Der Vater war bei der Eisenbahn, der Bub sollte Schlosser lernen. Aber Johann Winter – mit seinem Lehrberuf unzufrieden – machte seinem alten Herren einen Strich durch die Rechnung. „Ich habe in einer Zeitung gelesen, dass der Friseur Josef Wadsack einen Lehrling sucht. Da habe ich umgesattelt“, erinnert sich der rüstige 95-jährige Knittelfelder zurück. Mit dem neuen Beruf war er hochzufrieden. Auch, weil er zusätzlich die Ausbildung zum Theaterfriseur machen konnte. „Heute würde man dazu Visagist sagen“, erklärt Sohn Hannes Winter, der ebenfalls Friseur ist.

Kriegsjahre

Nach dreieinhalb Jahren aber musste der passionierte Friseur in den Krieg einrücken. Stationen waren damals Polen, Reichenhall und Lillehammer. Anfang August 1945 kam Johann Winter wieder nach Hause.
Mit seiner Frau Julie, ebenfalls eine Friseurin, eröffnete Winter im Jahr 1952 das erste eigene Friseurgeschäft in der Bahnstraße in Knittelfeld. Erfolgreiche Jahre folgten. Seine Schere hat Winter bis heute nicht weggelegt. Jeden Samstag betreut er Stammkunden im Geschäft von Sohn Hannes Winter. „Ich liebe meinen Beruf und kann ohne das Haareschneiden gar nicht leben“, schmunzelt Senior Winter verschmitzt.

1952: Johann und Julie Winter (von rechts) mit ihren ersten Mitarbeitern in der Bahnstraße in Knittelfeld
1952: Johann und Julie Winter (von rechts) mit ihren ersten Mitarbeitern in der Bahnstraße in Knittelfeld © Sonja Haider-Krätschmer

Sohn Hannes trat erst nach einigen Jahren im Gymnasium in die Fußstapfen des Vaters. Dafür aber umso erfolgreicher. Seine Ausbildung umfasste in den 70er Jahren etwa neue Schnitttechniken in London.
In den 90ern und den 2000er-Jahren betriebt Winter sogar eine Kette mit 17 Betrieben und 175 Mitarbeitern. Heute existiert noch – nach dem Verkauf aller Geschäfte – das Haupthaus in der Knittelfelder Frauengasse. Aber: „Mit 1. Jänner gehe ich auch in Pension und übergebe mein Geschäft“, verrät Hannes Winter. Ruhe geben wollen aber beide Friseure nicht. „Wir werden natürlich auch weiterhin unsere Stammkunden betreuen. Das brauchen wir und das macht uns Freude“, sagen Vater und Sohn. Was Johann Winter jedoch aufgeben wird, ist das Autofahren. „Das geht jetzt dann nicht mehr“, sagt er.
Das Geschäft bleibt aber bestehen. Neue Inhaberin ist ab 1. Jänner Eni Vass, die seit fünf Jahren bei Hannes Winter im Salon arbeitet.