„Wir sind glimpflich davongekommen“, berichtet Thomas Zeiler vom Bereichsfeuerwehrverband Knittelfeld am Montag nach den verheerenden Unwettern, die Niederösterreich und Wien ein „Jahrhundert-Hochwasser“ bescherten und ebenso Teile der Steiermark betroffen haben: In Murau gab es mancherorts sogar Schnee, etwa beim Bergerhof Krakauebene von Christian Bachler.
Murtal und Murau „geschlupft“
Friedrich Sperl, Bürgermeister von St. Lambrecht und Katastrophenschutzreferent im Bezirk Murau, berichtet von keinen gröberen Vorkommnissen im Bezirk – lediglich auf der Grebenzen habe es 30 Zentimeter Schnee gegeben. Auch Nina Pölzl, Murtaler Bezirkshauptfrau, berichtet, dass man „gut durchgekommen“ sei: „Auch wir haben das Wochenende über gezittert, aber es ist alles gut gegangen.“
Beim Bereichsfeuerwehrverband Judenburg freut man sich ebenso, dass der Bezirk mit Ausnahmen von kleineren Sturmeinsätzen diesmal „geschlupft“ sei, wie es Nico Schaden ausdrückt – Richtung Reifling etwa musste im Bereich Purbachstraße ein gestürzter Baum, der die Straße blockierte, weggeräumt werden. Im Einsatz war man dennoch: Der KHD-48 Zug des Bereichsfeuerwehrverbandes Judenburg wurde aufgrund der schweren Unwetter in Niederösterreich am 15. September zur Unterstützung der bereits eingesetzten Kräfte nach Loosdorf im Bezirk Melk alarmiert. „Von 9.30 Uhr bis zwei Uhr nachts waren wir mit 60 Florianis und zehn Einsatzfahrzeugen vor Ort“, berichtet Schaden. Beteiligt waren die Feuerwehren Weißkirchen, Pöls-Ort, Zeltweg-Stadt, Hetzendorf, Judenburg, Obdach, Unzmarkt und Möderbrugg.
200 Personen mussten gerettet werden
Er beschreibt den Einsatz als „überwältigend“, im negativen Sinn: Vorrangig musste man Menschenrettungen durchführen, denn aufgrund der enormen Wassermassen waren in Loosdorf etwa 200 Personen eingeschlossen. Zudem wurden teilweise diverse Pumparbeiten bei priorisierten Gebäuden vorgenommen. Die Wetterlage mit orkanartigen Sturmböen machten den Einsatz von Rettungshubschraubern nahezu unmöglich, man setzte auf eine sogenannte Zille, ein kajakähnliches Rettungsboot aus Holz. Doch auch das klappte nicht immer – „die Strömung war so stark, dass man eigentlich ein Motorboot gebraucht hätte, doch dafür war es zu seicht“, beschreibt Schaden das Problem.
Immer mehr Einsätze
Was den Florianis zusätzlich zur körperlichen Belastung zusetzt, ist die Konfrontation mit menschlichem und tierischem Leid: „Die Leute dort haben alles verloren, ihre ganze Existenz geht den Bach hinunter. Das mitanzusehen ist schwierig, vor allem wenn es Familien mit Kindern betrifft. Die Leute packen nur Kind und Katze ein, das ist alles, was ihnen noch bleibt.“
Dass sich die Einsätze häufen, merke man vor allem im Gespräch mit älteren Kameraden: „Früher hatte man solche Einsätze alle fünf Jahre, heuer hingegen schon zweimal.“