Die Bezirksergebnisse im Überblick
Die Steiermark ist fast durchgehend blau, auch der Bezirk Murau ist keine Ausnahme. Die FPÖ kam auf 35,10 Prozent, die ÖVP auf 33,70 und die SPÖ auf gerade einmal 15,47 Prozent. Die Neos erreichten 7,06 Prozent, die Grünen 3,77. Von den Kleinparteien hätte es keine in den Nationalrat geschafft. Besonders auffällig: In manchen Gemeinden ist die ÖVP eindeutiger Spitzenreiter: In Krakau, Oberwölz, Ranten und St. Georgen am Kreischberg. Ein Debakel erlebte die SPÖ: mit Ergebnissen wie in Murau (12,77), Niederwölz (11,25), Ranten (12,12) und St. Georgen am Kreischberg (10,33) wenig verwunderlich. Nur in Mühlen landete die SPÖ auf dem zweiten Platz.
Im Bezirk Murtal landete die FPÖ mit 34,86 Prozent auf Rang eins, gefolgt von ÖVP (25,63) und SPÖ (22,66). Die Neos schafften 6,61 Prozent, die Grünen 4 Prozent. Die KPÖ, doch in einigen Murtaler Gemeinden vertreten, kam auf 3,11 Prozent. Über 40 Prozent erzielte die FPÖ in Zeltweg. Ein Sensationsergebnis fuhr die ÖVP in Pusterwald ein: 48,66 Prozent. In folgenden Gemeinden lag die ÖVP ebenfalls vor der FPÖ: Seckau, St. Peter ob Judenburg, St. Margarethen bei Knittelfeld, St. Georgen ob Judenburg, Obdach, Kobenz und Gaal. Das beste Ergebnis erzielte die SPÖ im Murtal in der einstigen sozialdemokratischen Hochburg Knittelfeld: 27,90 Prozent. Und dennoch wurde sie haushoch von der FPÖ geschlagen, die in der Eisenbahnerstadt auf 37,61 Prozent gekommen ist.
Unten finden Sie Grafiken zu den beiden Bezirken.
FPÖ im Murtal feiert
Die Stimmung im Bezirksbüro der FPÖ Murtal ist schon vor Bekanntwerden der Ergebnisse gut. Vor und in den Räumlichkeiten in Knittelfeld stehen Dutzende Freiheitliche, wesentlich mehr, als Bezirksparteiobmann Wolfgang Zanger gerechnet hatte. Kurz vor der ersten Hochrechnung versammeln sich alle vor dem Fernseher.
Der Ton wird ausgemacht, Nationalratsabgeordneter Zanger nutzt die Gelegenheit, sich „bei allen“ zu bedanken. „Ich bin stolz auf das Wahlkampfteam, das ich hatte.“ Der Nationalratsabgeordnete feuert die Truppe noch einmal an: „Ich glaube, es könnte heute ein Dreier vorne stehen. Ich hoffe es zumindest.“ Tosender Applaus, der Ton wird wieder eingeschaltet.
Es sind nur noch wenige Sekunden, bis die erste Hochrechnung präsentiert wird. Im Bezirksbüro ist es jetzt mucksmäuschenstill. Alle Blicke sind auf den Bildschirm gerichtet, und als der blaue Balken hochfährt, gibt es kein Halten mehr. Tosender Applaus, Jubelrufe und Gesänge: „So ein Tag, so wunderschön wie heute ...“.
