt
Auch in der Gemeinde Krakau (Bezirk Murau) gingen am Wochenende "acht bis neun Lawinen" spontan, also ohne äußere Einflüsse ab, erzählt Bürgermeister Gerhard Stolz: "Das ist ein Wahnsinn, so etwas habe ich teilweise noch nie gesehen. Da kam ein ganzer Hang runter, das waren sicher 30 Hektar!" Wie groß das Ausmaß der Zerstörung ist, kann vom Boden aus nicht beurteilt werden. Am Sonntag ließ der Bürgermeister in Absprache mit der Bergrettung die Straßen ins Preber- und Rantental sowie ins (bewohnte) Etrachtal sperren. "Dort ist eine Zufahrt für die Anrainer noch möglich – aber nur für wirklich notwendige Fahrten", so der Ortschef.
In den anderen Tälern gibt es keine bewohnten Höfe oder Hütten. "Die Almhütten sind nur im Sommer in Vermietung, zum Glück war niemand dort. Aber die Hüttenwirte schwitzen natürlich um ihre Hütten." Am Dienstag sollen Erkundungsflüge mit der Landeswarnzentrale stattfinden, um die Lage aus der Luft zu beurteilen. Ob und welche Straßen verschüttet sind und ob Sprengungen notwendig sein werden, kann man derzeit nicht mit Sicherheit sagen.
Warnung vor Skitouren
Schon vor einer Woche kam es rund um den Etrachsee zu zwei Lawinenabgängen und einem Großeinsatz für die Rettungskräfte: Eine Tourengeherin wurde verschüttet und schwer verletzt gerettet. "Beim Erkundungsflug nur einen Tag später war der Lawinenkegel schon wieder voller Triebschnee. Die Verfrachtungen sind ein Wahnsinn", so Stolz.
Auch die örtliche Bergrettung unter Leiter Christian Würger warnt eindringlich vor Skitouren und Aktivitäten im freien Gelände: "Die Lawinengefahr wird sich in den nächsten Tagen nicht ändern." Trotzdem gäbe es immer wieder Freizeitsportler, die trotz Warnungen zu Touren aufbrechen wollen: "Den Leuten muss bewusst werden, dass es im Ernstfall auch für uns Retter lebensgefährlich werden kann", so Würger. Hubschraubereinsätze wären in den vergangenen Tagen aufgrund von Schneefall und Wind überhaupt keine möglich gewesen.
Lawinengefahr bleibt "erheblich"
Quer durch die Region herrscht am Montag auf fast allen beliebten Skitouren-Strecken erhebliche Lawinengefahr, so etwa in den Seetaler Alpen, den Seckauer Tauern oder den Wölzer Tauern. Vor allem über der Waldgrenze bildete der stürmische Nordwestwind laut steirischem Lawinenwarndienst umfangreiche Triebschneeablagerungen. Schneebretter können schon bei geringer Belastung ausgelöst werden, an steilen Hängen sind auch spontane Gleitschneelawinen jederzeit möglich.