Landwirt Stefan Grantner streichelt im Stall einem erst wenige Tage alten Kälbchen mit großen Kulleraugen und herausgestreckter Zunge über den Kopf. Tochter Marie liebkost derweilen ein nicht weniger süßes Kätzchen. Vor dem Gebäude hat man einen herrlichen Blick auf die noch immer schneeweißen Seckauer Alpen.
Weiter geht es zum aktuellsten Projekt, das im Laufe des letzten Jahres umgesetzt wurde: den neuen Hofladen. Dort, wo sich vor rund zwölf Monaten noch Vierbeiner tummelten, können nun Zweibeiner feinste Produkte einkaufen. Retrostil und Moderne vereinen sich hier. Besonders schick: der Milchautomat in zarten Blau- und Weißtönen, der alle Stückeln spielt. Stefan erklärt, wie das Teil funktioniert - und schon geht wieder die automatische Schiebetür auf, neue Kundschaft ist da.
Vom Kernöl über Speck und Kartoffeln bis hin zu Nudeln: In dem hübsch eingerichteten Laden finden die Käufer Produkte der Grantners, aber auch andere Landwirte verkaufen hier ihre Waren. Bauern mit Höfen, die abseits angesiedelt sind, tun sich schließlich mit dem Direktverkauf schwer.
Reges Kommen und Gehen
Der Grantnerhof liegt günstig im Weißkirchner Ortsteil Möbersdorf. Rund 100 Verkäufe werden an einem guten Tag schon einmal gezählt! Und wir merken schnell: Das Joghurt, das es in acht unterschiedlichen Sorten gibt, ist besonders begehrt. Im Zuge der Umstrukturierung des alten Stallgebäudes entstanden hinter dem Hofladen Lagerräumlichkeiten, aber auch ein eigener Bereich, der ausschließlich für die Joghurtproduktion vorgesehen ist. "Seit 1996 machen wir unser eigenes Joghurt", wie Karl Grantner berichtet. Er und seine Frau Eva Maria führen den Betrieb. Die Hofübergabe an Stefan, der die Landwirtschaft in vierter Generation übernehmen wird, soll mit Jahresende stattfinden.
Bis vor einem Jahr hat Stefan noch in einem Bergbauunternehmen gearbeitet. Es war immer vorgesehen, dass der 35-Jährige eines Tages den elterlichen Hof übernehmen wird. Corona hat diesen Schritt ein wenig beschleunigt - und so ist der zweifache Vater voller Tatendrang wieder in die Landwirtschaft eingestiegen.
Schon bei der Zufahrt ist in großen Buchstaben zu lesen: "Grantner. Hofladen. Herzlich guat". Und es wird nicht zu viel versprochen. Herzlich werden wir empfangen und gleich einmal zu Kaffee und Kuchen eingeladen. Wir sitzen mit fast der gesamten Familie am Tisch in der guten Stube. Vier Generationen - also auch Stefans Großeltern Christine und Johann - leben hier unter einem Dach. Wie das funktioniert? "Gut", sind sich alle Beteiligten lachend einig. "Wir haben aber schon unseren eigenen Wohnbereich", fügt Stefan Grantner hinzu. Seine Frau Marlies packt ebenfalls an und ist unter anderem fürs Marketing zuständig.
Der Hofladen ist nur ein kleiner Teil des großen Ganzen. Stillstand hat es hier nie gegeben. Entsprechend vielfältig sind die Standbeine der Landwirt-Familie: Ackerbau, Milchwirtschaft, Saatgutvermehrung. Die Grantners sind außerdem bekannt für ihr eigenes Kürbiskernöl und stolz darauf, der Brauerei Murau Braugerste zu liefern. Mit der Direktvermarktung hat man ebenfalls früh begonnen: Einen Milchautomat gibt es schon seit Jahrzehnten und auch andere Produkte begann man bereits im letzten Jahrtausend ab Hof zu verkaufen.
Stillstand gibt es auch nicht auf technologischer Ebene. Man setzt mittlerweile auf Selbstbedienung – das heißt: Der Laden ist rund um die Uhr geöffnet. Der Bezahlautomat für Bares und Karten steht dem neuen Milchautomaten an Schick nichts nach. "Es ist unkomplizierter und es braucht keine Arbeitskraft." Dass Leute ohne zu bezahlen gehen, kommt nicht vor. "Das zeigt auch, die Produkte werden wertgeschätzt", betonen die Grantners. Sie freuen sich aber auch, dass ein Teil ihrer Kunden nach wie vor das Gespräch mit ihnen sucht.
Nachgefragt, was sie als Nächstes vorhaben, geben sich Vater und Sohn bedeckt. An den schelmischen Blicken lässt sich aber leicht erkennen: Stagnation wird hier auch in Zukunft nicht Einzug halten, die Grantners haben noch einiges vor.