Bilder aus dem blauen Bezirksbüro
Dieses Ergebnis wird natürlich entsprechend gefeiert. Wie es ihm nun geht? „Ich bin entspannt. Es war klar, dass das heute so ausgeht. Man hat es an der Stimmung bemerkt“, so ein zufriedener Zanger, der Whiskey und Zigarre bereits zum Feiern vorbereitet hat. Dass bei der ersten Hochrechnung doch kein Dreier vorne stand, sei komplett egal. Für den 56-Jährigen startet nun die sechste Periode im Nationalrat, er hat alle Höhen und Tiefen der Partei miterlebt. Das Ergebnis sei „eine Bestätigung unserer Linie“. Man habe die Bodenhaftung nie verloren: „Für die Leute da zu sein, das ist der Punkt.“
Für ihn persönlich sei es auch wichtig gewesen, den Wahltag zuhause mit den Leuten aus der Heimat, seinem Team, zu verbringen. „Egal, ob eine Wahl gut oder schlecht ausgeht. Wir sind eine Mannschaft.“
Video: Die erste Hochrechnung wird bei der FPÖ mit Spannung erwartet
SPÖ-Moitzi: „Personaldebatten haben uns noch nie weitergebracht“
Erst erfangen muss sich der obersteirische SPÖ-Spitzenkandidat Wolfgang Moitzi: „Der Wähler hat immer recht, ich will so kurz nach der Hochrechnung gar nicht viel analysieren“, seufzt er. Die internen Steitereien seien „sicher kein Wahlverstärker“ gewesen. Jetzt schon Personaldebatten zu führen, sei nicht sinnvoll: „Die Vergangenheit hat gezeigt, das hat uns noch nie weitergebracht.“ In Moitzis Heimatgemeinde Spielberg holte die FPÖ fast 38 Prozent (+18), während die SPÖ mit 26 Prozent (-6) mit großem Abstand auf Platz zwei landete. Ein Trend, der sich durch alle bei Gemeinderatswahlen tiefroten Gemeinden zieht. In Zeltweg holte die FPÖ mit 40 Prozent steiermarkweit eines der besten Ergebnisse – also in jener Stadt, wo SPÖ-Bürgermeister Günter Reichhold bei der Gemeinderatswahl 2020 fast 70 Prozent gewonnen hat. Mit Themen wie Teuerung oder Infrastruktur, auf die Wolfgang Moitzi einen besonderen Schwerpunkt gelegt hatte, sei die SPÖ nicht durchgekommen, so der Politiker.
Max Lercher über das Wahlergebnis
SPÖ-Bezirksparteivorsitzender Max Lercher hatte sich im Rennen um den Parteivorsitz auf die Seite von Hans Peter Doskozil geschlagen. Gleich nach Bekanntgabe der ersten Hochrechnung sagte er auf die Frage, ob er sich aufgrund des internen Streits mitschuldig fühle: „Ich habe mich seit dem Parteitag nicht mehr eingemischt, man sollte die Verantwortung jetzt nicht in der zweiten und dritten Reihe suchen, wo ich mich jetzt befinde, sondern dort, wo die Entscheidungsträger sitzen.“ Die „Wendestimmung“ im Land sei unübersehbar, mit dieser müsse sich die SPÖ nun beschäftigen. „Vor allem mit der Frage: Wie erreichen wir die Arbeitnehmer?“, so Lercher.
ÖVP-Bezirkschefs: „Hätten knapperes Ergebnis erwartet“
Die ÖVP-Spitzen der Bezirke Murau und Murtal, Manuela Khom und Bruno Aschenbrenner, hatten sich ein engeres Rennen mit der FPÖ erwartet: „Ich habe gedacht, das wird sich um einen Prozentpunkt drehen“, so Khom. Was ihren Bezirk Murau betrifft, war die ÖVP zwar nur knapp hinten, was aber nicht über den Verlust von 15 Prozentpunkten hinwegtäuschen kann. „Ich habe es im Wahlkampf gespürt, dass wir mit dem, was wir vermitteln wollten, nicht durchdringen konnten“, so Khom, die als Landtagspräsidentin auch in der Landespartei eine wichtige Rolle spielt. Für die Landtagswahl glaubt sie ebenso wie Bruno Aschenbrenner, dass die Karten neu gemischt werden. „Wir gehen hier einen Weg des Miteinanders und der Stabilität, aber es wird angesichts des Rückenwindes für die FPÖ eine große Herausforderung, das entsprechend zu kommunizieren“, sagt Aschenbrenner.
