„Bei euch fühle ich mich wie im Paradies!“ Dieser Satz einer Kundschaft wird Daniela Kreuzer wohl ewig in Erinnerung bleiben. Sie führt „das höchstgelegene Kaufhaus der Steiermark“ auf knapp 1600 Metern – und das ist nicht die einzige Besonderheit des Ladens: „Wir sind komplett eigenständig, gehören zu keiner Kette“, erzählt Kreuzer, die es kaum erwarten kann, dass Schnee fällt. Denn in der kalten Jahreszeit startet das Geschäft im Lachtal in die Hauptsaison. „Es heißt im und nicht am Lachtal“, betont die Geschäftsfrau. Und im Lachtal wird bekanntlich Ski gefahren. „Wir haben im Sommer und im Winter geöffnet, aber der Hauptumsatz wird natürlich im Winter gemacht.“
Heuer feiert das Kaufhaus 50-Jahr-Jubiläum. Daniela Kreuzer: „Mein Vater war damals so weitsichtig und hat das Geschäft hier errichtet. Unser Stammhaus war eigentlich in Schönberg.“ Schönberg-Lachtal war bis 2014 eine eigenständige Gemeinde, nun gehört das Gebiet zu Oberwölz. Das ursprüngliche Geschäft wurde vor einigen Jahren geschlossen. Das Kaufhaus in bester Lage im Skigebiet baute die Familie im Laufe der Jahre aus. Dazu gehört auch ein Gastrobereich, in dem die hauseigene Pizza besonders begehrt ist. Irgendwann in der Zukunft sollen auch Appartements entstehen.
Kaufmannsgen
Eine weitere Besonderheit ist, dass Daniela und ihr Sohn Nico den gesamten Laden alleine schupfen. „Mit Corona hat sich das so ergeben, dass wir keine Mitarbeiter mehr haben“, erzählt der 23-Jährige, dem das „Kaufmannsgen“ in die Wiege gelegt worden ist. Er wird eines Tages das Geschäft übernehmen – führt die Tradition in fünfter Generation weiter. Gelernt hat er „zuhause“ Einzelhandel und Systemgastronomie.
Zwischen 10 und 800 Kunden
Beim Betreten des Kaufhauses verspürt man alsbald Nostalgie und Lust auf Stöbern. Vom Spielzeug über Wintergewand und Souvenirs bis hin zu Artikeln des täglichen Bedarfs und natürlich Lebensmittel: „Wir führen 4000 bis 5000 Artikel“, so Kreuzer. Besonders interessant sei das Kalkulieren, denn natürlich ist das Geschäft abhängig von Faktoren wie Wetter oder Ferienzeit. So kann es sein, dass an einem Tag der Laden voll ist, an einem anderen Tag nur wenige Menschen einkaufen. Da heißt es, flexibel zu sein: „Erfahrung und das Gefühl spielen dabei eine wichtige Rolle“, sind sich Mutter und Sohn einig.
In den kommenden Monaten wird man wieder täglich von 9 bis 18 Uhr offen haben. Rund um die Uhr mit Getränken und Snacks versorgen können sich Kundinnen und Kunden bei einem Automaten, der vor dem Geschäft steht. Und vor einigen Jahren wurde die nahe Telefonzelle zu einem Kaffeeautomaten umfunktioniert (wir berichteten).
Die 56-Jährige bedankt sich bei den Kundinnen und Kunden für die Treue. 1992 übernahm sie die Geschäfte: „Ich bin noch immer mit Freude dabei und stolz, denn es gibt nicht mehr viele Familienbetriebe wie den unseren.“
Auch Sohn Nico kann sich nicht vorstellen, etwas anderes zu machen: „Es ist schön, wenn die Stammgäste wieder kommen und man hat auch eine gewisse Freiheit“, sagt er. Bleibt eigentlich auch Zeit Skizufahren, wenn man am Fuße eines Skigebiets arbeitet? „Ja“, sagen die beiden. Am Saisonabschluss geht sich die eine oder andere Stunde auf der Piste aus: „Das genießen wir richtig.“