Die Airpower ist zu Ende – Ruhe kehrt nach einer der größten Flugshows Europas aber noch keine ein. Während am Fliegerhorst Hinterstoisser am Montag die Aufräumarbeiten laufen und die letzten Staffeln das Aichfeld verlassen, häufen sich die Beschwerden von Besuchern über die problematische An- und Abreise. Wie berichtet kam es vor allem am Samstag zu langen Staus am Weg nach Zeltweg, einige Fans drehten nach vier Stunden Wartezeit frustriert um. Auch bei der Abreise dürfte es zu gröberen Problemen gekommen sein, die allerdings vor allem die Bahn betreffen.
So berichten Leser übereinstimmend über chaotische Zustände am Bahnhof von Zeltweg, dieselbe Kritik findet man auch auf der Facebook-Seite der ÖBB. Ein Airpower-Gast schreibt in einem Mail an die Kleine Zeitung: "Ich fand es sinnvoll, das Auto daheim stehen zu lassen und mit der Bahn anzureisen. Ich dachte, so vermeide ich Staus und habe einen entspannten Tag. Leider war das Gegenteil der Fall." Mehr als vier Stunden habe der Mann mit seinen zwei Kindern am Bahnsteig gewartet: "Es war alles voll, viele Kinder haben geweint, es gab keine Sitzmöglichkeiten. Die Menschen wurden aggressiv. Das Personal war überfordert und unhöflich. Es gab keine Informationen."
Eine Frau beschreibt ähnliche Szenen: "Es herrschte pures Chaos, dass hier keine Massenpanik ausgebrochen ist, wundert mich! In 90 Minuten sind wir keinen einzigen Meter weitergekommen, hinter uns hat eine Frau Kreislaufprobleme bekommen. Das ist fahrlässig – man wusste, wie viele Leute zur Airpower kommen." Zwar sei eine Taktung von 15 Minuten versprochen worden, "der erste Zug, wo Leute einsteigen konnten, kam aber erst nach eineinhalb Stunden". Überfüllte Bahnsteige, viel zu wenig Garnituren, volle Waggons, keinerlei Informationen, überfordertes Personal und schwierige Orientierung vor Ort – in einem sind sich viele Besucher einig: "Das ist einer Veranstaltung wie der Airpower nicht würdig."
Im Vorfeld wurde mit Sonderzügen aus Villach, Salzburg, Linz und Wien geworben, alle waren bis Veranstaltungsbeginn ausgebucht. Eine Information findet sich auf der Webseite der Airpower: "Achtung, die Rückfahrt findet bei allen Sonderzügen ab Knittelfeld statt." Gratis Shuttlebusse hätten die Fans von Zeltweg nach Knittelfeld bringen sollen. Dies sei allerdings schlecht kommuniziert worden, sind sich Fans einig. "Wir haben lange gesucht, bis wir überhaupt eine Haltestelle gefunden haben. In Knittelfeld war die Lage dann leider nicht viel besser als in Zeltweg." Viele, die auf normale Regionalzüge setzten, verpassten in St. Michael und Leoben ihre Anschlusszüge.
Bahnsteig zu kurz
Wie es zu dem Chaos kommen konnte, wird jetzt evaluiert. "Wir führen Gespräche mit dem Veranstalter und der Polizei", so ÖBB-Pressesprecher Herbert Hofer. Er äußert Verständnis für den Unmut der Fans, betont aber: "Es hat im Vorfeld sehr viele Besprechungen gegeben, das Mobilitätskonzept wurde umfassend begutachtet. Mit so einem Ansturm am Bahnhof hat aber niemand gerechnet." Gerade bei der Abreise, wo alle binnen weniger Stunden heimwollten, ließen sich solche Engpässe nicht vermeiden. "Man darf das nicht mit Wien vergleichen. Ich kann hier Züge nicht wahllos verlängern, der Bahnsteig in Zeltweg ist zu kurz. Fernverkehrszüge können hier nicht halten." Ob vom Veranstalter vorab zu wenig Mobilitätsleistung bestellt wurde, soll nun geklärt werden.
Das Begehren seitens des Bundesheeres und vor allem der Stadtgemeinde Zeltweg im Vorfeld, den Bahnsteig 1 in Zeltweg um rund 50 Meter zu verlängern, kamen die ÖBB jedenfalls nicht nach. "Technische Gründe" wurden genannt, letztlich waren es wohl die zu hohen Kosten. Bürgermeister Günter Reichhold (SPÖ) hofft, dass es nach den chaotischen Szenen von Samstag endlich zu einem Umdenken kommt. "Wir fordern die Verlängerung schon lange, auch im Hinblick auf die Großveranstaltungen am Ring", so Reichhold. Bei drei Ministerinnen habe er sein Anliegen schon per Brief deponiert. Eine Antwort kam nur von Verteidigungsministerin Klaudia Tanner, die ist aber formal nicht zuständig.
Aufruf an Betroffene
Auch Bundesheer und Polizei sind jetzt auf Spurensuche für das Chaos am Samstag, man ruft sogar via soziale Medien Betroffene auf, ihre Wahrnehmungen mitzuteilen – das sei notwendig für ein Lagebild.
Beim Verkehrskonzept gebe es in manchen Bereichen "Nachsteuerungsbedarf", gesteht Oberst Gerhard Schweiger vom Militärkommando Steiermark und bittet all jene um Verständnis, die am Wochenende Beschwernisse auf sich nehmen mussten. Klar ist für ihn: "Das Bahnangebot wurde angenommen, die Züge waren ausgebucht." Es kamen demnach auch deutlich weniger Leute mit Pkw als früher, 33.500 Fahrzeuge standen insgesamt an beiden Tagen auf den offiziellen Parkplätzen. 2016 seien es mehr als doppelt so viele gewesen. Am neu eingeführten Buchungssystem für die Parkplätze müsse man jedoch Adaptierungen vornehmen, so Schweiger.
Weniger gut angenommen wurde das Angebot, mit Bussen anzureisen: 200 kamen am Samstag, 150 am Freitag. In zwei bis drei Wochen soll laut Schweiger die Evaluierung des Verkehrskonzepts abgeschlossen sein.