Zehn Jahre Red-Bull-Ring - dieses Jubiläum hat man sich in Spielberg anders vorgestellt. Zwar geht das Projekt Spielberg offiziell von einem "normalen" Jahr aus und hat schon im Dezember den Rennkalender mit zahlreichen neuen Serien präsentiert, hinter den Kulissen herrscht aber freilich weiterhin gespanntes Warten. Nur wenige Wochen vor dem offiziellen Saisonstart im März ist völlig unklar, wie sich die Lage in Österreich entwickeln wird. Die Virusmutationen haben endgültig jede Planbarkeit ad absurdum geführt. Umgekehrt hat Red Bull im Vorjahr gezeigt, was mit Flexibilität und Professionalität möglich ist - vom gelungenen Formel 1-Saisonauftakt in Österreich mitten in der Pandemie hat die gesamte Sportwelt profitiert.

Es ist weniger die Durchführung der großen Events wie MotoGP im August oder Formel 1 Anfang Juli die heuer wackelt, viel mehr ist fraglich, ob die Fans an die Rennstrecke zurückkehren können. Von Normalität geht im Murtal jedenfalls niemand aus. 200.000 Besucher an drei Tagen, ausgelassene Partys auf den Campingplätzen, Konzerte, Stars zum Anfassen - 2021 unbedenkbar. "Es wird besser als 2020, aber weit entfernt von den Jahren davor", wagt Michael Ranzmaier-Hausleitner vom Tourismus am Spielberg eine Prognose.

"Große Hype ist nicht da"

Die Teams haben ihre Quartiere in der Region längst gebucht und sichern damit eine gewisse Grundauslastung im Sommer. "Es fragen auch Fans an, aber immer verbunden mit der Bitte um kostenloses Storno. Viele werden heuer Last-Minute buchen." Die Hotellerie in der Region um Spielberg ist rund um die Großveranstaltungen zu 90 Prozent ausgebucht, trotzdem: "Wir spüren eine gewisse Zurückhaltung. Der ganz große Hype ist heuer nicht da." Insgesamt gingen die Anfragen der Tagesgäste um 80 Prozent im Vergleich der Vorjahre zurück, bei ausländischen Gästen ist der Rückgang noch deutlicher spürbar.

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Der Vorverkauf für Formel 1 und MotoGP hat freilich trotzdem längst begonnen, heuer mit einer Neuerung: Kommt es zu Einschränkungen seitens der Regierung, gilt die Reihenfolge des Ticketerwerbs. Dürfen also beispielsweise nur 10.000 Besucher pro Tag dabei sein, haben jene Glück, die am schnellsten gekauft haben. Wie viele Tickets bislang über den Tresen gingen, gibt man freilich nicht bekannt. Auf der offiziellen Ticket-Website sind einige Kategorien bereits ausverkauft. "Wie sich die Situation entwickelt, können wir aktuell leider nicht einschätzen", heißt es auch seitens des Projekt Spielberg. "Der Vorverkauf läuft gut und wir wünschen uns, alle Ticketbesitzer vor Ort begrüßen zu dürfen."

"Gesundheit geht vor"

Für die Region Murtal wäre ein neuerliches Ausbleiben der Fans ein schwerer wirtschaftlicher Schlag. "Es hängt viel dran an den Rennen, Standler, Zulieferer, der Großhandel, Tankstellen, Bäcker", so Ranzmaier-Hausleitner. Er hofft, dass die große mediale Präsenz von Spielberg im Krisenjahr 2020 auch Gäste abseits des Massentourismus anlockt. "Wenn sich der Red-Bull-Ring touristisch anders entwickelt als erhofft, muss unsere Arbeit der letzten Jahren greifen. Wir können derzeit nur abwarten und hoffen. Die Gesundheit geht auf jeden Fall immer vor."