Aus Rot wurde Blau
Die Bezirke Murtal und Murau präsentieren sich nach dieser Nationalratswahl nur noch Türkis und Blau. Nach der Wahl 2019 gab es noch drei Gemeinden, in denen die SPÖ am meisten Stimmen hatte: Knittelfeld, Fohnsdorf und Zeltweg. Diese drei Gemeinden sind nun blau. In Fohnsdorf kam die FPÖ auf 36,11 Prozent, die SPÖ auf 24,89 und die ÖVP auf 20,61 Prozent. Satte 37,61 Prozent holte sich die FPÖ in Knittelfeld, SPÖ 27,90 und ÖVP 17,46. Absoluter Spitzenreiter, was die FPÖ-Wähler angeht, im gesamten Bezirk Murtal ist aber Zeltweg: Hier kam die FPÖ auf 40,15 Prozent. SPÖ 26,49 und ÖVP 16,95. Zum Vergleich: 2019 entschieden sich 22,78 Prozent für die FPÖ, 34,34 für die SPÖ und 28,09 für die ÖVP.
Wer sind die Gewinner, wer verliert?
Rund 6,35 Millionen Menschen durften österreichweit zur Nationalratswahl 2024 antreten, in der Steiermark waren rund 950.000 Frauen und Männer stimmberechtigt. Sie konnten zwischen folgenden Parteien entscheiden: ÖVP, SPÖ, FPÖ, Grüne, Neos, Bier, KPÖ, Keine, Gaza, LMP und MFG. Für die Gelben konnte hingegen in der Steiermark nicht abgestimmt werden, sie sind nur im Burgenland angetreten. Mehr über die Ausgangslage der Wahl lesen Sie in unserem Dossier.
Heute hat sich entschieden: Wer sind die großen Gewinner, wer verliert? Über die Ergebnisse der heutigen Wahl in der Region halten wir Sie hier weiterhin am Laufenden.
Wahlberechtigte in Murtal und Murau
2024 gibt es in Murau rund 22.350 Wahlberechtigte, in Murtal sind es knapp 56.000. Die beiden Bezirke gehören dem Wahlkreis Obersteiermark an, zu dem auch Bruck-Mürzzuschlag, Leoben und Liezen gehören. Eines ist gewiss: Aus dem Bezirk Murau wird es kein Kandidat in den Nationalrat schaffen. Fix ein Mandat in der Tasche haben hingegen die Murtaler Kandidaten Wolfgang Moitzi (SPÖ) und Wolfgang Zanger (FPÖ). Von der ÖVP wird es kein regionaler Kandidat in den Nationalrat schaffen.
Hoffnung auf ein Mandat haben hingegen wie berichtet auch Josef Meszlenyi (KPÖ) und Franz Jantscher (SPÖ). Hier finden Sie die Kandidaten aller Parteien aus dem Wahlkreis Obersteiermark.
Das letzte Wahlergebnis
Zuletzt ein Rückblick: Nach der Wahl im Jahr 2019 präsentierten sich die Bezirke Murtal und Murau fast durchgehend türkis, rote Flecken gab es wie oben erwähnt nur in Knittelfeld, Fohnsdorf und Zeltweg. Insgesamt kam die ÖVP vor fünf Jahren im Bezirk Murtal auf 37, 4 Prozent, SPÖ 28, FPÖ 18,4, Grüne 7,3 und Neos 5,5. Exakt 58.084 Frauen und Männer waren damals wahlberechtigt. Im Bezirk Murau gab es 23.117 Wahlberechtigte. 48,6 Prozent der Wählerinnen und Wähler entschieden sich für die ÖVP. Die SPÖ kam auf 19,5 Prozent, FPÖ 18,3, Grüne 6,4 und Neos 5,5. Regionale Vertreter im Nationalrat waren zuletzt Wolfgang Zanger (FPÖ) und der Sozialdemokrat Max Lercher, der wie berichtet nicht mehr kandidiert.
Gebürtige Judenburgerin zieht für Neos ins Parlament
Das Murtal ist auf Umwege um eine Nationalratsabgeordnete reicher: Gertraud Auinger-Oberzaucher, seit 20 Jahren Unternehmerin und seit mehr als vier Jahren Gemeinderätin in Baden, steht auf Platz drei der Neos-Landesliste Niederösterreich für die Nationalratswahl, und zieht nun ins Parlament ein. Auinger-Oberzaucher ist gebürtige Judenburgerin. Welche Bereiche sie dort über haben wird, entscheide sich laut Neos Niederösterreich erst in den kommenden Tagen.