Wie passt die Couch, die ich vielleicht kaufen möchte, in meine Wohnung? Wie wirkt die Traumküche, die ich mir wünsche, in meinem Haus? Wer seinem Vorstellungsvermögen auf die Sprünge helfen will, hat schon jetzt Möglichkeiten dazu, braucht dafür allerdings meistens Apps oder spezielle Geräte.

Alles virtuell ausprobieren

Zwei Fohnsdorfer sorgen dafür, dass jeder Smartphone-Besitzer auf einfache Weise sein Umfeld mit virtuellen Objekten anreichern kann. Diese Technologie nennt sich „Augmented Reality“ (AR). Einfach auf einen Link oder QR-Code klicken, mit der Handykamera in den Raum schwenken und schon lässt sich ein virtuelles 3D-Modell der begehrten Sitzgruppe im Raum platzieren. Die Technik funktioniert nicht nur mit Möbeln, sondern mit allen Gegenständen. Wie passen mir die Sonnenbrillen, die Schuhe oder die Ohrringe, die ich im Internet entdeckt habe? Wie macht sich der Whirlpool auf meiner Terrasse? Alles lässt sich online probieren und ansehen. Onlinehändler hoffen, mithilfe von AR nicht nur die Umsätze anzukurbeln, sondern auch die Rücksenderaten zu senken.

Die Anfänge

„Zu beschäftigen begonnen haben wir uns mit dieser Technologie aus Spaß“, sagt Manuel Messner (25). Mit seinem Bruder Marco hat er vor Jahren einen Online-Schmuckshop betrieben und erste virtuelle Experimente gemacht. „Wir haben Filter selbst programmiert und sind immer tiefer in dieses Thema hineingekommen“, so Manuel Messner. Das Brüderpaar aus Fohnsdorf begann mit dem Programmierer Stefan Sprenger aus Salzburg zusammenzuarbeiten, 2021 kamen erste Aufträge herein: „Wir haben in dieser Entwicklungsphase zwar so gut wie nichts verdient, aber wir haben gesehen, dass es einen Markt dafür gibt“, so Messner, der in Krems Internationales Management und Digitalisierung studiert hat, während sein Bruder die FH für Industriewirtschaft in Kapfenberg absolviert hat.

Die beiden und ihr Geschäftspartner Stefan Sprenger gründeten Ende 2021 in Wien die Mazing GmbH. Man begann, mögliche Kunden durchzurufen, holte sich viele Absagen, musste sich vom einzigen Mitarbeiter wieder trennen. Doch das Trio blieb dran, und es stellten sich namhafte Kunden wie Spar, Toshiba oder Otto-Versand ein.

Investor klopfte an

Zu einer Begegnung mit positiven Folgen kam es bei der TrendSet-Messe 2022 in München. Die jungen österreichischen Unternehmer trafen auf Vertreter des in Los Angeles ansässigen Möbelherstellers Modus Furniture International. Die Amerikaner wurden nicht nur zu Kunden: „Es kam eines Tages zu einem Treffen, bei dem uns zu unserer eigenen Überraschung eine Investition in unsere Firma angeboten wurde“, so Manuel Messner. Nach mehreren Verhandlungsrunden und üblichen Überprüfungsvorgängen kam es schließlich zur Unterschrift. Eine sechsstellige Summe habe die US-Firma investiert, berichtet man bei der inzwischen auf zwölf Mitarbeiter angewachsenen Mazing GmbH.

„Die weltbesten Einkaufserlebnisse“

Und jetzt? „Den Fokus auf unser Produkt bewahren und weiter an der Qualität arbeiten“, so Messner. Das bedeutet, das Produkt soll möglichst wenig Speicherplatz in Anspruch nehmen und Top-Ergebnisse liefern, die möglichst nahe an der Realität sind – damit interessierte Käufer letztlich auch wirklich zuschlagen. Die Vision der Mazing GmbH formuliert Manuel Messner so: „Wir wollen die weltbesten Einkaufserlebnisse liefern.“ Es sei nur noch eine Frage der Zeit, bis Produkte im Internet hauptsächlich mit Augmented Reality statt mit Fotos beworben werden.