Der wirtschaftliche Aufschwung lässt auf sich warten, entsprechend durchleben viele Unternehmen derzeit fordernde Zeiten. Eine Ausnahme bildet der voestalpine-Standort Zeltweg, der auf Eisenbahnsysteme spezialisiert ist und dessen Produkte weltweit gefragt sind. „Eigentlich hat alles mit der Trennung unserer Sparten Bergbautechnik und Eisenbahn sowie der Internationalisierung in den 1990er-Jahren begonnen“, erläutert Günter Neureiter, Geschäftsführer des Bereichs Railway Systems. Weiterentwickelt habe sich auch die Technologie: von Weichen über Weichensysteme zu smarten, intelligenten Weichenlösungen.
So breit wie heute das Produktangebot sei, so unterschiedlich sei der Bedarf bei den Bahnen. „Die ÖBB oder die SBB (Schweizer Bundesbahnen, Anm.) etwa nutzen bereits moderne Gleis- und Weichensysteme. Hier liegt die Herausforderung darin, auch durch verstärkte Nutzung der Digitalisierung mehr Verkehr aufs Gleis zu bringen, die Bahnnetze also noch stärker auszureizen“, erklärt Neureiter. Und darauf müssen Schienen (sie werden am Standort Leoben gefertigt), Weichen, aber auch die Signaltechnik ausgelegt sein. Bei der Instandhaltung spielt mittlerweile die Smart-Technologie eine zentrale Rolle: Vereinfacht gesagt kann etwa eine Weiche mit mehreren Sensoren ausgestattet sein, die stetig eine Reihe von Werten auslesen. Erreicht ein Wert eine bestimmte Grenze, schlägt die dahinterliegende Software sofort Alarm. Die jeweilige Eisenbahngesellschaft kann reagieren, bevor es zu einer Störung kommt.
Gefragt sind Produkte vom voestalpine-Standort Zeltweg ebenso bei Höchst- und Hochgeschwindigkeitsnetzen. So liefert die voestalpine derzeit Antriebs-, Verschluss- und Weichensysteme für „High Speed 2“, eine Strecke zwischen London und Birmingham. Schon jetzt verbindet „High Speed 1“ den Ärmelkanal mit London. Ab 2030 sollen Züge dann Passagiere mit mehr als 300 km/h vom Süden in die Mitte der Insel bringen können. Neureiter prognostiziert: „Die Zahl an Höchst- und Hochgeschwindigkeitsstrecken wird zunehmen, allein um schnelle Verbindungen zwischen den Ballungsräumen zu haben und deshalb den Flugverkehr reduzieren zu können. Trotzdem wird die bessere Ausstattung der existierenden Netze Hauptaufgabe bleiben.“
Treibfeder für Innovation
Ihren Anteil im wörtlichen Sinn hat die voestalpine auch bei den Koralm- und Semmeringbasistunnel mit Hochgeschwindigkeitsweichen, Hochleistungs- oder High-Tech-Schienen. „Für Österreich sind das natürlich Jahrhundert-Projekte. Für uns ist es nicht das erste Großprojekt, wir haben etwa auch für den Gotthard-Tunnel in der Schweiz Gleise geliefert. Die neue Südbahnstrecke inklusive Koralmtunnel ist aber jedenfalls ein Referenzprojekt für uns und eine wichtige Triebfeder für Innovation.“
Der wirtschaftliche Erfolg mache die voestalpine auch zu einer attraktiven Arbeitgeberin in der Region, erzählt der Geschäftsführer. Obwohl das Obere Murtal ein Abwanderungsgebiet sei und das Arbeitskräfte-Potenzial durch geburtenschwächere Jahrgänge kleiner werde, sei das Interesse im Unternehmen zu arbeiten groß. In Summe beschäftigt die voestalpine am Standort Zeltweg derzeit gut 800 Vollzeitarbeitskräfte.