Seit drei Jahren setzt man sich am Seniorenwohnheim Oberwölz, das von der Stadtgemeinde betrieben wird, intensiv mit dem Thema Demenz auseinander. Die Mitarbeiter erhielten entsprechende Schulungen, die Auswirkungen seien sehr positiv, wie Heimleiterin Andrea Spiegl berichtet. Nun wird auch ein Projekt geboten, das sich an pflegende Angehörige richtet und das in der Form laut Spiegl einzigartig in Österreich ist.
Die an Demenz erkrankten Menschen werden eine Woche oder zwei Wochen auf einem Bauernhof in Oberwölz professionell betreut. In der Zwischenzeit erfahren die Angehörigen, wie die Begleitung von Menschen mit Demenz organisiert und umgesetzt werden kann. Und zwar von der oberösterreichischen Validationsmasterin Hildegard Nachum und Validationslehrer Robert Irmler aus Graz, die seit Jahren betroffene Angehörige und Erkrankte begleiten.
Validation steht für eine Kommunikationsmethode im Umgang mit Menschen mit Demenz. Große Herausforderung für die Angehörigen ist das Verhalten, das sich bei Demenz stark verändert. Die beiden Experten verfolgen den Ansatz, nicht das Gegenüber erziehen zu wollen, sondern das eigene Verhalten in der Begleitung zu verändern. „Wenn man richtig mit den Menschen umgeht, kann man viel bewirken“, weiß Heimleiterin und Stadtamtsdirektorin Andrea Spiegl.
Wichtig sei es auch, für sich selbst Abstand und Erholung einzuplanen: Der Aufenthalt in Oberwölz ermöglicht dies natürlich auch. Der Roathof bietet grundsätzlich „Urlaub am Bauernhof“, man hat Zugang zu Tieren und befindet sich inmitten der Natur. Wer mag, kann im Zeitraum des Projekts die erkrankten Menschen in Oberwölz betreuen lassen und sich selbst einen Urlaub gönnen oder Urlaub und Schulung miteinander verbinden. Insgesamt können acht bis zehn Personen teilnehmen.
Nachum und Irmler verlangen für dieses besondere Projekt nichts, der Unkostenbeitrag für Teilnehmer ist gering (siehe Information unten). Das Projekt wird gemeinsam mit der Stadtgemeinde durchgeführt.
Das Seniorenwohnheim wird außerdem von 50 auf 70 Betten ausgebaut. „Künftig soll es überwiegend Einzelzimmer geben“, so Andrea Spiegl. Baustart ist im Frühjahr. Entstehen soll auch eine Demenzstation, ein Bereich, in dem nur an Demenz Erkrankte wohnen und entsprechend geschultes Personal arbeitet.
Demenz verläuft in unterschiedlichen Phasen: „In einer Phase haben die Betroffenen einen enormen Bewegungsdrang“, erklärt Spiegl. Deswegen soll auch ein Demenzgarten entstehen, in dem sich die Erkrankten bewegen können, natürlich ohne dass ein Zugang nach außen besteht.