„Jedermann darf Wald zu Erholungszwecken betreten und sich dort aufhalten“, heißt es im Forstgesetz. SPÖ und Naturfreunde fordern diese Ergänzung: „...und Forststraßen mit dem Fahrrad befahren“. Nur wenige Worte, die es allerdings in sich haben, hieße das doch übersetzt: Alle Forststraßen in Österreich wären für Mountainbiker legal befahrbar. Die Forderung wurde vor Kurzem im Rahmen einer Pressekonferenz erhoben und geht wesentlich weiter als die Schwarz-Grüne Regierung im Frühjahr in ihrer Mountainbikestrategie festgelegt hat. Dort heißt es, ein weiterer Ausbau von Mountainbikestrecken werde begrüßt, allerdings auf Vertragsbasis mit Grundeigentümern.

„Mühsame Einzelvereinbarungen“

Was das bedeutet, weiß Erwin Hinterdorfer. Er ist SPÖ-Bürgermeister von St. Margarethen bei Knittelfeld und Chef der 20 Gemeinden umfassenden Initiative „Mountainbike Murtal“, die in den vergangenen Jahren an der Vergrößerung des regionalen Netzes gearbeitet hat. „Allein für mein Gemeindegebiet waren mehr als 20 mühsam verhandelte Einzelvereinbarungen notwendig“, sagt Hinterdorfer, selbst Mountainbiker wie der wahlkämpfende SPÖ-Abgeordnete Wolfgang Moitzi: „Hier im Murtal wird sehr viel Herzblut hineingelegt, aber das Angebot für die Sportler darf nicht vom Herzblut einzelner Bürgermeister abhängen.“ Während eine generelle Öffnung in Deutschland, Italien, der Schweiz und weiteren Ländern längst Realität sei, hinke Österreich hintennach.

„Öffnung aller Forststraßen gehört gesetzlich geregelt, bei aller notwendigen Rücksichtnahme auf die Forstwirtschaft oder die Jagd“: Naturfreunde-Bundesvorsitzender Andreas Schieder
„Öffnung aller Forststraßen gehört gesetzlich geregelt, bei aller notwendigen Rücksichtnahme auf die Forstwirtschaft oder die Jagd“: Naturfreunde-Bundesvorsitzender Andreas Schieder © KLZ / Josef Fröhlich

Naturfreunde-Bundesvorsitzender und EU-Parlamentarier Andreas Schieder betont den Respekt vor persönlichem Eigentum. Deshalb müsse es bei einem neuen Gesetz selbstverständlich sein, etwa auf Forstinteressen wie befristete Waldsperren für Holzarbeiten oder die Jagd Rücksicht zu nehmen und Haftungsfragen zu klären. Der Nutzen für den Tourismus ist auch für die ÖVP ein Argument, die traditionell jedoch auch besonders die Interessen der Land- und Forstwirtschaft im Auge hat. „An diesen Interessen ist letztlich auch vor Jahren eine Lösung gescheitert, die in greifbarer Nähe war“, so Schieder.

Machen Stimmung für eine generelle Öffnung von Forststraßen für Mountainbiker: Erwin Hinterdorfer (Bürgermeister St. Margarethen bei Knittelfeld), Naturfreunde-Bundesvorsitzender Andreas Schieder sowie die wahlkämpfenden SPÖ-Nationalratskandidaten Wolfgang Moitzi und Melanie Brunner
Machen Stimmung für eine generelle Öffnung von Forststraßen für Mountainbiker: Erwin Hinterdorfer (Bürgermeister St. Margarethen bei Knittelfeld), Naturfreunde-Bundesvorsitzender Andreas Schieder sowie die wahlkämpfenden SPÖ-Nationalratskandidaten Wolfgang Moitzi und Melanie Brunner © KLZ / Josef Fröhlich

Während sich die Naturfreunde mit ihren rund 160.000 Mitgliedern für die komplette Freigabe von Forstwegen stark machen, sieht es beim Alpenverein mit seinen mehr als 700.000 Mitgliedern anders aus. In einem Positionspapier aus dem Jahr 2015 wurde zwar noch die „generelle Öffnung“ der Forstwege gefordert, im aktuell gültigen Papier aus dem Jahr 2022 sieht das jedoch anders aus. Hier ist nur mehr die Rede von „Konzepten zur raschen Öffnung weiterer Forststraßen“. René Sendlhofer-Schag, Mountainbike-Sprecher des Alpenvereins: „Unsere Meinung hat sich in dieser Frage um 180 Grad gedreht.“

„Beim Thema Mountainbiken gibt es historische Kommunikationsprobleme“: René Sendlhofer-Schag, Mountainbike-Sprecher des Österreichischen Alpenvereins
„Beim Thema Mountainbiken gibt es historische Kommunikationsprobleme“: René Sendlhofer-Schag, Mountainbike-Sprecher des Österreichischen Alpenvereins © Kk

Ziel des Alpenvereins sei, „möglichst viel für Mountainbiker freizugeben, aber es muss gelenkt sein. Es braucht Zonen, wo Ruhe herrscht“. Dass Österreich viel restriktivere Mountainbike-Gesetze als andere Länder habe, liege an einem „historischen Kommunikationsproblem“: „In Österreich wurden Mountainbiker von vielen Interessensvertretungen von Anfang an als Störfaktor kommuniziert.“ Das ändere sich langsam, eine plötzliche generelle Öffnung drohe aber aufgebautes Vertrauen wieder zu zerstören.