Klein, aber fein. So lässt sich die Buchhandlung „Steinberger Hof“ in der Knittelfelder Kirchengasse am besten beschreiben. Viele Kunden sind erfreut über das Angebot, das sie auf den gerade einmal 90 Quadratmetern vorfinden. Der Schwerpunkt liegt auf Kinderbüchern, aber Bücherfreunde finden auch aktuelle Belletristik vor.
Betrieben wird der gleich neben der Stadtpfarrkirche gelegene Laden von Jasmin und Hans Hoffmann. Der für eine Buchhandlung ungewöhnliche Name „Steinberger Hof“ entpricht dem Vulgonamen jenes Anwesens in St. Johann am Tauern, auf dem die beiden lange gewohnt haben. Seit rund zwei Jahren leben die gebürtigen Deutschen nicht mehr in der Region, sondern auf der norddeutschen Insel Rügen, wo sie ebenfalls eine Buchhandlung betreiben.
Das Geschäft in Knittelfeld geben Jasmin Berger und Hans Hoffmann mit Ende Jänner auf. „Nachdem wir aus der Region weggezogen sind, haben wir versucht, die Buchhandlung mit angestelltem Personal weiterzuführen, aber das geht sich leider wirtschaftlich nicht aus“, bedauert die Chefin. Sie liebe den Laden und es tue ihr leid, ihn nicht weiterbetreiben zu können. „Wenn sich ein Nachfolger findet, freuen wir uns, ansonsten beginne ich Ende Jänner alles auszuräumen.“
„Supergutes Stammpublikum“
Bis zum Umzug von St. Johann nach Rügen habe das Ehepaar zwei Drittel der Arbeitsleistung selbst erbracht, so sei die Buchhandlung auch wirtschaftlich zu führen gewesen. „Wir haben hier ein supergutes Stammpublikum, einen Online-Buchhandel und einen noch ausbaufähigen Schulbuchvertrag“, so Jasmin Berger. Voraussetzung für Interessenten seien neben einer Leidenschaft für Bücher eine „Ahnung von Finanzplanung und Buchhaltung“. Interessenten, die den Laden in Knittelfeld übernehmen möchten, können sich an die Betreiber wenden (Tel. 03512-71 3 74 oder Mail hans-hoffmann@aon.at).
Im konkreten Fall waren persönliche Gründe für den Rückzug ausschlaggebend, doch Buchhandlungen seien zunehmend wirtschaftlich gefährdet, warnt die Wirtschaftskammer. „In vielen mittelständischen Buchhandlungen sehen wir die fehlende Nachfolgeperspektive“, sagt etwa Friedrich Hinterschweiger, Bundesobmann des Fachverbandes Buch und Medienwirtschaft. Hinterschweiger betreibt selbst seit 40 Jahren eine Buchhandlung in Murau, überblickt aber den gesamtösterreichischen Markt. Zu schaffen machten der Branche „die Verteuerungen von Papier, Energie und Transport, hohe Personalkosten und die problematische Preisgestaltung“, fasst er zusammen.
„Am Abgrund“
Hinterschweiger erneuert die Forderung an die österreichische Politik nach einer deutlichen Senkung der Umsatzsteuer auf Bücher, die im Rahmen der EU-Mehrwertsteuerrichtlinie rechtlich möglich sei. Die Zahl der Buchhandlungen sei schon stark gesunken (siehe Infobox). Die wirtschaftliche Existenz der Buchhandlungen als „geistige Tankstellen“ würde am Abgrund stehen, Hinterschweiger sieht als Folge gar die „Kulturnation Österreich“ in Gefahr.