Ein Traditionsgasthaus in Judenburg hat seine Pforten für immer geschlossen. Die Gäste wussten: Ihnen werden keine Produkte wie Fertigsuppen oder Erdäpfelsalat aus dem Plastikkübel serviert: „Das Einzige, was bei uns nicht selbst gemacht wurde, waren die Nudeln“, schmunzelt Burgi Gruber, seit 1999 Chefin des Hauses.
1970 übernahmen ihre Eltern, Burgi und der bereits verstorbene Johann Rumpf, das alteingesessene Gasthaus in der Judenburger Capistrangasse, in dem die Familie auch lebt. Das Gebäude ist eines der ältesten Häuser in Judenburg, wurde im 13. Jahrhundert errichtet. „Meine Eltern wollten unbedingt etwas Eigenes haben und das Gasthaus stand damals zum Verkauf“, erinnert sich Gruber. Und so zog die Familie von Graz nach Judenburg.
Burgi und ihr Bruder Hannes mussten stets mithelfen: „Das hat uns aber Spaß gemacht.“ Hannes, Koch aus Leidenschaft, unterrichtet das Handwerk seit vielen Jahren im Schulungszentrum Fohnsdorf.
Vieles hat die Familie als Gastgeber erlebt und an Veranstaltungen wie etwa die Sauschädl-Versteigerungen denkt Burgi Gruber gerne zurück: „Früher war bei uns die Hölle los!“ Viele Jahre verarbeiteten die Rumpfs auch Fleisch aus eigener Schlachtung. Daran erinnerten bis zum Schluss zwei alte, schwarze Tafeln im Gastzimmer, auf denen in weißer Schrift nachzulesen war, was einst angeboten wurde: vom Selchspeck über „Verhackert“ bis hin zum Bratwürstl.
Die Einrichtung blieb stets rustikal – Tische, Sessel, Lampen und Bilder an der Wand strahlten Gemütlichkeit aus. Was auf den Tisch kam, war stets bodenständige, ehrliche Hausmannskost mit Produkten aus der Heimat. Und Grubers 76-jährige Mutter Burgi Rumpf hat bis zum Schluss in der Küche kräftig angepackt.
Nicht nur mit dem Gasthaus hört Burgi Gruber auf, sondern auch mit dem bei vielen Anlässen gerne georderten Catering. „Es gibt keinen Nachfolger mehr und es müssten einige Renovierungsarbeiten durchgeführt werden“, erklärt sie, warum sie das Geschäft nun aufgibt.
Die 50-Jährige kann sich gut vorstellen, künftig im sozialen Bereich tätig zu sein. Und dankt – mit etwas Wehmut – allen Stammgästen, die dem Lokal viele Jahre die Treue gehalten haben: „Es war einfach eine schöne Zeit, wir hatten super Gäste