Sie bringen Glück im Stall, dezimieren die lästigen Fliegen und erfreuen mit ihrem Gezwitscher und geschäftigen Herumfliegen: Die Rede ist von Schwalben. Von Frühling bis Ende Sommer begleiten sie viele Bauern bei ihrer Arbeit, bevor sie sich auf den Weg nach Afrika machen, um dort zu überwintern.

Extremwetter führt zu Zugstau

Das jüngste Extremwetter in Mitteleuropa mit anhaltendem Starkregen und Stürmen hat verheerende Auswirkungen auf den Zug der Schwalben in den Süden. Laut Eva Karner-Ranner von BirdLife Österreich spricht man von einem „Zugstau“, der selten so deutlich sichtbar sei wie in den letzten Tagen: Tausende geschwächte oder gar tote Schwalben, insbesondere Mehlschwalben, wurden beobachtet, da sie aufgrund des anhaltenden Regens keine Fluginsekten als Nahrung finden konnten. Viele Landwirte berichten davon, Dutzende verendete Tiere zwischen den Kühen herausgefischt zu haben, da diese aus dem Nest gefallen oder entkräftet abgestürzt seien.

Video einer entkräfteten Schwalbe, die zum Aufwärmen in einen Heizkeller gebracht wurde.

Tiere werden zwangsgefüttert

„Die Tierwelt sollte man bei all dem Leid durch die Unwetter nicht vergessen“, sagt Sabine Weberberger aus Proleb, die sich mit ihrem Mann Michael seit Jahren um verletzte Wildtiere kümmert. Derzeit läutet ihr Telefon nahezu ständig, viele Leute würden den geschwächten Zugvögeln helfen wollen. „Die Vögel muss man leider zwangsfüttern. Man muss den Schnabel öffnen mittels Pinzette, nur etwas hinstellen bringt nichts. Am besten ist sichern und wärmen“, sagt sie. Sie bringen die Tiere nach Graz zu „Kleine Wildtiere in großer Not“, insgesamt haben sie seit Freitag 120 Schwalben mit Elektrolyten und Heimchen aufgepäppelt und nach Graz transportiert. „In diesem Ausmaß haben wir es noch nie erlebt“, sagt Michael Weberberger. Die Tiere würden aus dem Murtal und aus der ganzen Obersteiermark kommen.

Langfristige Folgen noch nicht absehbar

Wie stark die Schwalbenbestände durch das Wetterereignis betroffen sind, lässt sich erst in den kommenden Jahren abschätzen. Bereits jetzt zeigt sich ein langfristiger Rückgang, in den letzten 20 Jahren haben sich die Bestände der Mehlschwalben in Österreich halbiert. Ursachen sind die Zerstörung von Nistplätzen, der Verlust von Lebensräumen und der Rückgang von Insekten, bedingt durch den Einsatz von Pestiziden und den Strukturwandel in der Landwirtschaft.